[Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Pilgerwege in Deutschland, Österreich und der Schweiz
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Hoib3rgA
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[Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

Hallo Forengemeinde und Pilgergemeinschaft,
ich möchte euch hier mit auf meinen Pilgerweg nehmen, genauer gesagt auf den „Münchner Jakobsweg“ von München nach Lindau.
Grob 290km, etwa 3600 Höhenmeter hinauf, und 3800 Höhenmeter hinab gilt es zu bewältigen.

Warum dieser Weg?
Ich bin geborener Münchner, was liegt also näher, den Weg vor der Haustüre zu nehmen.
Auch wenn ich mittlerweile von der Stadt raus aufs Land gezogen bin … so fühle ich mich noch immer als Münchner.
Die ersten Etappen werde ich als „Heimschläfer“ angehen, die letzten 7 dann „normal“.

Da meine beste Freundin mich begleiten möchte (wir waren zusammen in Spanien unterwegs), sie mittlerweile aber in Österreich wohnt, gehen wir erstmal „eine Etappe / Monat“.

Los ging es im Juni 23
Ich bin schon am Freitag tierisch aufgeregt, da heute meine beste Freundin anreist. Morgen geht es dann los auf unsere Tour Richtung "SdC" ;-)

Etappe1: 36km von München nach Starnberg
Mit der Sausebahn fahren wir an den Marienplatz, schlendern noch kurz über den Viktaulienmarkt, und decken uns mit ein wenig Proviant, als auch „Frühstück“ ein.

Gestärkt geht es hoch zum Rindermarkt, um dann Richtung „St. Jakob“ zu schlendern … dem Startpunkt des Weges, und somit auch unsere erste Stempelstelle.
Nachdem wir erstmal ums ganze Gebäude herumgelaufen sind, landeten wir wieder auf der Seite, auf welche wir zuvor schon zugelaufen sind.
Eine Treppe führt zu einer weißen Tür (unter einer „Muschelähnlichen Abbildung). Wir klingeln … und es öffnet uns eine Ordensdame. Bereitwillig nimmt sie die Pässe entgegen, und stempelt sie uns ab.

Jetzt geht’s wirklich los *freu
Bei strahlendem Sonnenschein schlendern wir über den Gärtnerplatz, bis runter zur Isar.
Ausgeschildert ist hier leider nichts, aber gut … brauchen wir in diesem Fall nicht

An der Isar angekommen, gehen wir anfangs auf der linken Uferseite flussaufwärts, um dann zeitnah auf die rechte Seite zu wechseln, da es hier die „Naturwege“ gibt, und wir nicht auf Asphalt laufen müssen.

Es ist traumhaft! Die Isar lebt, sie wird gelebt!
Was für ein schöner Anblick, dass die Menschen alle draußen sind, und die Isar genießen.
Dementsprechend viel los ist aber auch auf den Wegen,
Aber gut, als Münchner kennt man das ;-)

Unter der alten eisernen Lady (Eisenbahnbrücke) durch, bei den „Nackert‘n“ (FKK Bereich) vorbei, saugen wir die Natur auf. Die ersten guten 10km gehen wir auf der rechten Uferseite, bis wir an der Grünwalderbrücke ankommen. 12km haben wir bereits zurück gelegt, Zeit für eine Pause.
Oben an der Brücke ist der „Minibrückenwirt“, ein kleiner Kiosk.

Da diese Seite der Isar nicht durchgängig begehbar ist, wechseln wir über die Grünwalderbrücke nun die Uferseite, und laufen fortan auf der linken Uferseite weiter.

Wenig später trifft man auf den „Georgenstein“ in der Isar, und kann, sofern man am Wochenende unterwegs ist, die ein oder andere Flossfahrten sehen.


Am Kraftwerk für der Weg nun rechts in den Wald hinauf.
Hier trennen sich die Wege, und man kann den etwas kürzen weg gehen, oder den einfacheren etwas längeren Weg.
Wir haben uns für „Kraxeln“ (Klettern) entschieden. Über mehrere Serpentinen führt dieser Weg über umgestürzte Bäume hinweg, manchmal auch unten drunter oder außen herum.

Leider haben wir eine Abzweigung verpasst, und kamen deshalb etwas „zu hoch“ aus dem Wald raus, weshalb wir die Straße zum Kloster „Hohenschäftlarn“ wieder runter laufen mussten.
Hier gab es den zweiten Stempel, im „Klosterladerl“.

Da wir nun 24 km zurück gelegt haben, stand die nächste Pause an, diese im Biergarten am Kloster.
Per Zufall bin ich dann mit einer älteren Dame ins Gespräch gekommen, wie sich herausstellte die Pächterin, die mir erzählte, dass sie diesen Weg schon 5 oder 6 mal gegangen ist.

Frisch gestärkt ging es dann weiter Richtung Starnberg.
Aus dem Biergarten raus, etwas bergauf, und dann gleich links auf den „Höhenwanderweg“ abgebogen, ging es jetzt erstmal unerträglich lange, ziemlich steil bergauf.
Der Rest der Etappe wurde sich nicht wirklich viel schöner, es lagen viele Kilometer auf Asphalt vor uns, und diverse Querungen von Feldern.
Aber der Moment, als wir dann das erste mal den See erspäht hatten, das war ein echt toller Moment.
Ich hab mich in die Kindheit zurückversetzt gefühlt, als man mit den Eltern ans Meer gefahren ist, und jeder geschaut hat, wer das Meer zu erst sieht.

Nun ja, insgesamt 36 km haben wir an diesem Tag zurück gelegt … und ja, wir waren echt fertig.
In Starnberg gab es dann zur Belohnung ein Eis, bevor wir mit der Sausebahn zurück nach München gefahren sind.

Das war unsere erste Etappe … der Rest folgt demnächst ;-)
Zuletzt geändert von Hoib3rgA am 9. Okt 2023, 12:05, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

Etappe 2: 33km von Starnberg nach Stegen
Es is jetzt der 15.07.2023, einen Monat nach der ersten Etappe … endlich wieder gehen.

Es ist aber nicht nur der Tag, an dem wir endlich wieder eine Etappe gehen, es ist auch der heißeste Tag des Jahres … und das durften wir noch zu spüren bekommen.

Mit der S-Bahn sind wir nach Starnberg angereist, und schauen uns nach einem Café oder ähnlichem um, um zu frühstücken. Erstmal finden wir nichts, bis wir dann an einen „Französischen Bäcker“ (Amandines et Chocolats) vorbei laufen. Ja, wir sind wirklich erstmal vorbei gelaufen, da ich nicht hineingehen wollte. Nachdem aber irgendwie nichts anderes auftauchen wollte, sind wir nochmal zurück. Und was soll ich sagen … ich hab wirklich noch nie so tolle Backwaren zu essen bekommen!
Wer also in Starnberg landet, geht unbedingt hin, der liegt fast direkt auf dem Weg ;-)

Kurz nach dem Bäcker geht es dann rechts hoch, Richtung Söcking, und dann auch schon gleich links in die Maisinger Schlucht. Der Weg am Wasser entlang ist wunderschön, bis man dann irgendwann von Warntafeln über ein „militärisches Übungsgebiet“ am Wegesrand etwas „eingeschüchtert“ wird.
Aber was soll’s … Ich bin die Schweiz … Ich halte mich raus.
Am Ende der Maisinger Schlucht landet man irgendwann am Maisinger See. Wer möchte, und das Wetter es zulässt, kann hier eine kurze Badepause machen. Ein Restaurant für eine kleine Stärkung ist in direkter Lage am See.

