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Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 27. Jul 2020, 14:37
von Simsim
Durch Zufall stieß ich auf diesen Pilgerbericht von vor 20 Jahren. Sehr interessant, die Unterschiede zu heute zu lesen....z.b. über Herbergen mit kalten Duschen etc.

https://www.rudolf-josef-fischer.de/pil ... kber4.html

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 27. Jul 2020, 16:41
von pilger0815
Auch seine anderen Berichte sind informativ und lesenswert.
Mit etwas mehr Show und zeitlich etwas später (2001) hat auch ein Herr Kerkeling diese Zeit gut dokumentiert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_bin_dann_mal_weg

Ach ja die "gute alte Zeit" (c) ;).
Um ehrlich zu sein, war eine dauerhaft kalte Dusche auch im Jahr 2000 schon ein seltener Zustand. Für 20-30 Pilger waren die sehr häufig installierten Elektroboiler jedoch viel zu klein dimensioniert, weshalb nach ersten ~5 eine längere kalte Phase folgte. Um 18:00Uhr oder kurz vor dem Schlafengehen war es meist warm.
Am häufigsten kalt (defekt!) waren die Duschen in der Herberge San Juan de Ortega in den Ocabergen kurz vor Burgos. San Bol (hinter Burgos) hatte gar keine sanitären Einrichtungen. Gleiches in Manjarín (Montes de León).

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 27. Jul 2020, 16:51
von Gertrudis
Hm. 1988 war "keine Dusche" ganz normal, kalte Dusche oder Wasserschlauch erfreulich und warme Dusche (wie in Santo Domingo de la Calzada) war absoluter Luxus :lol:
Ich habe ausführlicheTagebücher von damals,(auch 1990,1992) natürlich handgeschrieben, manchmal habe ich schon gedacht, ich könnte es mal abtippen, ist ja nun doch schon was Historisches ;)
Aber ob das denn jemanden interessieren würde..

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 27. Jul 2020, 17:49
von Simsim
:) jaaaaaa, das wär ein Bestseller !!!!

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 28. Jul 2020, 09:27
von Via2010
Liebe Gertrudis,

wenn ich alleine sehe, was sich auf meinen Caminos seit 2006 verändert hat, denke ich ein Pilgerbericht aus den 90ern wäre ein wertvolles historisches Dokument. Ich würde das sehr gerne lesen.

Hätte ich mehr Zeit, würde ich hier im Forum vielleicht auch einmal meine Beobachtungen auf den Wegen im Wandel der Jahre einstellen.

BC
Alexandra

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 28. Jul 2020, 09:32
von Frau Holle
Gertrudis hat geschrieben: 27. Jul 2020, 16:51 Ich habe ausführlicheTagebücher von damals,(auch 1990,1992) natürlich handgeschrieben, manchmal habe ich schon gedacht, ich könnte es mal abtippen, ist ja nun doch schon was Historisches ;)
Aber ob das denn jemanden interessieren würde..
Oh, definitiv!

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 28. Jul 2020, 10:30
von Berthold
Gertrudis hat geschrieben: 27. Jul 2020, 16:51
Ich habe ausführlicheTagebücher von damals,(auch 1990,1992) natürlich handgeschrieben, manchmal habe ich schon gedacht, ich könnte es mal abtippen, ist ja nun doch schon was Historisches ;)
Aber ob das denn jemanden interessieren würde..
Da würde auch ich meine sonstige Zurückhaltung aufgeben. Ich gestehe: ich bin eigentlich nicht sonderlich interessiert an Pilgerberichten aus neuer Zeit, sofern sie die vielbegangenen Wege betreffen. Aber ein authentischer Bericht aus der Zeit, als der Jakobsweg quasi wiederbelebt wurde - und dazu noch verfasst von einer schreibgewandten Pionierin - wäre etwas ganz anderes.

Sollte es eines crown-fundings bedürfen, um das Projekt zu verwirklichen - ich wäre dabei :D

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 28. Jul 2020, 10:52
von Uti
Da schließe ich mich meinen Vorschreibern an, Gertrudis :D

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 28. Jul 2020, 11:31
von Simsim
Ich fand es z.b. sehr interessant in dem von mir verlinkten Bericht zu lesen, dass der CF schon vor 20 Jahren als total überfüllt bezeichnet wurde (bei 60-80 Pilgern täglich im Sommer!) und wie grausam unachtsam offenbar mit den meist kostenlosen oder sehr billigen Refugios umgegangen wurde. Da hatte ich ein völlig anderes Bild....so ein bisschen den damaligen solidarischen Pilgergeist idealisierend.....ich dachte dass die sehr einfachen Unterkünfte sorgsam von den Pilgern selbst in Ordnung gehalten wurden und dort z.b. Essen für die Nachfolgenden dagelassen wurde.

Also Gertrudis, ich denke Dein Buch :D , wenn Du es denn schreibst, wär ganz sicher ein voller Erfolg, vor allem wenn es um den CF geht.

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 28. Jul 2020, 11:43
von Gertrudis
O je, was hab ich mir da eingefangen :oops:

Aber natürlich, wer hat schon noch Ramon in Torres del Rio erlebt oder die schwarzgekleideten Frauen in Galizien, wie sie mit ihrer Kuh und einem einfachen Holzpflug die Kartoffeln geerntet haben, oder wie Rabanal noch ein fast völlig verlassenes Bergdorf war...

