Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
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Matt Merchant
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Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Matt Merchant »

Liebe Forianer*innen,

die Diskussion in einem Nachbarthread über ein Kloster am Mosel-Camino, das ich aufgrund dortiger politisch-ideologischer Grenzüberschreitungen zu meinen 'No-Go'-Orten zähle, inspiriert mich zu einem eigenständigen Thread:

Her mit Euren Anti-Tipps: den schlimmsten Orten, größten Zumutungen und 'Worst-Case-Experiences' Eurer Wege...
Vielleicht schaffen wir es auf diese Weise ja, ein Kompendium an Anlauftipps für all jene zusammenzubekommen, die vorhaben, den ultimativen Albtraum-Camino zu laufen.

[Dabei versteht es sich aber bitte von selbst, dass dieser Thread für keinen Betrieb am Weg unverdient geschäftsschädigend sein soll... Sollte dies drohen, wäre eine geschickte Anonymisierung der entsprechenden Anekdote sehr nett.]
Zuletzt geändert von Matt Merchant am 25. Okt 2021, 14:43, insgesamt 1-mal geändert.
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
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Matt Merchant
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Matt Merchant »

Ich fang' mal an - und repetiere dafür gerne eine Episode, die ich bereits im Rahmen des 'Sex'-Threads mit Euch geteilt habe:
Mein übelster Ort bislang waren die völlig verwahrlosten Zustände in San Bol anno 2007, das anfangs wunderbar atmosphärisch wirkte, dann jedoch ins Groteske kippte:

Manche(r) mag sich daran erinnern, dass die berühmte Quell-Oase in jenen Jahren ein veritables Hippie-Camp war. Ich erlebte San Bol dementsprechend zunächst als einladend und unverkrampft. Doch dann kamen drei Wermutstropfen ins Spiel: Erstens wurde ersichtlich, dass die jungen Hospitaleros bei der Aufnahme der Übernachtungsgäste eine Art der Selektion nach Fun- und Attraktivitätsgrad betrieben - und andere wiederum des Weges schickten. Zweitens avancierten die Abende und Nächte dort zu halluzinogenen Happenings, die bei meinem Besuch damit endeten, dass sich die Hospitalero-Hippies durch manches Zelt kopulierten - und zwar so lautstark, dass mancher Pilger sicher später beschwerte, er habe kein Auge zugetan. Drittens schließlich, eine persönliche Enttäuschung: Damals wollte ich dort zwei erholsame Tage lang verweilen. Und an Tag Nummer zwei wurde schließlich auch ich am frühen Nachmittag forsch vor die Tür gesetzt: "You have to go!" Bezeichnenderweise, nachdem ich zwei Stunden lang das gesamte Geschirr des Vorabends abgewaschen hatte. Hinterher fiel auch ich, wie es aussieht, gnadenlos der Selektion des Hauses zum Opfer... :-(

Mittlerweile soll es sich dort aber massiv verbessert haben.
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Icecube84
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Icecube84 »

Mein Worst-Case-Ort is definitiv die öffentliche Herberge in Teo (aufm Portugués)
In der ganzen Herberge stank es nach Fäkalien. Dann gabs wohl zusätzlich noch nen Abfluss-Problem in der Küche und die Duschen waren voll Schimmel. Bei den Jungs waren Kakerlaken.
Wir haben den Nachmittag in der anderen Herberge verbracht, haben uns dabei unsere Herberge schön getrunken und sind zum schlafen wieder zurück gegangen...

Das war 2019. Vielleicht isses inzwischen wieder ok.
Buen Camino,
Jani

Camino francés / Pilgerweg McPomm / Camino portugués / Jakobusweg Lüneburger Heide / Via Scandinavica
Eifel-Camino
tsetse
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von tsetse »

Ich übernachte gerne im Stroh, weil das so ursprünglich und weich und duftend ist und ich dort herrlich schlafen kann.
Allerdings hatte ich 2009 eine schlaflose Nacht auf einem Bio-Bauernhof mitten in der Schweiz. Den Ort verrate ich nicht.

