Via Baltica

Pilgerwege in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Pilgernovizin
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Re: Via Baltica

Beitrag von Pilgernovizin »

Ja, eigentlich wollte ich einfach losgehen... aber ich weiß von unserer eigenen Ferienwohnung und von mehreren Gemeindeunterkünften hier in unserer Gegend, dass an vielen Orten (zum Glück) ukrainische Frauen mit ihren Kindern untergekommen sind und dort wohnen. Daher war ein Anrufen doch teilweise sehr sinnvoll. Manchmal musste ich auch deshalb umplanen, was ich aber gerne getan habe und auch kein Problem war.
Ich suche noch etwas in Eppendorf oder Fuhlsbüttel (Hamburg). Die Frau vom Gemeindebüro in Fuhlsbüttel-Ohlsdorf meldet sich nicht zurück, nachdem sie mir gesagt hat, dass sie mich am Freitag nur aufnimmt, wenn ich bis 13.00 Uhr da bin, was unmöglich ist, auf die Nachfrage, ob ich am Samstag, 13.08. unterkomme, hat sie sich nicht mehr zurückgemeldet :( Eigentlich wollte ich bis Eppendorf laufen, aber die St. Johannis-Unterkunft ist an Ukrainer vergeben.
Hat jemand einen Tipp? Am liebsten nix kommerzielles....
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Pilger Franz
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Re: Via Baltica

Beitrag von Pilger Franz »

Ja, die Auswirkungen des unseligen Kriegs...
Ich finde, du machst das richtig, vorab zu telefonieren. Unwägbarkeiten gibt es viele.

Tipp für Ohlsdorf: Fasse dir ein Herz, sage in Ohlsdorf für 13 Uhr zu und fahre den letzten Teil der Tagesetappe mit der S-Bahn.
Den überbrückten Teil der Etappe kannst du entweder gut sein lassen (Pilger nutzt ja auch Fähre, wo er nicht laufen kann ;-)),oder du läufst ihn am nächsten Tag.

Kennst du diese Liste (Obacht, sie ist von 2013)?
https://jakobswege-norddeutschland.de/letule2013.pdf
BC
Franz
aufsechsbeinenunterwegs
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Re: Via Baltica

Beitrag von aufsechsbeinenunterwegs »

Hallo :)

Wir sind ab Anfang August auf der Via Baltica unterwegs, aber bestimmt auch manche Strecken auf dem E9 um ein bisschen Meer "abzubekommen" 😄 Wir beginnen in Hamburg und gehen dann quasi einfach Richtung Osten und schauen Mal, wie weit wir kommen und wo wir abkürzen. Einen Teil in Polen wollen wir aber auf jeden Fall laufen.

Mit dabei ist neben meinem Freund und mir (beide 23) auch noch unser Söhnchen (5), deshalb und weil es unsere erste Tour ist, wollen wir alles etwas entspannter angehen.

Gibt es hier auch Erfahrungen mit der Via Baltica, wenn man mit dem Zelt und einem ziemlich geringen Budget unterwegs ist? Dank des 9€-Tickets fallen die Abkurzstrecken ja immerhin nicht ins Gewicht. Aber gibt es an manchen Pilgerunterkünften auch die Möglichkeit, das Zelt aufzustellen?

Liebe Grüße aus Süddeutschland
Jannika
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Pilger Franz
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Re: Via Baltica

Beitrag von Pilger Franz »

Hallo Jannika,

Zelten an und bei den kirchlichen und Gemeindeunterkünften sollte kein Problem sein, Nachfragen vorausgesetzt. Zudem arbeiten sie meist auf Spendenbasis, sind also auch nicht teuer und für eine Kleinfamilie wegen Sanitär und Kochen usw. ohnehin angeraten.

