Darum geht's:
FredMario hat geschrieben: ↑12. Apr 2024, 09:26
Raimund Joos hat geschrieben: ↑12. Apr 2024, 08:28
Wie Gronze mal veröffentlichte setzt sich der gleiche Tourismusverband der diesen Weg erfunden hat auch für die
Abschaffung der öffentlichen und Spendenherbergen ein da dies eine unfaire Konkurenz gebenüber den normalen kommerziellen Herbergen sei.
Darüber könnte mal nachgedacht werden. Irgendwie sollte der Tourismus doch für beide Seiten fair sein, oder?
Wenn man den TERRE DI MEZZO-Newsletter aboniert hat, dann kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass neue Pilgerwege wie die berühmten Porcino-Pilze aus dem meist kalkhaltigen italienischen Stiefel sprießen.
Diese Cammini werden geschaffen, um den in den mehr einsamen Regionen verbliebenen Einwohnern eine bescheidene zusätzliche Einnahme zu ermöglichen. Es geht also um zwei Probleme: erstens um die Landflucht, besonders der jungen Menschen und zweitens um vernünftige Erwerbsmöglichkeiten und damit verbunden, der Möglichkeit der Alters- und Krankheitsvorsorge.
Nun zur Casa Anita Stand Juli 2010. Ich hatte nur mit einer Tochter zu tun, die die Herberge noch nicht lange von den Eltern übernommen hatte. Ich nenne sie mal Elena. Zum ersten Kontakt kam auf auf der Hauptstraße in Santa Croya de Tera. Sie stoppte ihr Auto und wollte mich zu ihrer Herberge mitnehmen. Ich wollte jedoch laufen (damals war ich noch konsequenter) und hatte außerdem reserviert. Ich war dann der einzige Gast in der Casa Anita. Sie erzählte, dass sie in einer größeren Stadt eine Ausbildung/Studium absolviert hatte. Als ihre Eltern zu alt für die Führung der Herberge wurden, entschied sie sich, aus der Großstadt in ihr Städchen am Camino Sanabres zurückzukehren und die Albergue zu übernehmen. Wie viele Kinder wollte sie wohl alles ein bisschen schöner machen und investierte beispielsweise in Heizungen. Eingeplante Seminarveranstaltungen wurden annuliert und Elena hockte ohne Einnahmen auf ihren Problemen. Es war nicht möglich, von der Herberge zu leben, wie es ihre Eltern vorher taten.
Einen knappen Kilometer weiter besuchte ich Santa Marta de Tera wegen der berühmten Jakobus-Statue und wagte einen Blick in die primitive Pilgerunterkunft mit Matratzen auf dem Boden. Mindestens fünf Pilger, alles Spanier:innen kannte ich, insgesamt vielleicht zehn Personen, die wohl fürchteten, ich würde mich auch noch dazugesellen.
Es sind diese Erinnerungen, die mich über Raimunds Zitat über die
Abschaffung der öffentlichen und Spendenherbergen nachdenken ließen.
Ist das gegenwärtige Pilgerwesen nachhaltig? Können die Anbieter von Unterkünften von ihrer Arbeit und ihren Investitionen auch wirklich leben? Auch wenn sie mal über sechzig sind? Oder leiden sie dann unter Altersarmut? Und das alles nur, um uns 'armen Pilgern' (Raimund) einen billigen Urlaub zu ermöglichen?
Mario