Die Dusche war ein seltsamer bauchnabelhoher Trog. Vielleicht wird er normalerweise zum Abbrühen von Schweinen verwendet?
Jedenfalls war es eine Herausforderung für mich, mir beim Rein- und Rausklettern aus diesem engen, rutschigen Ding nicht den Hals zu brechen. Ich hab das erst ein paar Mal angezogen geübt, bevor ich mich dann nass und nackelig drangewagt habe :oops:

In den betonierten Einzelboxen der Kühe (diese waren im Sommer natürlich auf der Weide :-) ) gab es jeweils nur eine handbreit Stroh als Unterlage.
Ich habe das Stroh aus mindestens 10 Boxen zusammengetragen, trotzdem war es beim Liegen noch schrecklich hart und - aufgrund des Betons - eisig kalt. Militärdecken gab es keine.

Und das Frühstück war wenig und teuer...

Ich hoffe, dieser Bio-Bauernhof behandelt seine Tiere besser als seine Übernachtungsgäste :roll:
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Simsim
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Simsim »

Ja, das sind natürlich zumeist sehr persönliche Erlebnisse und Augenblickaufnahmen, trotzdem ein spannendes Thema 🙂.
Bei mir gabs so ein worstcase in der Kultherberge Ave Fenix in Villafranca de Bierzo. So um 2010. Es war eigentlich alles soweit ok, bis auf das undichte Dach, aber als ich am frühen Morgen ( um 7 und es war schon hell), aufbrechen wollte, war alles verrammelt und man konnte nirgends von innen öffnen. Ich hab starke Klaustrophobie,, bekam Panik und bin völlig ausgerastet, d.h. ich rief laut nach irgendwem, der die Tür aufmacht (nicht auszudenken, wie das im Notfall wäre, wenn alle eingeschlossen sind). Es dauerte eine halbe Stunde, bis sich der berühmte Herbergsbetreiber aus dem Nachbarhaus in die Herberge bequemte und die inzwischen vollständig versammelte Pilgerschar befreite. Wir (Jesús Jato und ich) lieferten uns eine gesegnete Schreierei, das artete in ein allgemeines Gezeter aus, die einen waren meiner Meinung, die anderen dagegen....also es war ein richtig lebendiger Tagesanfang und ich setzte künftig nie wieder einen Fuß in dieses Haus.
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Simsim
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Simsim »

Ah, da fällt mir noch was ein in Sachen Klaustrophobie.....das war viel schlimmer, aber da konnte niemand was dafür....es war in einer Herberge in Triacastela, vor Urzeiten, da gab es nur zwei Unterkünfte dort.
Ich musste nachts aufs Klo und schließe nie Klotüren ab, eben wegen der Klaustrophobie, aber um niemand mit Geräuschen zu stören, machte ich die Tür zu. Als ich wieder rauswollte hatte der Turdrücker keine Verbindung mehr zum Schließer, also die Tür blieb zu. Ich war natürlich sofort total in Extremzustand und machte einen Höllenlarm. Das Szenario war unglaublich: Um 1 Uhr nachts wurde die ganze Familie der Besitzerin geholt, jemand redete mir gut zu, während die anderen mit schwerem Werkzeug die Tür aufbrachen. Schließlich lag ich der Hospitalera heulend in den Armen und seither lehne ich alle Klotüren nur noch an.....
Genug geschlafen hatte in der Nacht wohl kaum einer....
caminoxyz
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von caminoxyz »

Auf dem Camino del Norte gab es ein abrissreifes Haus, wo im Schlafzimmer Schimmel an den Wänden war.
Bei irgendeiner Klosterpilgerherberge, auch auf dem Norte, hatte mir jemand die Story erzählt, dass eine Mönch einen amerikanischen Pilger sexuell belästigt hatte.
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Via2010
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Via2010 »

Hallo,

definitiv die schlimmste Erfahrung war für mich die alte Pilgerherberge in Burgos, diese Holzbarracken im Park. Fenster nicht nur vergittert, sondern zusätzlich mit Maschendraht gesichert. Nachts eingeschlossen. Vier Etagenbetten aneinandergeschoben (kannte ich so vorher nur von den Barackenlagern in Dachau und Auschwitz, die ich als Schüler besichtigt hatte). Wenn es da gebrannt hätte …. Habe natürlich kein Auge zutun können. Gut dass diese Herberge Vergangenheit ist.

Dagegen war der alte "Schnarchsaal" in Roncesvalles ein angenehmer Kulturschock.

Sonst denke ich eher an sehr siffige Bars, z. B. in Vilambistia (CF) oder Riego del Camino an der Nationalstraße (Via de la Plata, war aber jüngst geschlossen). Da war man nur mit Schnaps, Kaffee (Wasser hat immerhin gekocht) oder Getränken in Flaschen/Dosen auf der sicheren Seite.

