Simsim hat geschrieben: ↑19. Mär 2021, 17:37
Ich häng mich in das Thema so rein, weil ich FRIEDEN will, Verständnis füreinander und die jeweiligen Beweggründe. Und ich möchte auch, wo es möglich ist, mit Vorstellungen aufräumen, die einfach (bisher)fragwürdig sind, wie z.B. die Impfung aus Solidarität.
Hm. Ich weiß nicht. Ist eine Impfung aus Solidarität fragwürdig?
Wenn ich weiß, dass Geschäfte, kulturelle Einrichtungen ... erst wieder öffnen können, wenn die Zahl der Ansteckungen gesunken ist, ist es dann fragwürdig, wenn ich sage, ich lasse mich auch darum impfen, damit das geschieht.
Ich habe da, glaube ich, einen ganz anderen Blick drauf.
Wir alle gehen einkaufen. Die, die in den Läden arbeiten, haben täglich mit anderen Menschen zu tun, werden gefragt, wo das steht oder ob jenes noch da ist. Ich weiß nicht, ob es im Privatbereich dieser Menschen einen Grund gibt, der eine mögliche Infektion für ihn ganz anders aussehen lassen würde.
Wir alle gehen gerne auf den Markt einkaufen. Es gibt einige Stände, die gehören zu größeren "Unternehmen", die meisten Stände aber sind Einzel- oder Familienunternehmen. Habt ihr euch schon mal gefragt, was es für die bedeutet, wenn sie positiv getestet werden (und da müssen sie rein gar nicht erkranken) und ihren Stand zwei Wochen schließen müssen?
An die, die im Moment ihren Laden nicht öffnen dürfen, mag ich gerade gar nicht denken, weil es mich absolut gruselt. Das müssen auch gar keine kleinen Läden sein - in großen Geschäften arbeiten auch Menschen, die im Moment echt ein Problem haben. Hotels, Gaststätten ... dito. Was ist mit den Menschen, die schon seit einem Jahr in Kurzarbeit sind? Ein paar Wochen weniger Geld auf dem Konto, das kriegt man noch hin, aber irgendwann geht einem die Puste aus.
Ich unterhalte mich mit jemandem, der mir gerade über den Weg läuft. Weiß ich, ob er nicht zufällig eine Erkrankung hat, die eine mögliche Infektion durch mich zu einer Bedrohung macht?
Wir alle denken mit Grusel an die Menschen, die mit den Kontaktbeschränkungen nicht zurecht kommen, Schüler, die nicht mehr in die Schule gehen dürfen (dass ich so etwas mal schreibe! Aber mal ernsthaft: Warum seid ihr in die Schule gegangen, doch nicht, um zu lernen, sondern um eure Freunde zu treffen).
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Durch eine Impfung IST nicht sichergestellt, dass ich das Virus nicht weitergebe. Aber wenn ich das Pferd von der anderen Seite aufsattele: Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto geringer wird die Anzahl der Infektionen, desto geringer wird die Verbreitung des Virus. Ob es sich komplett ausläuft, davon gehe ich nicht aus, aber es wird doch zumindest stark eingegrenzt, so stark, dass man es vielleicht wirklich mit der Influenza vergleichen kann (ich habe wegen einer Grippeepidemie ehrlich gesagt noch nie im Fernsehen Lastwagen gesehen, die ... transportierten, was Lastwagen nie, niemals tun müssen sollten! Haben wir das schon wieder vergessen?).
Ist eine Impfung aus Solidarität fragwürdig? - Fragwürdig wäre es, wenn ich sage, ich täte es nur aus Solidarität. Das stimmt nämlich nicht, dafür bin ich viel zu egoistisch. Ich habe tatsächlich Angst vor einer Infektion, ich möchte nicht auch nur in Quarantäne, ich möchte mich wieder einmal über die zwangsrelaxten Jungmuttis ärgern, die bei Ikea mit ihren quengelnden Kindern die Gänge verstopfen ... aber dafür muss ICH eben auch etwas tun.
Simsim, noch einmal ganz direkt an dich: Ich freue mich wirklich, dass deine Infektion so glimpflich verlaufen ist. Das ist auch ganz klar im überwiegenden Teil der Fälle so, zum Glück. Aber es gibt eben auch noch den anderen Teil und der kann mehr als unschön werden. Bei der Frage um Angst vor dem Virus hoffe ich inständig, dass es bei mir und allen, die mir nahestehen, ausgeht wie bei dir, eine Sicherheit allerdings gibt es dafür nicht. Wenn nur 0,000000001 % der Infizierten einen hässlichen Verlauf haben - weiß das Virus, dass ich da nicht dazu gehöre? Einen guten Ausgang zu verallgemeinern würde mir schon auf mich selbst bezogen nicht genügen; ihn auf andere zu übertragen - diese Verantwortung würde ich nicht tragen wollen. Diesmal ist es gut ausgegangen, aber was ist bei einer möglichen nächsten Infektion?
Was die Vorteile einer gesunden Lebensweise betrifft, bin ich völlig bei dir, aber ich wage wirklich zu bezweifeln, dass mich das alleine gegen eine Erkrankung schützt oder ich das Virus mit einem Stück Ingwer und Atmen durch die Nase schon in den Griff kriege. Ich fürchte, so einfach ist das nicht, weil dann brauchten wir alle nur ganz viel Ingwer zu essen und sollten statt einer Maske den Mund einfach nur zum Sprechen, Essen und Trinken benutzen.
Vielleicht liegt zwischen der einen und der anderen Meinung einfach ein schwieriger Fall, der einen ganz persönlich betroffen macht ... und so gesehen wünsche ich dir, dass du immer, immer, immer bei deiner Meinung bleiben wirst.