Was ihr m. E. mit eurem Kerlchen einplanen solltet: die Fahrt mit dem Molli. Diese Dampfeisenbahn fährt von Ostseebad Kühlungsborn nach Bad Doberan, eine nostalgische Gaudi. Kühlungsborn liegt nicht am Jakobsweg, Busse von z. B. Neubukow fahren dorthin.
BC
Franz
Pilgernovizin
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Re: Via Baltica

Beitrag von Pilgernovizin »

Hallo Jannika,
Dann werden wir uns irgendwo begegnen! Ich laufe im gleichen Zeitraum von Ost nach West!
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Pilger Franz
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Re: Via Baltica

Beitrag von Pilger Franz »

Heike Götz, die das schöne Büchlein über ihren Pilgerweg
auf der Via Baltica geschrieben hat, nun auch im NDR-Interview:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 28916.html

Find ich gut.
BC
Franz
aufsechsbeinenunterwegs
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Re: Via Baltica

Beitrag von aufsechsbeinenunterwegs »

Wir sind nun also unterwegs :)

Die Anreise war abenteuerlich.
Eigentlich war der Flixtrain von Stuttgart nach Hamburg angedacht, so dass wir um kurz vor 23Uhr am 4.8. in Hamburg angekommen waren. Na ja, 20 Minuten bevor wir loswollten kam die Nachricht, dass der Zug ausfällt :roll:
Dann fing das große Recherchieren an, wie kommen wir jetzt möglichst schnell und sinnvoll nach Hamburg?

Entschieden haben wir uns für unseren allerersten Flixbus-Versuch und das auch noch über Nacht. Lief aber super und morgens um 5:30 Uhr am 5.8. kamen wir in Düsseldorf an. Kindchen hat die ganzen 6,5h Stunden Fahrt geschlafen. Quer über unseren Schößen zwar, aber was will man mehr :lol:
Zwei Stunden später sollte der Anschlusszug von Flixtrain fahren.... Na ja, der kam auch nicht.

Also doch Regios, dank 9€-Ticket immerhin keine Extrakosten.
Die DB hatte auch Lust auf Verspätungen und Ausfälle und so waren wir irgendwann nachmittags dann doch endlich bei einem Verwandten angekommen. Von Haustür zu Haustür waren wir so ungefähr 18h unterwegs.
aufsechsbeinenunterwegs
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Re: Via Baltica

Beitrag von aufsechsbeinenunterwegs »

So und jetzt gerade liegen wir nach unserem dritten Wandertag im Kloster Nütschau in den Betten und genießen unsere Pause.
Habe mal unsere Strecken bei komoot eingetragen und wir kommen auf:

-Tag 1: Naherfurth bis Nahe, 3,5km, da wir eine Haltestelle zu späte ausgestiegen sind. Denn eigentlich wollten wir ab Kayhude laufen. War aber gar nicht schlimm, denn so eine kurze Strecke zum Einstieg ist ja ganz schön.
Die Unterkunft in Nahe im Gemeindezentrum war super. Alles für uns allein, Küche, Bad, Zugang zur Kirche mit ihren wunderschönen Buntglasfenstern. Draußen vor der Kirche gibt es neben einem Kinderspielplatz (das Karussell war der Renner, oder besser gesagt der "Dreher" :) für unseren Kleinen) auch einen Spielplatz für Erwachsene, aka Geräte fürs Krafttraining, etc. Auch Läden gibt es in Nahe einige, sodass wir gut für Proviant für Sonntag und auch Montag, weil wir heute nirgends mehr vorbeikamen, sorgen konnten.

-Tag 2: Nahe bis kurz vor Grabau, ganze 10,3km sind es geworden. Und das war schon wirklich anstrengend für den Kleinen und für uns "Große" mit dem ganzen Gepäck und dem gegen Ende fast durchgehenden Motivieren dann auch. Einen Ort zum Übernachten hatten wir keinen im Voraus gefunden und auch bis abends noch keine Idee, wohin es gehen sollte. Das war besonders für mich psychisch anstrengend und ich war kurz davor, einfach ein Taxi zu rufen und das Ganze erstmal zu beenden. Unsere letzte Möglichkeit war dann Wildzelten im Wald. Einen Platz haben wir keinen gefunden, aber den Mut, dann doch einfach bei dem einen Haus nachzufragen, dass dann doch noch in der Umgebung war.
Und siehe da, sooo schlimm ist das eigentlich nicht und wir hatten einen Platz für unser Zelt mit wunderschöner Aussicht, Hühnern um uns rum und zwei kleine Fröschlein trafen wir auch auf der Wiese.

