Wie ist das denn so in den Herbergen?

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
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Heikojoschi
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Wie ist das denn so in den Herbergen?

Beitrag von Heikojoschi »

Hallo an die erfahrene Pilgergemeinde, ich gehe Ende März das erste mal pilgern, genauer gesagt den CPo.
Ich kenne Jugendherbergen eigentlich nur von Schullandheimen und das ist schon ziemlich lange her. Mich würde mal interessieren:

- wie das so ist mit so vielen "fremden" in einem Raum...
- lasst Ihr alles Gepäck dort, wenn Ihr nochmals weggeht. Ist euch schon einmal etwas abhanden gekommen
- wie EUER Herbergsalltag aussieht
- und natürlich auch die eine oder andere interressante oder lustige Geschichte.
- natürlich interessiert mich auch was "man nicht macht" , was ist ein no Go in den Unterkünften

Natürlich gibt es im Netz viel darüber zu lesen. Aber eure persöhnlichen Erfahrungen sind bestimmt sehr hilfreich
Zuletzt geändert von Heikojoschi am 29. Jan 2022, 20:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Pater Norbert
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Re: Wie ist das denn so in den Herbergen?

Beitrag von Pater Norbert »

Hallo Heikojoschi,

kannst du das P noch ergänzen?

Pr = Primitivo
Po = Portugués
Pl = Plata

Dann fällt die Antwort leichter
Wer pilgert, wird von einem Virus infiziert, das nicht vergeht.
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Frau Holle
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Re: Wie ist das denn so in den Herbergen?

Beitrag von Frau Holle »

Hallo Heikojoschi

die Herbergen auf dem Weg sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie führen.
Es geht von "Tür auf, da ist dein Bett, Geld bitte, viel Spaß" bis zu "Toll, dass du da bist. Möchtest du was trinken, essen? Soll ich deine Blasen versorgen? Brauchst du etwas? Fühl sich wie zu Hause, wir essen nachher zusammen, ich freu mich dass du da bist"
Von "Es gibt Betten und Sanitäranlagen, der Zustand ist zwar nicht gut, aber passt schon" bis hin zu "alles neu und hochwertig, Regendusche und Bettwäsche".
Es gibt so viele verschiedene Herberge, da wirst du vieles sehen :)

Wie es mit vielen fremden in einem Raum ist?
Nun, am Anfang vielleicht ungewohnt, wenn man es nicht kennt in einem Mehrbettzimmer zu schlafen. Man hört natürlich Gerede, Geraschel und Geschnarche. Aber im Grunde will sich jeder bloß umziehen, entspannen. ausruhen und schlafen. Die meisten ziehen sich einfach um, die Scham verlieren die allermeisten nach wenigen Tagen. Geschlechtertrennung gibt es nur sehr selten.

Wenn du im März startest wirst du aber vermutlich selten "so viele Pilger in einem Raum" erleben.

Ich lasse mein Gepäck immer im Schlafsaal, da hat keiner Interesse dran. Was wichtig ist (Geld, Ausweise, Handy) nehme ich mit. Weggekommen ist mir noch nie etwas und ich habe es auch noch nie erlebt, aber es kann natürlich immer mal passieren. Vorsicht sollte man also walten lassen.
Ich habe daher meine Wertsachen nachts schon mal mit im Schlafsack oder unter dem Kopfkissen.

Mein Herbergsalltag sieht in der Regel so aus:
Ankommen, einchecken, Bett beziehen, duschen gehen, Wäsche waschen, im Winter und bei schlechtem Wetter im Bett entspannen und im Sommer draußen entspannen. Etwas kaltes trinken, abends kochen oder essen gehen. Danach ins Bett gehen.

Was man nicht macht:

- Stinkesocken an die Betten hängen zum Auslüften
- Rucksack aufs Bett stellen
- Ganz früh am Morgen laut seine Sachen packen und dabei mit Tüten rascheln

Solltest du sehr früh starten wollen ist es super lieb, wenn du deine Sachen am Abend schon so packst, sodass du am Morgen nur deinen Rucksack nehmen musst, dir den Schlafsack unter den Arm klemmst, dein Handy und das Ladegerät nimmst und ohne jemandem ins Gesicht zu leuchten aus dem Schlafraum schleichst. Du findest in der Herberge immer einen Ort, an dem du dann ungestört deinen Rucksack packen kannst.