Andere Lokalitäten, z. B. die neue Herberge in Puerto de Bejár (aufgrund der Baufeuchte noch saukalt, keine Decken) oder die Herberge der vor 2 Jahren verstorbenen Sra. Elena in Carcaboso, waren zwar einfach bis heruntergekommen, hatten aber für mich durchaus ihren Charme.

Die Präferenzen sind sehr unterschiedlich. Ich bin in meinem bisherigen Pilgerleben nur aus drei Herbergen geflohen. Diese hatte Raimund Joos in seinen Führern allesamt wegen ihrer Atmosphäre besonders empfohlen, aber sie waren mir zu versifft/schmuddelig und die Betreiber zu eigenartig. Demgegenüber habe ich mich in manchen Herbergen, die bei ihm nicht so gut wegkommen, besonders wohlgefühlt. Daran sehe ich, dass Geschmäcker sehr verschieden sind.

Das habe ich übrigens auch immer bei den "Pilgerbewertungen" im Paderborner "gelben Heft" gedacht. Solange diese mit einer Fußnote/Nummer für den jeweiligen Einsender versehen waren, konnte man sich anhand deren Kritiken und eigener Empfindungen hervorragend für den weiteren Weg daran orientieren.

BC
Alexandra
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Simsim
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Simsim »

Und noch was 🙂: es fror und schneite am Cebreiro, und ich wollte mir die schöne, gemütliche, gut geheizten Xunta Herberge in Hospital gönnen (paar km weiter). Dort angekommen, war sie wegen Wasserausfall geschlossen und wir (ein paar nette zufällige Mitpilger) zogen weiter nach Alto de Pojo in die dortige Herberge. Die Bar war ok, mit Kaminfeuer, nettem Schäferhund und der Oma im Rollstuhl, aber die "Herberge" war triefend feucht, die Matratzen von unten schwarz vor Schimmel , es stank modrig und der Schlafsack war nach 10 Minuten ebenfalls feuchtkalt. Es gab eine Art Heizung, aber nur als Atrappe und das Duschwasser war laukalt.
Es war so krass, dass wir 5 Pilgerlein die Nacht wachten und versuchten uns mit Humor warmzuhalten.....immerhin....das war das Abenteuer fast schon wert.
Superfrauandrea
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Superfrauandrea »

meine schlimmste Erinnerung ist an die Herberge in Melide im Jahr 2007.
Dreckig, verschimmelt, Klo ohne Klo-Sitz (da wurde dann das Freistil-Scheis...n erfunden) und die Küche in einem unzumutbaren Zustand.
Wir (meine 22jährige Nichte und ich, damals 44jährig) machten uns trotz allen Grausens noch ein bisschen Spaß daraus. Die Herberge hat mich in den nächsten Jahren allerdings nie mehr wieder gesehen. Wäre aber neugierig, ob sie jemals saniert/renoviert wurde.
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Via2010
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Via2010 »

Hallo Andrea,

die Xunta-Herberge in Melide gehört auch zu meinen "Worst-Places". Unbelehrbar war ich allerdings insgesamt 3x da (das reicht jetzt definitiv).

2007 Anfang Juni war ich ebenfalls dort. Damals waren die Sanitäranlagen defekt und ein Pumpwagen musste an dem Nachmittag insgesamt 4x die Herberge ansteuern. Die Küche war zum abgewöhnen, so dass meine Mutter entgegen ihren sonstigen Gepflogenheiten an diesem Tag gerne auswärts essen wollte. Am Schlimmsten fand ich jedoch, dass die Schlafsäale riesig waren und laut. Man hörte jede Klotür, jedes Verdauungsgeräusch.

2011 im April war die Herberge etwas saniert worden. Man hatte Zwischenwände in Trockenbauweise eingezogen, die leider ein wunderbares Versteck für Bettwanzen boten. Das Hallproblem war allerdings gelöst. Das Küchenequipment war verschwunden, die Küche mithin sauber.

2018 im Juni, vom Primitivo kommend, war ich nochmals dort. Die Ausstattung war nochmals verbessert worden, allerdings war der Massenbetrieb dort für mich ein Kulturschock. Vor allem, da ich meinen Bereich des Schlafsaals mit jugendlichen Spaniern teilen musste, die sich benahmen, wie es halt Teenager auf Klassenfahrt tun. Das nächste Mal gehe ich definitiv in eine der vielen neu entstandenen Privatherbergen.