Wir ziehen weiter, da es noch einigermaßen erträglich ist, und hoffen so, zur Mittagszeit in Andechs anzukommen.
Ich kenne das Kloster Andechs schon aus meiner Kindheit, wir sind öfters, damals auch als Kinder alleine, von Herrsching aus nach Andechs hoch gelaufen. Den Anstieg, wie er von Herrsching aus ist, hat man von Starnberg kommend jedoch nicht. Es geht immer gemütlich bergauf, wodurch man die Höhenmeter nicht sonderlich spürt.
Rund 2km vor Andechs kommt noch ein schönes Fotomotiv, ein „leerer Bilderrahmen“ hinter welchen man sich stellen kann, um so ein Foto von sich, und dem Kloster im Hintergrund schiessen kann.

Etwa eine halbe Stunde später sind es noch ein paar Meter bis zum Kloster, unsere erste Stempelstelle, und Pausenort.
Den Weg zur Klosterpforte gehen wir erstmal leider umsonst, denn diese macht von 12:15 Uhr bis 13:00 Uhr Mittagspause.
Also stärken wir uns zuerst unten im
Biergarten, um dann nochmals zur Pforte zu gehen, und von dort aus weiter auf den Weg.


Der ursprüngliche Plan war, dass wir von Andechs direkt nach Dießen pilgern, und somit die Umrundung des Ammersees auslassen.
Jetzt, mit der Hitze, haben wir überlegt, ob wir vielleicht erstmal nach Herrsching gehen, und dann entscheiden:
- weiter nach Dießen
- weiter nach Stegen (offizieller Weg)
- für heute aufhören

Der Weg nach Herrsching ist schön zu gehen, zu schön … uns zu kurz :-)
Nach etwa 45 in Herrsching angekommen, haben wir uns beide angeschaut, und meinten zeitgleich „Ne, das war’s noch nicht für heute, das ist uns zu kurz“.

Also … weiter … nach Stegen, denn wenn schon, dann richtig.
Die Sonne prügelt bereits mit voller Kraft auf uns nieder, weshalb wir in Herrsching am See nochmals pausieren.
An einem Kiosk gibt es für jeden ein Eis und dazu ein Radler „ToGo“.
Der Weg führt noch kurz am See entlang, bis er dann leicht rechts im Landesinneren verschwindet. Man kürzt die kleine Landzunge, welche hinter Herrsching in den See ragt, etwas ab.

Der Weg führt nun über viele Felder, oftmals auch asphaltierte Straßen, bzw. verdichtete „Sand/Kieswege“ … fast alles in der prallen Sonne, bis nach Breitbrunn. Dort kommt man dann zurück an den See, wobei man hier den klitzekleinen Stichweg, vor dem Segelclub nicht verpassen darf. Es gibt danach keinen öffentlichen Zugang zum See mehr! Hier hat mir die App „Camino Love“ geholfen, den Weg zum Ufer zu finden.

Der restliche Weg führt am Ufer entlang, „beschildert“ ist nichts, braucht man aber auch nicht. Man findet hier „seinen“ Weg.
Wir sind mittlerweile beide völlig erschöpft, haben schon 3,5 Liter Flüssigkeit getrunken, und sind dennoch am verdursten.
Die Sonne zeigt heute keine Gnade, und gibt wirklich alles.
Ein Großteil des Uferweges geht durch Hecken hindurch, man hat hier das Gefühl im Urwald zu laufen.
Etwa 5 km vor Dießen legen wir eine Badepause ein, und erfrischen uns im See.
Das war fast der schönste Moment der Tour .. die Abkühlung tut soooo gut.

In Dießen angekommen setzen wir uns nochmal kurz in den Biergarten, füllen uns mit etwas Flüssigkeit auf, und fahren dann mit dem Raddampfer zurück nach Herrsching.

Ein kleiner Tipp noch für Dießen:
Schaut in der Manufaktur vorbei, und genießt das Eis von ihnen! Das ist wirklich ein Traum!

Und ein zweiter Tipp:
Wer einen Stempel in seinem Pilgerpass haben möchte, beim „Fischer“ ein nettes Restaurant / Bar, wo man auch frühstücken kann (aber nicht ganz günstig), kann man sich einen Stempel geben lassen. Super nettes Personal!

Das war’s für diesen Tag
Gruß Chris
Zuletzt geändert von Hoib3rgA am 3. Okt 2023, 06:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Hoib3rgA
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

Etappe 3: 31km von Stegen nach Wessobrunn … Oder auch „der Tag meines grössten Fehlers“
Es ist der 19.09.2023

Bevor ich losschreibe, möchte ich mir kurz etwas vom Herzen reden.
Normalerweise heißt es ja: „Dummheit siegt“. Diesen Spruch kann ich leider nicht bestätigen. Bis jetzt hatte ich die beste Wegbegleiterin an meiner Seite, die man sich nur wünschen kann … meine beste Freundin.
Aus vielen Missverständnissen heraus, verschiedener privater Wege, und auch weil ich aus der aktuellen Situation raus wollte, bin ich diese Etappe alleine losgegangen.
Für mich war es erstmal eine persönliche „Befreiung“ für meine Wegbegleiterin stellte es sich als „zurück lassen“ dar. Das war jedoch niemals meine Absicht … ist jetzt aber nicht mehr zu ändern.
Deshalb wird im weiteren Verlauf des Tagebuchs aus dem „wir“ ein „Ich“.

Jetzt aber los.
Die Anreise erfolgte erstmal per Sausebahn Richtung Herrsching, und von dort aus mit dem Bus nach Stegen.
Auf allen gemeinsamen Wegen wurden wir bisher immer von der Sonne geküsst, und es lief auch immer alles wie am Schnürchen.
Laut WetterApp sollte es schön werden, umso überraschter schaute ich drein, als es beim Ortschild von Herrsching zu regnen begann.
Als ich aus dem Bus ausstieg, lief mir nicht nur Regenwasser über die Wangen.
Meine gute Seele fehlt mir so sehr.

Ich wurde von Petrus jedoch verschont, denn als ich Stegen verließ, ging der Regen in Niesel über, bis er dann recht schnell komplett aufhörte.