Ansonsten musst du auf nichts Bestimmtes achten würde ich mal sagen :)
u l t r e i a
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Pater Norbert
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Re: Wie ist das denn so in den Herbergen?

Beitrag von Pater Norbert »

O.k., jemand hat mir geflüstert. dass es der Portugués ist.
Den Alltag hat Frau Holle schon beschrieben.
Bei den guten oder schlechten Herbergen hängt es an den Leuten, die auch da sind. Daher nenne ich vielleicht Herbergen, die Andere genau umgekehrt erlebten.
Meine Favoriten:
Rates
Portela de Tamel
Mos
Padron

In Caldas de Reis war ich im Balneario Acuna mit dem Pilgersonderpaket.

Mein: Muss nicht wieder sein ist Rubiaes
Wer pilgert, wird von einem Virus infiziert, das nicht vergeht.
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WoM
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Re: Wie ist das denn so in den Herbergen?

Beitrag von WoM »

Hola Heikojoschi,

eigentlich ist fast schon alles geschrieben und auch inhaltlich super - Frau Holle und Pater Norbert haben einfach schon ein paar tausend Pilgerkilometer in den Füßen!

Anfangs habe ich mir auch Sorgen um meine Sachen gemacht, aber es war immer alles da und Wertsachen immer am Mann oder wie schon erwähnt im Schlafsack oder Inlett.

Toll sind die Pilger, die morgens früh starten und man bekommt es kaum mit - richtig große Kunst! Aber es wird nervig, wenn Pärchen oder Freunde sich abends noch flüsternd austauschen - schnarchen kann man nur bedingt beeinflussen (Ohrenstöpsel nicht vergessen), aber nach "lichtaus" kann man auch still sein. "Lichtaus" kann manchmal schon recht früh sein - nach einer anspruchsvollen Etappe sind viele schon um 20 Uhr im Bett.

Solltest du eine Lampe mitnehmen, dann vielleicht eine mit Rotlicht - stört nicht so.

Nach 2-3 Nächten ist der Ablauf klar. Herbertsbewertungen können manchmal hilfreich sein, sind aber nicht immer aktuell.

Grüßle Wolfgang
Nach dem Camino ist vor dem Camino 8-)
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Ronald
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Registriert: 10. Okt 2019, 14:26

Re: Wie ist das denn so in den Herbergen?

Beitrag von Ronald »

Ja, auch ich werde öfter gefragt, ob es mich nicht nervt, mit so vielen Leuten in einem Raum zu schlafen.
Nein.
Ich gehe ja immer allein. Und nach einem langen Tag nur mit mir selbst fühle ich mich geborgen, wenn noch andere Mitpilger um mich rum sind. Wenn ich dann auch noch ganz allein bin (z.B. oft auf dem OekP), ist mir das zu einsam.
BC Ronald
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Gerhard.1
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Re: Wie ist das denn so in den Herbergen?

Beitrag von Gerhard.1 »

Meine Frau und ich waren ja, wie schon mehrfach erwähnt, immer zusammen auf den Caminos unterwegs.

Wenn die Möglichkeit gegeben war, einigermaßen günstig in Pensionen oder Privatquartieren im eigenen Zimmer übernachten zu können, gaben wir gerne dieser Variante den Vorzug, haben aber auch hin und wieder in Herbergen geschlafen. Für uns war das zwar oftmals nicht sonderlich geruhsam und fühlten uns morgens etwas gerädert. Störend empfanden wir hauptsächlich, wenn Pilger sehr früh, teilweise schon ab 4 Uhr, ihren Rucksack mit Geraschel packten, die Taschenlampe nutzten und natürlich auch da und dort öfters die Toilettenspülung zu hören war. Da war dann für uns ein erholsamer Schlaf kaum mehr möglich.

Andererseits war es aber auch sehr schön, wenn man in der Herberge Pilger und Pilgerinnen traf, die man unterwegs bereits gesehen und/oder kennen gelernt hatte und sich am Abend mit ihnen über die gemachten Erfahrungen austauschen konnte.

Auf Pilgerschaft sollte man einfach flexibel und tolerant eingestellt sein, um offen und bereitwillig alles hinnehmen zu können, auch wenn es nicht immer den eigenen Vorstellungen entsprechen mag. Wir wollen jedenfalls nichts davon missen, denn umso lebendiger bleibt die Erinnerung.

Buen camino
Gerhard
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