Zur Zeit habe ich allerdings mehr als genug Anderes zu tun. Im Winter könnte ich mir eher vorstellen, die alten Tagebücher mal rauszuholen :D

Tatsächlich hatte ich damals (so um 1990) die Idee, ein Buch über den Camino zu schreiben. Hatte auch schon angefangen damit. Aber dann erschien das Buch von der Carmen Rohrbach, die etwa zur gleichen Zeit wie ich dort war und zum Teil genau die gleichen Erlebnisse beschrieb, und da dachte ich, wenn es jetzt eh schon ein so schönes Buch gab, brauchte ich mir ja die Mühe nicht mehr zu machen. Und 1 Buch (oder 2, es gab noch das von Aebli) über den Camino sollten doch genügen, dachte ich, damals... :lol:

Also noch ein bisschen Geduld! Aber ich freue mich natürlich über Euer Interesse!
Gertrudis

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 28. Jul 2020, 17:39
von Icecube84
Ja mach das Gertrudis.
Ich hab erst vor nen paar Tagen das Buch von der Carmen beendet und fand es schon interessant.
Für mich isses schwer vorzustellen wie leer und anders der Weg damals war und es is toll darüber zu lesen.

BC
Jani

Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 7. Aug 2020, 13:42
von Bicigringo
Den Zeitungsartikel hat mir gestern eine Freundin aus Castrojeriz übermittelt. Amancio, 88 Jahre alt, Kultstatus, Besitzer der Tienda an der Plaza Mayor in Castrojeriz im Interview:
https://i.ibb.co/WFbV3pR/ED55-C507-FD29 ... 96-A26.jpg (spanisch)

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 7. Aug 2020, 15:45
von Matten
Hallo Gertrudis

Dein Buch über den Camino von vor 30 Jahren würde ich gern lesen.
Bitte mach Dich ans Werk. Bei der aktuellen Hitze kann man eh nur drin sein 😂

Ich bin gespannt
Martin

Un nich vergeeten: Snutenpulli umtüdeln 😷

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 7. Aug 2020, 17:49
von Shabanna
Durch die Vorfreude auf die alten Jakobsweggeschichten von Gertrudis ist mir auch eine andere Pilgerin wieder eingefallen. Ich weiß nicht, ob es sie irgendwo noch gibt und ob sie vielleicht sogar ab und zu hier mitliest. Mein Gefühl sagt mir, dass sie nicht mehr auf Jakobswegen unterwegs ist. Wie viele von uns war sie eine Suchende und vielleicht ist sie längst angekommen.

Wir verfolgten ihre Berichte mit angehaltenem Atem. Es ist heute nicht mehr vorstellbar, aber damals (so um 2008) gab es noch kaum Weblogs, erst recht keine Vlogs und all sowas. Aber es gab das Pilgerforum. Sie war eine der ersten, die ihre Tagebücher so detailliert öffentlich machte. Ich las ihre Geschichten immer und immer wieder. Sie war mit ein Grund, warum ich 2009 dann voller Neugierde und Sehnsucht selbst loszog.

Kurz hatte ich grad Panik, ich erinnerte mich nicht mehr an die URL. So lange hab ich ihr keinen Besuch mehr abgestattet.

But here she is: https://peregrina29.wordpress.com/

Einige wenige unter euch werden sich noch erinnern. Für die anderen: Vielleicht habt ihr Lust mal reinzuschauen. So lange bis Gertrudis dann die richtig alten spannenden Geschichten auspackt ;)

LG,
Andrea

Re: Camino Frances im Jahr 2000

Verfasst: 5. Sep 2020, 11:51
von Pilgerfan
Ich bin 2002 von St Jean Pied de Port nach Finisterra gegangen. An kalte Duschen kann ich mich nicht erinnern, nur das darum gebeten wurde nicht zu lange zu duschen, damit andere auch noch warmes Wasser haben.
Irgendwo durften wir die Wäsche nur draußen am Bach waschen, ökologisch sinnig war das nicht so ...
Damals im September waren wir so 30-40 Pilger*innen, ein Bett zu bekommen war kein Problem, außer bei den letzten 100 km. Da musste ich prompt in einer kalten Turnhalle übernachten.
Nach Finisterra waren wir nur 4 Personen und es gab nur 2 Herbergen auf den Weg, d.h. eine Strecke war ca 40 km.
An rücksichtsloses Verhalten kann ich mich nicht erinnern, die 30-40 Personen hatten eigentlich sehr auf die anderen geachtet.
Eine Herberge wurde um 22 Uhr vom Hospitalliero von außen abgeschlossen und dann erst um 6 wieder aufgeschlossen, d.h. wir waren eingeschlossen. Vom Brandschutz war das nicht so sinnig.
Aus Deutschland waren zu der Zeit fast nur Menschen aus katholischen Gegenden unterwegs. In meiner damaligen protestantischen Heimat, hatte ich irritierte Blicke geerntet als ich von meiner Pilgerreise berichtet habe.