Alleine zu gehen ist nochmal eine andere Erfahrung. Für mich keine schöne … erstmal.
Der Weg verläuft fast immer in Ufernähe, und ist tatsächlich relativ gut beschildert. Das war auf den ersten beiden Etappen nicht immer so.
Nach etwa 1/4 des Weges habe ich zwei sehr nette Pilgerinnen getroffen, die das selbe Ziel hatten … Wessobrunn.
Kurz ging noch jeder für sich weiter, bis wir uns kurz darauf erneut trafen. Nach einem kurzen Ratsch, sind wir diese Etappe gemeinsam gegangen.
Die beiden haben mich ein wenig eingebremst, ich hab die zwei ein wenig „angezogen“. Für jeden von uns eine tolle Erfahrung.
Für mich, dass „langsam und gemütlich“ auch seinen Reiz hat, für die beiden die Erfahrung, dass man nicht alle 5 km Pause machen muss.
In Dießen machten wir an einem Kiosk am See gemeinsam Pause, um dann den See hinter uns zu lassen.

Auf dem Anstieg aus Dießen raus, liegt linker Hand das „Marienmünster“ (Münster Mariä Himmelfahrt). Zum einen kann man sich hier einen Stempel in seinen Pilgerpass drücken, zum anderen wird auch die Möglichkeit geboten, kurz „auszutreten“ (öffentliche Toilette in der Kirche im Vorbau).

Etwa eine Stunde nachdem man aus Dießen raus ist (ca. 15 min nach der „König Ludwig Bank“), geht man auf Asphalt zwischen Feldern auf einen Wald zu. Direkt vor dem Wald geht ein Weg rechts ab.
Geht man hier rechts, dann am Ende links, stößt man später wieder auf den ursprünglichen Jakobsweg, kommt hierbei aber an einer kleinen Quelle mit „angeblichem Heilwasser“ vorbei. Wir haben den Tipp von einem Einheimischen bekommen, und sind diesem Weg gefolgt. An der Quelle haben wir uns erfrischt, und unsere Trinkbeutel nochmal befüllt. Nötig war es nicht, aber das Wasser war kühl und erfrischend.

Der restliche Verlauf der Etappe ist eher unspektakulär.

Am Wessobrunner Kloster angekommen, gab es noch den letzten Pilgerstempel für diesen Tag, danach haben wir noch kurz geratscht, und schließlich trennten sind dann an diesem Ort unsere Wege.
Mein Weg geht erst am 1.10. weiter … also in knapp 14 Tagen.
Zurück ging es mit einer ehemaligen Arbeitskollegin, die in der Nähe wohnt und mich zur Sbahn nach Tutzing brachte.

Das war‘s für heute, gleich gibt es mehr ;-)
Gruß Chris
Zuletzt geändert von Hoib3rgA am 9. Okt 2023, 12:12, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

Etappe 4: 30km von Wessobrunn nach Rottenbuch oder anders gesagt, mein Katastrophentag


Ich muss kurz ausholen ;-)
Es ist Samstag, 30.09.2023.
Morgen soll es dann endgültig los gehen
Ich kränkel leicht, hab etwas Halsweh und leicht Schnupfen.
„Egal, wird schon werden“ … denke ich mir.

Nachdem auf dem bisherigen Weg teilweise Beschilderungen fehlten, habe ich mir witterungsfeste Aufkleber anfertigen lassen, um hier und da evtl einen Sticker zurück zu lassen.

Auf Drängen meiner Frau will ich dann zumindest die ersten beiden Übernachtungen verbuchen, sprich Rottenbuch und Lechbruck.
Nachdem ich eine Stunde am Telefon und Rechner hing, jedoch nur Absagen einheimste, sah ich mich die Tour schon abbrechen.
Eine Welt brach für mich zusammen!
Beim letzten Telefonat erfuhr ich dann auch den Grund für die vollen Unterkünfte: „Brückentag“! … jeder nimmt deinen einen Tag mit, und hat dann dank dem „Tag der Deutschen Einheit“ mal eben 4 Tage frei.

Zufällig bin ich dann auf den Campingplatz in Wessobrunn gestoßen, und konnte mir dort ein Schlaffass buchen.
Die erste Hürde war genommen.
Die zweite Hürde, ein Bett in Lechbruck ließ sich ebenfalls nehmen … somit war ich, und vor allem meine Frau, beruhigter ;-)

Bis zum späten Nachmittag hatte ich dann alle nötigen Unterkünfte zusammen, bis auf eine Übernachtung am 8. Tag. Aber das war okay … das wird dann schon irgendwie ;-)
Die Hürden der Schlafplätze war gemeistert, und mit fiel ein Stein vom Herzen. Leider ging es mir dann gesundheitlich ziemlich schlecht, weshalb ich schon um 20 Uhr, völlig erschöpft, ins Bett gefallen bin.
Ich hoffte so sehr, dass ich mich „gesund schlafen“ kann.
Das klappte ;-)
Gesund war ich zwar nicht, aber ich empfand mich so fit, gehen zu können.

Mit einem mulmigen Gefühl ging es also ab nach München … zur Haustüre raus … Handy (und Haustürschlüssel) drin vergessen! Und die Frau ist Gassi mit dem Hund! *misst
Gerade noch rechtzeitig kam sie zurück, so dass ich pünktlich zum Bahnhof zur Sausebahn kam. In Pasing umsteigen in die RB nach Weilheim, wo dann ein Bus nach Wessobrunn fahren sollte. Richtig … SOLLTE. Der kam nächtlich nicht! Laut dem Taxifahrer fährt der am Sonntag nie! Umso besser, dass er in allen Apps als Verbindung angegeben wird.
Also waren gleich mal 30€ für die Taxifahrt weg.

Am Kloster angekommen, ging ich dann gemütlich los. Der Weg führt bergab aus Wessobrunn raus, und dann rechts Richtung Sportplatz.
Hier sollte der Weg rechts an einem Wäldchen vorbei gehen … da war aber kein Weg mehr! Vielmehr zeigte die Beschildeung nach links.
Diese folgte ich erst noch, brach dann aber nach etwa 2 oder 3 km ab. Der Weg führt immer weiter weg, von der eigentlichen Route, auch wenn als Ziel „Kloster Hohenpeißenberg“ angegeben ist. Ich bin dann frei Schnauze Richtung „Hof“ gelaufen, um dort auf den „alten“ Weg zu kommen. Und juhuuu … da war er! Auch brav ausgeschildert ;-)

Nachdem ich den ein oder anderen Sticker anbringen konnte, ging es so langsam Richtung Hohenpeissenberg.
Verdammt … ist der Weg heftig!!!!
Ich hätte beinahe geflucht ;-)
Der Weg ist wirklich unmenschlich steil, und lang … und es war heiß. Gesundheitlich etwas angeschlagen, war es die doppelte Qual. Noch dazu alleine unterwegs zu sein, keiner der mich zum weitergehen animiert, mir "Steine schenkt" ... nichts. Ich hätte am liebsten aufgegeben.

Oben angekommen sucht man in der Wallfahrtskirche vergeblich nach einem Stempel. Das finde ich durchaus sehr schade. Geht man um die Kirche herum, entdeckt man aber zumindest eine Pilgerstatue mit Jakobsmuschel.

Aber gut, dafür gab es im Restaurant dann was zu trinken.
Ein einzelnes dunkles Radler gibt es nicht, man müsste zwei nehmen. Na ja, was soll’s, dann bringst mir halt „a dunkle Radlermaß“ ;-) Mit an meinen Tisch hat sich ein älteres Rentnerpärchen gesetzt, mit dem ich mich sehr gut unterhielt.