- Tag 3: Heute ging es dann nach einer tollen ersten Nacht im Zelt bis zum Kloster Nütschau. 8,4km und eine irgendwo verlorene Titan-Tasse :cry:

Was wir bis jetzt so gelernt haben:
Nach Wasser, einer Toilette oder sogar einem Zeltplatz fragen ist gar nicht so schlimm, manchmal muss man es einfach machen. Unsere Snacks sind fast aufgefuttert, morgen muss in Bad Oldesloe also ordentlich eingekauft werden :D
Hörbücher während dem Wandern hören lockt noch ein paar Energiereserven hervor.
Kind + Trekkingrucksack tragen geht nur 200m oder so 😬

Also dann, morgen geht's weiter :)

@pilgernovizin Wo bist du mittlerweile?
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Pilger Franz
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Re: Via Baltica

Beitrag von Pilger Franz »

Mut, dann doch einfach bei dem einen Haus nachzufragen
Ein bisschen Mut tut gut!
Bitte weiterberichten!
BC
Franz
Pilgernovizin
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Re: Via Baltica

Beitrag von Pilgernovizin »

450km später... Sitze nach 3 wunderbaren Wochen vor der Jakobikirche in Hamburg. Danke für die Tipps in diesem Forum.. Wer Fragen hat, gerne per pm...
Liebe Grüße
mehr kann ich noch nicht schreiben.. Bin noch am Verarbeiten...
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Pilger Franz
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Re: Via Baltica

Beitrag von Pilger Franz »

14277 Hola Pilgernovizin,
wie sieht es mit dem Berichten deiner Erlebnisse aus? Die Neugier...
BC
Franz
Pilgernovizin
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Re: Via Baltica

Beitrag von Pilgernovizin »

Hallo miteinander, nachdem ich letztes Jahr drei wunderbare Wochen gepilgert bin(von Usedom bis Hamburg) geht es dieses Jahr nahtlos weiter ... ich habe allerdings nur eine Woche Zeit und hoffe es bis nach Bremen zu schaffen! Ist noch jemand unterwegs?
Pilgernovizin
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Re: Via Baltica

Beitrag von Pilgernovizin »

Achso.... Ich laufe in der Woche vor Ostern...
suerlaenner
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Re: Via Baltica

Beitrag von suerlaenner »

Wir sind im Mai unterwegs: Wedel -> Werne
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2019 Caminho Portugues
2022 Elisabethpfad (Köln - Marburg)
2022 Via Baltica (Usedom - Wedel)
Blackeyed
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Re: Via Baltica

Beitrag von Blackeyed »

Ich bin die letzten drei Tage auf Wanderung entlang der Via Baltica gewesen. Da ich die Entscheidung recht spontan gefällt und nur drei Tage Zeit hatte, habe ich mir keinen Pilgerausweis besorgt. Bedeutet: ich musste mir Unterkünfte suchen und Normalpreise bezahlen.
Dazu muss ich sagen: das ist meine erste kleine Fernwanderung gewesen. Ich wollte schon immer mal einfach nur laufen, die Zeit vergessen und eins mit der Natur werden. Im Gepäck hatte ich den Reiseführer aus dem Conrad Stein Verlag und über die Internetpräsenz des Pilgerwegs Via Baltica habe ich mir die gpx-datei in Google gespeichert. Damit war der via baltica als dicke rote Linie in meiner Googlekarte zu sehen. Das war in vielerlei Hinsicht praktisch.