BC
Alexandra
Torsten
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Torsten »

Icecube84 hat geschrieben: 25. Okt 2021, 14:53 Mein Worst-Case-Ort is definitiv die öffentliche Herberge in Teo (aufm Portugués)
In der ganzen Herberge stank es nach Fäkalien. Dann gabs wohl zusätzlich noch nen Abfluss-Problem in der Küche und die Duschen waren voll Schimmel. Bei den Jungs waren Kakerlaken.
Wir haben den Nachmittag in der anderen Herberge verbracht, haben uns dabei unsere Herberge schön getrunken und sind zum schlafen wieder zurück gegangen...

Das war 2019. Vielleicht isses inzwischen wieder ok.
Kann ich jetzt aus 2018 und 2020 nicht so bestätigen. War zwar nicht die schönste Herberge, aber sauber war es. Außer der Kühlschrank ;)
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Frau Holle
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Frau Holle »

Wirklich schlimm finde ich die öffentliche Herberge in Fisterra. So eng gestellte Betten habe ich nie wieder gesehen. Die Dusche war offen und kalt, alles irgendwie ungemütlich und doof. Aber meim Unmut lag auch daran, dass es in Fisterra so viele so tolle Herbergen gibt und ich es dann irgendwie extradoof fand in der Öffentlichen zu sein und ich bin am Folgetag gern ausgezogen.

Die Herberge in Atapuerca war auf meinem ersten Camino ganz schlimm. Sehr schmutzig und eiskalt. Überall lagen tote Insekten auf den Betten- ABER: Wir waren an dem Tag zu viele Pilger für die Winterzimmer über der Bar und sie hat die Herberge für uns geöffnet, obwohl sie noch im Winterschlaf und entsprechend kalt und schmutzig war. Deswegen war es an sich gar nicht schlimm, aber es war so bitterkalt in dieser Februarnacht...
u l t r e i a
marcum
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von marcum »

Es ist langer, daher will ich mal davon ausgehen, dass sich die Zeiten geändert haben.
2003 habe ich auf dem Rückweg von meinem Camino einige Tage in der Alberge Ruesta am Camino camino Aragonés als Freiwilliger einige Tage ausgeholfen. Am Liebsten wäre ich schon nach einem Tag abgereist, aber ich musste es einige Tage aushalten, während ich meine Weiterreise organisierte. Die Hospitaleros, die von der spanischen Gewerkschaft CGT waren, haben ständig über die Pilger hergezogen und in der für damalige Verhältnisse durchaus eher höherpreisigen Herberge wurden eifrig Wein und andere Getränke, die übrig geblieben waren, zusammengeschüttet und am nächsten Tag wieder serviert. Ich habe mich sowas von geschämt und war froh weiterziehen zu können. Zum Glück hatte ich auf meiner Pilgerschaft jemanden von der CGT kennengelernt, der wohl dafür sorgt hat, dass andere Menschen sich um die Herberge kümmern.

In Erinnerung geblieben ist auch noch die gut ausgestattete, sehr neue Herberge kurz hinter Burgos (oder war es Leon) mitten im nirgendwo, der allerdings fließend Wasser und Toiletten fehlten, weil der korrupte Bürgermeister diese in sein eigenes Haus hatte einbauen lassen. Die Umgebung der Herberge war voller Häufen + Toilettenpapier. Ich meine gelesen zu haben, dass das sich mittlerweile allerdings geändert hat.
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Matt Merchant
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Re: Pest of Camino - Eure 'No-Go'-Orte und 'Worst-Case'-Tipps

Beitrag von Matt Merchant »

marcum hat geschrieben: 5. Mär 2022, 13:19 2003 habe ich auf dem Rückweg von meinem Camino einige Tage in der Alberge Ruesta am Camino camino Aragonés als Freiwilliger einige Tage ausgeholfen. Am Liebsten wäre ich schon nach einem Tag abgereist [...]
Großer Gott!
In Ruesta war ich auch, 2007, und durfte in der völlig überfüllten Herberge 11€ dafür berappen, quasi als "lebender Türvorleger" meine Isomatte im - ebenfalls überfüllten - kalt gefliesten Vorraum aufzuschlagen.
Mein dritter Tag als Pilger, da war ich noch herrlich naiv.

...Aber zumindest das Bier war frisch gezapft, damit hatte zuvor wohl noch niemand gegurgelt.
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