Den Flüssigkeitsverlust vom Aufstieg ausgeglichen, ging es dann an an den Abstieg. Der Weg führt etwas versteckt an der Stirnseite von Kloster, linker Hand des Zauns vom deutschen Wetterdienst, nach unten.
Der Weg ist steil und teilweise echt „rutschig“.

So langsam entflieht man dem Alltag aus größeren Orten.
Ich höre hier Kinder im Wald spielen! Bei uns? Ein Ding der Unmöglichkeit. Es wären mindestens 7 Mütter der 5 Kinder dabei, um auf die Kleinen aufzupassen. Hier? Fehlanzeige. Die Kids haben einfach Spaß. Ich erfreue mich am ausgelassen lachen und herumschreien der Kinder, während ich meinen Weg fortsetze.

Unten angekommen war ich so froh, dass es das jetzt war … dachte ich in meinem Jugendlichen Leichtsinn ;-)
Denn … man durchwandert noch die Ammerschlucht!
Oder sollte ich eher sagen „überwandert“?
Wie auch immer, es ist die Hölle ;-(
Ich bin nun ja doch schon paar Meter unterwegs gewesen, auch in den Bergen, aber so fertig wie hier? … war ich noch nie. Ich war wirklich kurz vorm aufgeben, aber der innere Schweinehund hielt durch.

Irgendwann durfte ich dann endlich Wessobrunn sehen, und freute mich tierisch, dass ich es geschafft habe!
Diese Etappe hat es wirklich in sich, die möchte ich nicht nochmal freiwillig in dieser Länge gehen.

Wessobrunn selbst ist ein schicker Ort.
Ein paar Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Cafés und co.
Blöd nur, wenn man am Brückentag unterwegs ist, denn der Böcker, als auch Supermarkt, bleiben am 2.10. geschlossen.

Am Campingplatz angekommen, wurde mir gesagt, dass man für 9€ ein süßes Frühstück bekommen kann. Nehm ich ;-)
Im Ort hätte es ein paar nette Restaurants gegegbem, aber ich wollte keinen Schritt mehr laufen. Abendessen gab es somit auf dem Campingplatz, es war "Schnitzelsonntag", und ja, das Schnitzel war wirklich super! Während dem Abendmahl lerne ich ein "Radtourenfahrerpärchen" kennen, mit denen ich eine Zeit lang am ratschen bin ... bis mich der erste Krampf im linken Bein heimsucht. Schmerzverzehrt versuche ich den Krampf wegzupressen, was mir nur semigut gelingen mag.
Als ich dann in mein Schlaffassl weiter ziehe, und mich hinlege, überfällt mich der nächste Krampf im Bein. Diesmal so heftig, und so lange, dass ich zu heulen beginne ... so etwas hab ich auch noch nie erlebt. Alleine versuche ich, meine Beine irgendwie auszumassieren, was mir nur bedingt gelingen mag. Nachdem das eingenommene Magnesium langsam zu wirken beginnt, lege ich mich wieder ins Bett.
Jetzt finde ich auch Zeit, mich um meinen neuen „Wegbegleiter“ zu kümmern … Harold Fry.
Ich habe mir das Buch über seine „Unwahrscheinliche Pilgerreseie“ geholt, und werde jetzt darin versinken.

Achso... :
Duschen (eine super moderne Sanitäranlage) und Co ist auf dem Platz übrigens im Gesamtpreis enthalten, auch sind in meinem Schlaffass Handtücher, ein Wasserkocher, Tassen, Tee und Cappucino zum aufgießen vorhanden. Ich bin wirklich mega begeistert, und kann diese Unterkunft mehr als empfehlen.


Liebe Grüße Chris
Zuletzt geändert von Hoib3rgA am 9. Okt 2023, 15:00, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

Etappe 5: 29km von Rottenbuch nach Lechbruck

Es ist der 02.10.2023, der Tag vor dem bundesweiten Feiertag. Viele Geschäfte und co haben hier geschlossen, weshalb ich um das Frühstück auf dem Campingplatz wirklich froh bin … Aber was mich gleich erwartet, damit hatte ich nicht gerechnet.
Vorsichtig schäle ich mich aus dem Schlafsack, und merke dabei, dass mir mein linkes Bein noch immer beleidgit ist.Aber .. hilft ja nichts :-)
9,-€ für ein "kleines Früchstück" ist nicht wenig, aber ich war wirklich begeistert! Ein sehr liebevoll angerichtets "süßes" Buffet mit Marmeladen, Honig, Müsli und Obst.

Aber gut, es soll ja nicht ums essen gehen, sondern den Weg ;-)
Vom Campingplatz raus kann man gleich links die Straße hoch laufen, und trifft am Ende der Strasse auf den Jakobsweg.
Hier geht es über eine Wiese (ja der Morgentau hat ganze Arbeit geleistet :lol: ) in ein Waldstück hinein.

Nach dem gestrigen Tag bin ich auf Anstiege echt nicht gut zu sprechen ;-)
UNd was ist? ja genau, hier geht es gleich mal satt bergauf. :o

Nach etwa einer Stunde erreicht man den Ort Wildsteig.
Auf dem Weg zur Kirche hoch, läuft man an der „Lourdes Grotte“ vorbei. In der „St. Jakob“ Kirche gibt es bereits den ersten Stempel auf der Etappe.

Weiter gehts es Richtung Wies zur Walfahrtskirche.
Ich persönlich fand es sehr schade, dass gerade in solch einer Kirche, kein Stempel für Pilger bereit liegt. Aber gut … ist ja nicht so wichtig ;-)
***kleines Update***
***Es gibt wohl doch einen Stempel, außen vor der Kirche, in einer blauen Kiste***
***dies habe ich auf meiner 10 Etappe erfahren***

Am Fuße der Kirche gibt es ein Restaurant, welches ich für eine Pause nutze. Ein Radler geht schließlich immer ;-)

Der Weg verläuft nun links des Hauses (ich bin rechts herum gelaufen), und führt dann in das Moor.
Hier sollte man darauf hoffen, keinen Gegenverkehr zu haben :-)
Auf einzeln aneinander gereihten Brettern, wurde hier ein Weg durch das Moor gelegt … gerade mal 20cm breit … kein Platz für Gegenverkehr.
Die Landschaft links und rechts ist mehr als beeindruckend, genauso wie dieser Weg selbst. Mich hat dieses Teilstück total geflasht!!!!
So schön! Das wird mir immer in Erinnerung bleiben! Alleine dieser Teil des Weges macht die gestrige Strapaze vergessen.

Vor der Ortschaft „Steingädele“ werde ich von einem alten Lanz Traktor überholt. Am Steuer … ein vielleicht 10 jähriger Bub auf dem Schoß seines (vermutlich) Vaters.
Auf die beiden treffe ich noch etwa 5 oder 6 mal. Mal kommen sie mir entgegen, mal überholen sie mich.
Das grinsen des Kindes, weil er den Traktor lenken durfte … UNBEZAHLBAR! Das ist Landleben … Ich liebe es!!!