Gestartet bin ich in Jakobsdorf am Pilgerweg der heiligen Brigitta und dann bei Rekentin auf den via Baltica gestoßen. Meine erste Tagesetappe führte mich über Tribsees bis nach Bad Sülze wo ich eine sehr schöne Unterkunft gefunden habe, die auch im Reiseführer stand. (Gästehaus Mühlenstein- kleines Appartement mit Bad und Wasserkocher - 53€). Am Ende des Tages hatte ich gut 31km hinter mir. Die Natur war wunderbar. Schade war, dass in der tribseeer Kirche gerade gebaut wird, so waren Orgel und Altar in Folie verpackt. In Tribsees gibt es zwei Supermärkte, dort habe ich mich mit Proviant für mein Abendessen eingedeckt. Das erste Wegstück nach Tribsees bis Langsdorf ist nicht besonders schön, da man an einer großen und stark befahrenen Straße entlangläuft. Zumindest auf einem separierten Radweg- auch solche Abschnitte muss es geben. Dafür habe ich die Kopfhörer im Gepäck gehabt und schöne Musik gehört, um den Lärm zu übertönen. Nach über 31km war ich schon ganz schön geschafft. Die letzten 5km zogen sich unangenehm in die Länge: Füße, Beine und Rücken schmerzten. Aber mit Erreichen der Unterkunft überwiegt dann der Stolz.

An Tag 2 folgte ich dem Wanderführer und endete in Sanitz. Das waren gut 26km bis zu meiner Unterkunft in klein Wehnendorf. In Sanitz direkt war eine Übernachtung unter 100€ nicht zu bekommen, daher bin ich etwas außerhalb geblieben. Ich hatte ein Zimmer über Airbnb gebucht bei einem sehr gastfreundlichen jungen Pärchen für 54€ ( Einladung zum Abendessen und Kaffe am Morgen inklusive). Beim Start der Etappe in Bad Sülze war ich gut erholt, habe meine Bein-/Fußschmerzen fast vergessen. Allerdings hat sich eine kleine Blase eingeschlichen, die verarztet werden musste. Direkt in Bad Sülze habe ich mir noch den Dahlienpark sowie die Kirche angeschaut und war im Supermarkt einkaufen um Proviant für den Tag zu besorgen. Der Weg führte mich über weite Flur: wenig Dörfchen, nichts Kleinstadtisches, viel Wald, Wiese, Feld. Mir ist kaum eine Menschenseele begegnet. Ein sehr ruhiger Tag. Allerdings zeigte mir mein Körper sehr seine Grenzen auf. Füße, Beine, Rücken alles meldete sich und ich war als ich an der Unterkunft angelangt bin, wirklich erschöpft.

Tag 3 und damit auch schon mein letzter Tag (ich bin voller Energie und gut ausgeruht aufgewacht) führte von klein Wehnendorf nach Rostock. Gute 23km sind es gewesen. Auf der Tour waren nun deutlich mehr große Dörfer mit großen Häusern (man merkte deutlich, dass die Großstadt immer näher kommt). Trotzdem führte der Weg so ländlich wie möglich in die Stadt, so dass ich wieder viel Natur genießen konnte. Dieser Tag war vom mentalen befinden her toll. (Wer schon mal richtig gefastet hat kennt das Fastenhoch, das Gefühl war dem sehr ähnlich, ein Wanderhoch;-) ) am Stadtrand von Rostock entschied ich mich dann nicht wie geplant in die Stadt zu laufen, sondern bin bereits in der Tessiner Straße aus dem Weg "ausgestiegen" und mit dem Bus zum Bahnhof gefahren. Ich konnte den Lärm, die Abgase und das ständige an Ampeln stehen nach all der Natur und Ruhe nicht so gut ertragen, daher hier die Abkürzung. Nach knapp über 23km war es aber auch ok.
Am Bahnhof stand ich dann an einem total überfüllten Gleis, es fing an zu regnen und der Zug hatte Verspätung. Alle Menschen um mich herum waren genervt, meckerten herum usw. Sonst würde es mir selbst auch so gehen, aber nach meinen drei Tagen Entschleunigung stand ich in der Masse und hatte ein Lächeln auf den Lippen- es war mir völlig egal welche Umstände herrschten, denn der Zug fuhr ja und ich würde, egal wie, nach Hause kommen.

Ich werde in jedem Fall den via Baltica erneut laufen, allerdings länger und mit mehr Zeit. Die vorgegeben Etappen im Reiseführer finde ich zu sportlich, daher würde ich sie kürzen ca.20km am Tag genügen mir, dann bleibt auf dem Weg mehr Zeit um zu verweilen, zu bestaunen und zu entdecken.
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