Der Weg ist ja im Buch von Angela Maria Seracchioli schön beschrieben, samt Geschichten und Wissenswertem über die Orte und Gegenden am Weg.
Wir konnten uns mithilfe von "Mapy.cz" und dem bei "Bergfex" von Reinhold Fresner erstellten Track, der dem Seracchioli-Weg sehr exakt folgt, bestens zurechtfinden. Auch die Markierung mit gelben Pfeilen und Wegweisern ist recht gut, mit Track bzw. Wegbeschreibung ist man allerdings auf der sichereren Seite. Einige Unterkünfte hatten wir vorab über booking.com gebucht (da haben wir ein paar günstige Ferienwohnungen ergattert, in denen wir selber kochen konnten), ansonsten hielten wir uns an die Unterkunftsliste von Angelas Webseite.
Dienstag, 14.5.24
Überpünktlich fährt der Öbb Nightjet in den Bahnhof Roma Termini ein, wir erwischen den nächsten Anschlusszug nach Terni, und nach einem ersten echten italienischen Kaffee in der Bahnhofshalle tuckern wir in einem kleinen, mit bunten Graffities verzierten Zirkuswagen- nein, Schienenbus durch eine vertraute Gegend: Marmore, Rieti… da drüben auf dem Hügel, da hatten wir doch das Kätzchen gefüttert, und dort oben in dem Kloster, da haben wir übernachtet, als wir vor drei Jahren hier auf dem Franziskusweg bis Poggio Bustone gepilgert sind!
Der Weg, den wir nun erkunden wollen, Angela Maria Seracchiolis „Erzengel-Michael-Weg“, ist die unmittelbare Fortsetzung dieses Cammino di San Francesco. Wir haben allerdings beschlossen, nicht gleich mit einer langen Etappe zu beginnen und lassen uns noch ein paar Stationen weiter bringen. In die Abruzzen hinein, durch Tunnels und Kehren schnauft das Bähnlein und wir ersparen uns schon mal einige Höhenmeter.
Am Bahnhof Rocca di Fondi steigen wir aus, außer dem mit drei Stockwerken vielleicht etwas überdimensionierten Bahnhofsgebäude ist keine Ansiedlung zu sehen. Wir gehen auf einem mit hohem Gras bewachsenen Pfad zur Straße, wer weiß, wann die letzten Fahrgäste an diesem Ort aus- oder zugestiegen sein mögen.
Vier Kilometer sind`s zum Dorf Rocca di Fondi, und das Dorf ist oben, auf der Spitze des Hügels. Ein hübsches Dorf. Die Häuser aus grauem Bruchstein, die meisten frisch renoviert, Blümchen davor, Rosenbüsche in üppiger Blüte, gemalte Namensschilder, Deko – nur: keine Menschen. Wir haben über Whatsapp vom Vermieter unserer Ferienwohnung einen Code für den Schlüssel bekommen, unser Domizil ist das höchste im Ort. Im Nachbarhaus sind tatsächlich Leute, die gerade ihre Geranien umtopfen – aber die eigentlichen Bewohner von Rocca di Fondi sind - Katzen. Die sind überall. An dem Platz neben der Kirche – deren Mauern zersprungen sind und für deren Renovierung nach dem Erdbeben sich kein Geld gefunden hat - haben die Katzen ein Haus ganz für sich, mit einer kleinen Tür. Sie gehen ihre Katzenwege, pflegen ihre Katzenfreundschaften und Rivalitäten, wollen nichts mit uns zu schaffen haben.
Die Ferienwohnung ähnelt einem Puppenhaus oder einem Schmugglerversteck, je nachdem. Wo die Sonne auf den Platz scheint, wärmt sie uns ein bisschen, später kommt Regen, wir frieren, bereiten unser Essen zu, das wir mitgebracht haben. Tortellini, Soße, Wein.