Nach einiger Zeit erreicht man dann das Wasserkraftwerk in Lechau, über dessen Staumauer man die Uferseite des Ablaufsees wechseln muss.
Weiter geht es nun, wieder zurück, auf der anderen Uferseite.

Jetzt sind es nur mehr wenige Kilometer bis nach Lechbruck … Endpsurt ;-)
In Lechbruck angekommen, bin ich erstmal brav zur Kirche gewandert.
Zum einen um mein Gebet zu sprechen, welches ich in jedem Gotteshaus auf dem Weg spreche, zum anderen, um mir hier einen Pilgerstempel abzuholen.
Diesen gibt es hier jedoch nicht! Ein Pilgerstempel liegt in der Apotheke aus, der andere ist in der Touristinfo!
Wer also nach Lechbruck kommt, und einen Stempel im Pilgerpass möchte … die Apotheke, als auch die Touristinfo liegt auf dem Weg vor der Kirche.

Meine Unterkunft ist in der Nähe der Kirche, weshalb ich den Weg dann nochmals zurück laufe. Gut dass ich ihn jetzt schon kenne :D
Auch hier werde ich wärmsten von der Vermieterin empfangen, eine ältere Dame jenseits der 80.

Das war’s für heute

Gruß Chris
Zuletzt geändert von Hoib3rgA am 9. Okt 2023, 15:07, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

Etappe 6: 27km von Lechbruck nach Marktoberdorf

Es ist der Morgen des 03.10.2023.
Meine Vermieterin der Unterkunft fragte gestern noch, wann ich heute los möchte. Ich meinte „so zwischen 8 und 9 Uhr“ woraufhin sie meinte, ich soll doch, wenn ich möchte, vorher noch auf einen Kaffee zu ihr rein schauen.
Als ich dann um 5 nach 8 in ihre Wohnung ging, war die Dame schon unruhig und fragte, wo ich denn bliebe ;-)
Sie ging davon aus, dass ich um 8 losgehen möchte, und deshalb so gegen 7:30 bei ihr vorbei schaue.

Als ich dann zu ihr in die Wohnstube kam, war nicht nur Kaffee bereitgestanden, sondern ein komplett gedeckter Frühstückstisch für mich <3
Ich habe mich dann noch bis 9 Uhr mit ihr unterhalten, und bin dann gemütlich auf die Etappe nach Marktoberdorf aufgebrochen.
Sie meinte noch, ob ich über den Auerberg gehe?!?!
Ich wusste es nicht, denn ich lasse mich von der Beschilderung treiben. Sie bot mir noch an, mich zumindest auf den Auerberg zu fahren, damit ich mir den Anstieg erspare … was ich dankend ablehnte.

Ich machte mich also brav zu Fuß auf den Weg, und erreichte schon bald Bernbeuren. Ein netter kleiner Ort, in dem man sich in der Kirche einen Pilgerstempel holen kann.

Kurz drauf geht es dann rechts in die Feuersteinschlucht … und den Auerberg weg.
Die Schlucht ist wirklich schön zum durchwandern, auch wenn es zum Ende hin etwas rauf und runter geht. Aber ein tolles Erlebnis.

Etwa eine Stunde später erreicht man den Auerberg. Der Weg führt nicht direkt zum Aussichtspunkt hoch, ich hab den kleinen Umweg genommen … und wurde mit einer tollen Weitsicht belohnt.
Im darunter liegendem Restaurant habe ich mir noch ein Radler geholt, und mich dann im Freien auf einer der Liegen niedergelassen um in meinem Buch weiter zu lesen.

Ausgeruht ging es dann auf das letzte Teilstück der Etappe
Der Weg führt dann über Stötten nach Marktoberdorf.
Die letzten Meter (Kilometer) geht man eine lange Allee Richtung Sankt Martin. Dort gab es dann auch den finalen Stempel dieser Etappe.

Kleiner Tipp für das Abendmahl:
„Hoang Long Asia Imbiss“
Ja, es ist ein Imbiss. Und wer mit Glutamat Probleme hat, sollte hier vermutlich nicht einkehren. (Ist nur eine Vermutung!)
Aber, ich war dort, und hab für Frühlingsrollen als Vorspeise, Curry- Rind als Hauptgericht, und ein Wasser … 10,50€ bezahlt.
Und ja, es hat echt gut geschmeckt und es war sehr reichlich!

Das war’s für heute
Gruß Chris
Zuletzt geändert von Hoib3rgA am 5. Okt 2023, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

04.10.2023 … Etappe 7: 34km von Martkoberdorf nach Kempten

Auf diesem Weg war das die Etappe, mit dem wenigsten Charme. Sollte ich den Weg nochmals gehen, würde ich die heutige Etappe am liebsten überspringen … was mein innerer Nerd, als auch mein Ego nicht zulassen würden. Aber gut.

Da ich heute eine wahnsinnig lange Etappe vor mir hatte, bin ich relativ früh los, um am Ziel noch genügend Zeit für dies und das zu haben.
Da ich leider nichts anderes mehr bekommen hatte, berappte ich heute morgen die 77,20€ für die Übernachtung, und machte mich nach einem sehr guten Frühstück auf den Weg nach Kempten.

Ich komme aus München, lebe mittlerweile in einer großen Gemeinde nördlich von MUC … aber irgendwie war mir der morgendliche Trubel zu viel.
Nach den ganzen Tagen der Ruhe, und der Gemütlichkeit, erhaschte mich die Hektik der Leute, welche wohl eilig zur Arbeit mussten. Auf den Straßen herrschte viel Verkehr … für mich irgendwie zu viel. Je weiter man aus München rausgeht, umso ruhiger und einsamer wird. Gerade wenn man alleine unterwegs ist, findet man immer mehr zu seiner inneren Ruhe. Die Strecken werden einsamer. Und dann? Dann kommt man nach mehreren Tagen auf einmal in der Trubel einer großen Satdt!
Erst hier wurde mir so richtig bewusst, welchen Streß man täglich auf sich nimmt, ohne diesen wirklich zu bemerken! Man lebt täglich in einer hektischen Welt, der Strom reißt einen mit, ohne dass man dies bemerkt. Das wird mir gerade so richtig bewusst.
Auf den ersten 6 oder 7 Kilometern fühle ich mich so richtig unwohl!

Außerdem ist man auf dem Weg, raus aus der Stadt, auf sich alleine gestellt! Eine Beschilderung gibt es nicht wirklich.
Erstmal sollte man sich Richtung Bahnhof halten, dann an den Schienen entlang durchs Industriegebiet durch, um anschließend der Beschilderung Richtung Kempten zu folgen ... so habe ich meinen Weg aus der Stadt gemeistert.
Die ersten km läuft man dann durch Martkoberdorf, bzw. an der Bundesstraße entlang, auf Asphalt.
Zum einen ist der Lärm nicht schön, zum anderen der Untergrund auf welchem man geht. Ruhiger wird es dann, wenn man endlich Richtung Geisenried abbiegt. Hier wird es dann deutlich ruhiger und entspannter.

Hier kurz ein Hinweis:
Mein Weg lief über Gorisried - Unterthingau. Die schönere Variante soll wohl über Leuterschach - Görisried sein. Den Abzweig auf diesen Weg habe ich leider übersehen / verpasst.

Geplant war, dass ich etwa alle 12 km Pause mache, irgendwo einkehre, und mir etwas Ruhe gönne.
Leider ist das auf dieser Etappe nicht wirklich möglich.
Nach etwa 10km kommt man am „Holler“ vorbei, ein „Café“, welches leider zu hatte. Ohne Pause oder gar eine Stärkung zog ich weiter.
Tja … das war’s aber mit Einkehrmöglichkeiten! Auf der restlichen Strecke kam kein Café, Restaurant, oder sonst noch was.

Damit aber nicht genug.
Die Strecke an sich ist eher langweilig, hat irgendwie keinen Charme, keinen Flair.
Extrem wurde es dann ab Unterthingau. Keine Ahnung wie lang das wirklich war, aber man läuft etwa 3km einen Forstweg-Highway entlang, und das meine ich wirklich so.
Ein Forstweg, durch den Wald, schnurgerade, und stetig bergauf und bergab … wie ein Highway! Das war so demotivierend.
Als dieser Schotterweg dann endlich aufhört, und auf Asphalt übergehen würde, führt die Beschilderung nach links.
Man kann hier aber auch geradeaus gehen, und kommt so an einer Waldkapelle vorbei. Hier gibt es einen Pilgerstempel, leider ohne Angabe von Ort oder sonst etwas. Aber gut ;-)

Weiter geht es dann auf dem Highway durch den Wald, umsäumt von unzähligen Jägerständen.

Der einzige Trost um Ende dieser Strecke sind die „Kunstwerke“, welche ich mit Begeisterung aufsauge. Sie regen zum nachdenken an, fordern einen auf, sich wirklich tiefgründige Gedanken zu machen. Ich fühle mich von den Skulpturen, und den zugehörigen Beschreibung, voll abgeholt.
Die fand ich wirklich toll gemacht, und habe mich über die Inspiration sehr gefreut.
In diesem Bereich des Weges findet man auf der linken Seite dann auch den größten, noch intakten, Findling aus der Eiszeit. Von den Alpen über die Gletscherwanderung hier her transportiert, ist er ein uraltes Relikt aus der Eiszeit.
Das „Ding“ ist schon echt beeindruckend.

Die letzten Kilometer laufe ich jetzt auch noch runter, und freue mich wahnsinnig auf Kempten!
Hat mich Marktoberdorf heute Morgen noch „gestresst“, so empfinde ich es in Kempten viel angenehmer. Es ist hier ruhiger. Eine richtig tolle Innenstadt!
Und dann … die Basilica!
WOW … alleine die war den Weg wert. Wirklich.
Ich hatte fast Pipi in den Augen ;-)
Mein schönster Moment war, als ich die Basilica betreten habe, da genau zu diesem Moment die Glocken geschlagen haben!
Hier gibt es dann auch den Pilgerstempel, welcher sich in der Basilica auf der rechten Seite des Kirchenschiffs befindet.

Im Allgäuer Brauhaus, direkt vor der Basilica, genieße ich jetzt noch ein „Willkommensbier“, und ziehe dann weiter in meine 150m entfernte Unterkunft für heute Nacht.

Mal schauen, was mich morgen erwartet.

Lg Chris
Zuletzt geändert von Hoib3rgA am 9. Okt 2023, 12:54, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

Etappe 8: 28km von Kempten nach Weitnau

Da es in meiner Unterkunft kein Frühstück gab, bin ich zum nahe gelegenen Bäcker gegangen. Dort traf ich zufällig auf eine Pilgerin, welche ich am Vortag bei meiner Pause in der Waldkapelle schon einmal getroffen hatte.
Sie hat mir einen Platz an ihrem Tisch angeboten, welchen ich liebend gerne annahm. Nachdem ich heute 30 km vor mir gehabt hätte, mit ordentlich Höhenmetern, wollte ich eigentlich zeitig los. Aber ein Pilgerweg hat seine eigenen Gesetze. Da ich mich so gut mit unterhalten hatte, verging die Zeit wie im Flug, und schon saßen wir 1 Stunde schnatternd zusammen.

Um 9:09 Uhr machte ich mich dann letztendlich auf den Weg. Ich folgte dem ausgeschilderten Weg, um dann von einer Spaziergängerin angesprochen zu werden und den Tipp zu bekommen, hier nicht geradeaus weiter zu gehen, sondern links abzubiegen. So kommt man durch den Wald runter an den Bach und entgeht ein wenig dem Verkehr. Diese Strecke ist zwar etwas länger, dafür der Natur viel näher.
Ich folge diesem Weg, und war froh, den Tipp bekommen, und den Weg genommen zu haben.
Dass dieser Weg etwas länger war, bemerkte ich nach knapp 1 Stunde daran, dass ich erneut auf meine morgendliche Pilgerbegleitung traf, die mich auf dem normalen Weg wohl überholt hat.
Wir lachten kurz zusammen, und verabschieden uns dann nochmals. Da sie nur eine kurze Etappe ging, trennten sich unsere Wege jetzt wirklich.

Die ersten Kilometer auf dieser Etappe läuft man wieder auf Asphalt. Landschaftlich erinnert dieser Weg sehr an die gestrige Etappe. Viel Asphalt, und viele von Schotter bedeckte Forststraßen.
Irgendwie habe ich es dann geschafft, mich auf dem Weg so richtig zu verlaufen . Ich folgte der Jakobsweg-Beschilderung Richtung Weitnau, und dann auf einmal vor einem Schild zu stehen, welches in genau die entgegengesetzte Richtung zeigte! :shock:
Da habe ich zum ersten Mal mein Handy rausgeholt, und festgestellt, dass ich über 1 km abseits der Tour bin. Ich lief dannmal wieder frei Schnauze, wo ich dann etwas später auf eine erneute Bestellung des Weges kam. Diese führte jedoch auch in eine etwas wirre Richtung, weshalb ich mich entschloss, einfach Richtung Norden zu laufen, um so wieder auf die offizielle Route zu stoßen. Das klappte auch ganz gut, und hat mir letztenendes sogar 2 km Weg gespart … auch wenn ich diese Strecke durchaus gerne gegangen wäre.

Langsam zeigt die Strecke immer mehr Charme, Auch wenn das Wetter nicht mehr so schön war wie die letzten Tage. Die Sonne schien zwar, musste sich jedoch hinter Wolken verstecken.
Unterwegs hatte ich schon vom Sonneckgrat gehört, was mir durchaus etwas Unbehagen bereitet, denn in der App sah das Höhenprofil auch nicht wirklich „schön“ aus ;-)
Bevor es zum Sonneckgrat hoch geht, ist auf der Straßenseite eine kleine Bank, auf welcher ich mich, zum goldrichtigen Zeitpunkt, niederließ für eine Pause, und um auf weiteren Seiten in meinem Buch zu schmöcken.
Ausgeruht und gestärkt ging es dann den Anstieg zum Grat hinauf. Oftmals dachte ich, das war’s jetzt, ich bin endlich oben. Nach einem kurzen Weg bergab, ging es aber jedes Mal wieder weiter hinauf.
Oben auf 1085 Höhenmetern angekommen, hat man dann einen tollen Blick über die Täler.
Jetzt ging es an den Abstieg, auf etwa 3 km werden rund 300 Höhenmeter bewältigt. Ich hätte es mir schwieriger vorgestellt, aber irgendwie ging es wirklich human hinunter.

Den letzten Kilometer bis nach Weitnau geht man nun wieder auf Asphalt.

Nachdem ich mir den Pilgerstempel in der Kirche abgeholt habe, habe ich meine Pension, welche direkt an der Kirche ist, aufgesucht und mein Zimmer bezogen.

Heute war ein toller Tag, und ich freu mich auf morgen.
Noch zweimal gehen, und ich bin in Lindau

Liebe Grüße Chris
Zuletzt geändert von Hoib3rgA am 9. Okt 2023, 13:00, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

6.10.2023 - Etappe 9: 27km von Weitnau nach Simmerberg

Heute Nacht habe ich nicht lang geschlafen, ich bin bereits um 6 Uhr aufgewacht.
In meinem Zimmer ist es frisch, und es fühlt sich alles irgendwie "klamm" an. Nachdem ich hier Platz zum aufspannen meiner Leine hatte, habe ich am Vorabend mein Shirt und die Short gewaschen. Trocken ... ist weder das eine noch das nadere geworden.
Ein Blick aus dem Fenster verhieß auch nichts gutes, man sah eigentlich nur eine graue Nebelwand.

Aufstehen wollte ich noch nicht, also habe ich mir erstmal mein Buch geschnappt.
Gegen 7 Uhr hab ich mich dann unter der warmen Decke herausgequält um mich mal langsam auf den Tag vorzubereiten.
Anziehen? Ging noch nicht ... die Sachen waren noch etwas feucht. Da es einen Fön im Zimmer gab, habe ich diesen als Trockner missbraucht, um so die letzten Stellen meiner Klamotten von der "Restfeuchtigkeit" zu befreien. Viel war es eh nicht, nach zwei, drei Minuten war alles trocken.

Früchstück wäre zwar im Preis enthalten gewesen, gab es aber keines, da die Vermieterin ihren Sohn ins KKH fahren musste (hat sie mir am Vorabend schon mitgeteilt). Dafür gab es dann einen kleinen Preisnachlass, welchen ich dann beim nahegelgenen Bäcker in ein Frühstück investierte.
Das war ein Schauspiel!
Ich liebe es, irgendwo zu sitzen, und Leute zu beobachten.
Hier beim Bäcker war das wirklich toll! Es gab sehr viele Stammgäste, für welche die Verkäuferin die Sachen schon einpackte, bevor die Person den Laden betrat. Herrlich, ich mag so etwas, wenn man sich einfach kennt!

Gemütlich begab ich mich dan auf die vorletzte Etappe.
Der Weg führt rauf zum Skilift, um biegt dort dann nach rechts in den Wald ab. Ein wirklich schöner Weg führt hier durch den Wald hinauf zu einer Bergstraße.
Diese ist am rechten Rand mit ein paar "Spielereien" versehen, sprich man kann über quer gelegte Holzbretter laufen, über Baumstämpen springen, oder auch über eine Hängebrücke laufen. Herrlich! Ich habe es geleibt, diese "Spielereien" alle "mitzunehmen". Da fühlt man sich gleich wieder um 30 Jahre jünger :lol:

In Gerlhofen bin ich auf zwei ältere Herren mit ihren Oldtimer Traktoren gestoßen. Sie warteten dort auf andere Oldtimerfahrer für eine gemeinsame Ausfahrt. Nach einem kleinen Ratsch mit ihnen, ging ich meinen Weg weiter.

Von der Sonne geküsst, kam ich in Simmerberg an. Eigentlich wollte ich ja noch bis Weiler im Allgäu gehen, dort habe ich jedoch keine Unterkunft bekommen.
Da ich nun schon recht früh hier war, war mein erster Weg zum Bäcker.
Wenn der Tag schon mit einem Stück Kuchen beginnt, kann ich die Etappe doch auch mit einem Stück Kuchen beenden, oder? ;-)

Gegen 17 Uhr bezog ich dann meine Unterkunft.
Auf Nachfrage, wo man den hier noch etwas "Proviant" kaufen kann, kam die Antwort: "Eigentlich beim Bäcker, aber der hat gerade zu gemacht. Die nächste Möglickeit wäre dann der Supermarkt in Weiler"
Tja, was solls, ich hab ja eh nichts zu tun ... also bin ich halt schnell die 2 km nach Weiler gegangen, und hab mich mit Getränken für den Abend, als auch ein wenig Nascherei eingedeckt. Als ich zur Kasse ging, war da ein Schlange ... puh ... schon lange nicht mehr so viele Menschen gesehen ;-)
Die Dame vor mir fragte sofort, ob ich nicht eben schnell vor möchte! Das war so lieb!
Zum Dank habe ich mir vor der Kasse noch eben schnell einen Bund Schnittbluemen geschnappt, um diese der Dame zum Dank fürs vorlassen zu schenken.
Oh hat die sich gefreut :)
Und ja, ich habe mich selbst gefreut, ihr so eine kleine Freude machen zu können.
Auf dem Rückweg wurde ich dann in Simmerberg von einem MEGA Sonnenuntergang empfangen.
Ich sass dann im Kreisverkehr, und habe der Sonnen beim abtauchen zugesehen. Das war schon ein wirklich toller Moment.

Morgen geht es auf die letzte Etappe.
Ich bin geteilter Gefühle, froh anzukommen, und traurig, dass es dann vorbei ist.

Mal sehen was mich morgen erwartet.

Lebe Grüße Chris
Zuletzt geändert von Hoib3rgA am 9. Okt 2023, 13:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

Die 10. Etappe und somit letzte Etappe: 32km von Simmerberg nach Lindau

Es ist 5 Uhr morgens, und ich bin bereits wach. Mein Kopf arbeitet seit gestern Abend ziemlich viel, irgendwie bin ich aufgewühlt.
Heute beginnt die letzte Etappe auf diesem Weg.
Die letzten 32km.
Das letzte Frühstück alleine.
Die letzten Schritte, während die Fußballen zu brennen beginnen.
Ein letztes Mal den Rucksack schultern.
Der letzte und finale Stempel im Pilgerpass.
Ich möchte nicht los, ich will bleiben.
Die Reise dauerte lange, und ist dann doch viel zu schnell zu Ende.

Hilft nichts, ich muss. Heute habe ich das erste mal wieder einen „Zwang“.

Nachdem ich nicht mehr einschlafen kann, lese ich noch bis kurz nach 6 Uhr, und stehe dann auf.
Den Rucksack hatte ich gestern Abend schon gepackt, da ich um 6:30 Uhr beim Böcker zum frühstücken sein möchte.
Das geht sich jetzt gut aus.
Ich hatte mir gestern Abend gewünscht, dass ich heute, nachdem ich so früh los gehe, vielleicht mit einem schönen Sonnenaufgang belohnt werde. Und ja, heute ist der erste Tag ohne Nebel in der Früh.

Mein Frühstück fällt sehr spärlich aus. Zwei Semmeln, ein Stück Butter und ein kleines Schälchen gefüllt mit Marmelade. Dazu einen „Café con Leche“ ;-)

Um 7:15 Uhr trete ich den Weg auf meiner letzten Etappe an.
Leider begleitet mich im Osten eine Anhöhe, weshalb ich es leider nicht mitbekomme, wie die Sonne den Horizont hinaufklettert, und den Himmel Stück für Stück für sich gewinnt.

Die letzte Etappe hält noch einmal viele schöne Teilstücke für einen bereit.
Auch wenn ich entspannt bin, muss ich leider vorwärts kommen. Mein Zug fährt gegen 15:45 Uhr ab … den „muss“ ich erwischen.
Ich möchte ans Ziel kommen, weshalb ich ohne Pause durchgehe. Die einzigen Momente der Ruhe habe ich den jeweiligen Kappellen und Kirchen auf der Strecke. Hier halte ich, wie zuvor auch, an, bete kurz, und bedanke mich, dass ich es bis hier hin geschafft habe.

Kurz nach Allmansried kann man einen kleinen Umweg zu den "Scheidegger Wasserfällen" machen, um dort einfach die Seele baumeln zu lassen, und eine Pause einzulegen.

An einer kleinen Kapelle, kurz vor „Kinberg“ erhascht man dann den ersten Blick auf den Bodensee!
Was für ein toller Moment! Ich hab Pipi in den Augen, beim Anblick des Sees, und bin so stolz auf mich, es bis hierher alleine geschafft zu haben.
Vom See angefixt, gehe ich weiter.

Einen Bäcker gibt es dann nach Sigmarszell, direkt an der Bundesstraße, welcher man für ein paar Meter folgen wird.
Und jetzt geht es auch schon mit schnellen Schritten auf Lindau zu.

Je näher ich Lindau komme, umso aufgewühlter bin ich, Ich habe keine Ahnung, ob ich vor Freude, oder ob ich vor Trauer den Tränen nahe bin.
Nachdem man Oberreutin erreicht hat, kommen dann irgendwann die ersten Hinweisschilder auf "Lindau Insel noch x Minuten".
Mein Herz pocht, ich spüre jeden Herzschlag, und freue mich auf den Moment, wenn ich den finalen Stempel in meinen Pilgerpass drücken darf.

Der Weg über die Brücke auf die Insel ... oh ich bin echt aufgeregt!
Ich sehe die Kirchturmspitze, gehe auf sie zu ... um festzustellen, dass es zwei Kirchen sind!
Und jetzt?
Die vordere Kirche ist die evangelische, die hintere die katholische Kirche.
Ich betrete die Kirche, und der geschulte Blick lässt mich sofort die Auslage mit den Broschüren, und davor den Stempel erspähen.
Tränen kullern mir übers Gesicht, als ich mir diesen einen Stempel in den Pass gebe.
Es war eine tolle Zeit, eine tolle Zeit für mich.
Ich habe mich gefunden, zu mir gefunden, viel über mich gelernt.
... ich werde den Weg vermissen!


Aber gut, alles hat irgendwann ein Ende. Und der Ende des einen Pilgerweges, ist bekanntlich der Start eines anderen Weges.
Mal sehen für was ich mich entscheide.
Aktuell bin ich am Ende angekommen, ich möchte nicht mehr weiter gehen. Aber wer weiß was das kommende Jahr für mich bereit hält.


Liebe Grüße
Chris
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Hoib3rgA
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

Ein paar Worte nach dem Weg ...

Ich bin das erste mal alleine gegangen, was mir bewusst gemacht hat, dass es Wege in seinem Leben gibt, welche man alleine zurücklegen muss.
Ob es das Bedürfnis nach "Zeit für sich" ist, oder nur die Bestätigung "Ich habe das alleine, für mich geschafft", es war für mich eine wahnsinnige Erfahrung. Das Abschalten des Alltags, die Natur genießen und deren Kraft aufsaugen, das ist eine wundervolle Erfahrung.

Die Erfahrung zu machen, welchem Stresslevel man täglich ausgesetzt ist, sei es nur der Weg in die Arbeit, wenn man um "x" UHr an einem bestimmten Ort sein muss, der Verkehr, die hektischen Leute im Umfeld ... all das ist unser tägliches Brot. Und wir nehmen es als "normal und gegeben" hin.
Auf dem Weg wurde mir das so richtig bewusst!

Gerne hätte ich diese Erfahrung mit jemanden geteilt, jemanden an meiner Seite gehabt, mit dem man über die gewonnen Eindrücke hätte sprechen können, den Tag Abends nochmal passieren lassen kann.
Auch wenn man den selben Weg geht, gemeinsam geht, so nimmt jeder die jeweilige Situation anders auf.
Ein anderer Blickwinkel reicht oftmals schon aus, um einen Teil der Strecke als wundervoll, oder eben "uncharmant" zu empfinden.
Dies alles nicht zu haben, diese Möglichkeit des redens ... ja das fehlte mir sehr.

Auf der anderen Seite war es gut, nicht reden zu können.
Ich habe mich voll auf mich konzentrieren können (müssen?), und hatte viel Zeit für mich, um meine Gedanken, als auch Gefühle, zu sortieren.

Es war für mich eine tolle, und wichtige Erfahrung, welche ich auf keinem Fall missen möchte.

Mal sehen wohin es mich im kommenden Jahr verschlägt.
Ich werde auf jeden Fall berichten ;-)

Vielen Dank fürs Lesen
Gruß Chris
tsetse
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von tsetse »

Servus, Chris,
danke für Deinen wunderbar lebendigen Bericht über den Münchner Jakobsweg. Da wurden bei mir viele Erinnerungen wach...
Und fürs nächste Mal: Bei der Wieskirche musst Du am Eingang vorbei um die Kirche rum. Dort gibt es hinten, neben der Tür, ein Holzkasterl mit Stempel :-)
Weiterhin buen camino
Christine
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Hoib3rgA
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Re: [Tagebuch] Der Münchner Jakobsweg in 10 Etapen

Beitrag von Hoib3rgA »

Hallo Christine,
es freut mich, wenn dir mein Bericht gefallen hat, und Erinnerungen herufen konnte.
Das mit der Wieskirche habe ich auf meiner vorletzten Etappe dann auch erfahren.
Da bekam ich auch den Tipp, dass der Pilgerstempel oftmals im Beichtstuhl versteckt, oder hinter dem Altar aufbewahrt wird.
... manchmal wäre es dann doch sinnvoll, sich ein "Buch über den jeweiligen Weg" zuzulegen ;-)
Aber gut, ich habe "meine Stempel" alle bekommen, die ja eh nur für mich zur Erinnerung sind.

Mal schauen, ob ich den Weg dann nochmals gehe ... als nächstes möchte ich aber wieder in Spanien unterwegs sein.

Gruß Chris
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