Bin wieder zurück / Bericht
Verfasst: 15. Jul 2022, 08:42
Bin wieder zurück von meinem ersten Camino
liebe Pilger,
die 3 Wochen Camino sind nun leider vorbei, und wir ( mein Mann und ich) haben es geschafft die Hälfte bis Sahagún zu laufen
Wir sind super happy und ich komme mir zurück im Alltag nur grad vor, als wenn ich in einer Glocke leben würde, von 0 auf 100……
Meine Seele ist noch nicht im Alltag angekommen, mein Körper fährt total runter, ich bin megagechillt, irgendetwas ruht in mir, was aber auch sehr positiv ist, da ich sonst immer alle Dinge schnell erledigen will, nö diesmal nur das Wichtigste, und ich versuche das beizubehalten .
Ich glaube das ist nun mein Weg (meine Aufgabe) nach dem Camino, diese Gelassenheit und Unwichtiges aussortieren, dieses beizubehalten.
Ich kann es in Worte gar ich so erklären, das muss alles noch sacken…….
Es war ein Abenteuer, ein Erlebnis und auf dem Weg selbst lief nicht alles nach Plan
Wir sind in Saint Jean Pied de Port, mit einer Zwischenübernachtung in Biarritz, gestartet. Tags vorher waren es Tage über 40 Grad, dann
gingen die Temperaturen dann runter. In Saint Jean Pied de Port war nichts los, wir waren total erschrocken, da wir von 2019 (als wir mit dem Moped da waren) alles übervoll war. Ok es waren halt 40 Grad daher die Leere. Nach dem Start einen Tag später über die Pyrenäen haben in der Auberge Borda übernachtet und am nächsten Tag dann Nebel und Regen gehabt, so dass wir gar nicht viel sehen konnten. Aber da steckt man halt nicht drin.
Als wir dann im Kloster Roncesvalles angekommen sind, hieß es an der Rezeption: morgen dürft ihr nicht pilgern….Pilgerverbot der Polizei, wegen den
Bränden in Pamplona bis Logrono auf dem Jakobsweg….Da waren wir erst mal geschockt, wie viele andere Pilger auch. Aber dieses Thema wurde ja hier anderweitig schon beschrieben, und ich hatte auf dem Weg direkt hier auch was ins Forum dazu geschrieben als update.
Wir hatten aber Glück und wir durften am nächsten Tag weiter pilgern.
Die Etappen bis Najera haben es wirklich in sich…sie verlangen einem sehr viel ab. Die Wege sind teils sehr steinig und geröllig und wir haben uns manchmal gefragt, kann dass Sinn sein, dass die Pilger sich so quälen müssen warum macht man die Steine nicht weg? Die Etappe bis Zubiri ist Hölle…
Wir haben deshalb „unsere“ Etappen“ so gewählt, dass wir es selber entschieden haben wie weit wir am nächsten Tag laufen wollen. Denn es ist unser Weg,
und unser Tempo. Wir sind im Schnitt am Tag 20 km gepilgert, und hatten so auch immer noch freie Kapazitäten der Unterkünfte. Wir haben immer am Abend eine Unterkunft für den nächsten Tag vorreserviert, da wir ein Doppelzimmer haben wollten. Und das hat auch immer geklappt. Wir haben die App Buen Camino genutzt, und die ist einfach nur top !
Wir haben meistens über booking com gebucht, aber auch dort angerufen oder sogar zweimal hat der Herbergswirt bei dem Anderen angerufen, weil nur spanisch. Das hat alles wunderbar geklappt.
Ich hatte immer das Prinzip: ein Pilger muss seinen Rucksack / seine Last auf dem Camino schleppen, er muss „leiden“, seinen Körper spüren…Fand das komisch, dass so Viele nur einen Dayback anhatten…..Und dann hats mich selber erwischt…..der da oben meinte wohl, hey geh von Deinem Prinzip runter, jeder geht seinen Weg und man darf niemanden verurteilen…..So bekam ich nach 2 Wochen plötzlich ein tauben Oberschenkel, mit Leistenschmerzen….Völlige Überanstrengung des Körpers….Ich hatte nun die Wahl: abbrechen oder weiterlaufen ohne Rucksack……Abbrechen kam für mich nicht in Frage, Aber ich fing an, tatsächlich zu hinterfragen, warum ich 10 kg bei 55 kg schleppen muss….Also eigentlich sind es 7 / 8 kg gewesen. Doch durch die Hitze habe ich ca. 2 Liter noch an Wasser mitgeschleppt…Das ist definitiv viel zu viel…..So entschied ich mich, meinen Rucksack die letzte Woche per Rucksacktransport täglich schicken zu lassen…..Und kaufte mir einen ganz kleinen Dayback für wenigstens Wasser, Regenklamotten und Wechselshirt und Socken.
Und wir haben dann 2 Ruhetage gemacht, haben in Santo Domingo de la Calzada ganz entspannt das Kloster angeschaut, und dann einen Tag später den Bus nach Burgos genommen und so halt diese Etappe übersprungen, aber so what, was tatsächlich einige Pilger auch so gemacht haben. In Burgos haben wir dann auch die Kathedrale angeschaut und unser Fazit ist: das war alles zum richtigen Zeitpunkt genau richtig so. Ein schlechtes Gewissen hatte ich komischerweise nicht (obwohl ich das Prinzip hatte jeden km zu pilgern) denn ich wurde ja ausgeknockt und es ist mein Weg.
Mir ging es besser, und ich konnte dann weiterpilgern
Es kam die Meseta………die Gefürchtete…ja tatsächlich die Etappe nach Calzadilla de la Cueza hat mir einiges abverlangt…..30 Grad und so endlos im Nichts…..(warum gibt es da kaum Bäume und kaum Bänke ?) ich habe gedacht: wann kommt endlich die Kirche zum Dorf? Es wollte nicht enden ich wollte abbrechen…aber wir haben es geschafft….und soll ich Euch was sagen? Ich war soooo stolz……..und bin es immer noch.
In Sahagun brach dann alles aus mir raus, als ich durch das „Tor“ bin….habe ich Rotz und Wasser geheult…
Dann gings nach Hause, wir müssen ja noch arbeiten…wobei……wir haben so viele Pilger getroffen, die können bis Santiago pilgern weil sie Zeit haben…beneidenswert…..aber lieber in Etappen als gar nicht
Dinge, die auf dem Weg „passiert“ sind, wo ich ganz sicher bin, dass wir da oben einen Camino Engel hatten, der uns auf dem ganzen Weg beschützt hat:
In Pamplona Stadt war unsere Unterkunft abseits und wir kannten Pamplona schon und wollten mit dem Bus fahren. So standen wir an der Bushaltestelle und blickten null durch…Plötzlich kam ein junges Mädel, und sprach uns auf Englisch an, ob und wie sie helfen kann…..sie hat uns alles erklärt, stieg mit in den Bus ein, und sprach mit dem Busfahrer, dass er Bescheid sagen soll, wenn unsere Station kommt und sie steigt 3 Stationen früher aus….Es hat alles geklappt, und die war so nett…ich weiß nicht, ob das in Deutschland jemand gemacht hätte…..
Als wir am Tag später in Pamplona uns auf den Weg machten, kam urplötzlich auf dem Fahrrad der Hotelangestellter hinter uns her, sprach uns an, dass wir auf dem falschen Weg sind, er fährt nebenher weiter mit uns mit, bis der Camino anfängt…
Woher wusste er, dass wir falsch sind? Der Weg vom Hotel war richtig und später erst dann nicht mehr….das empfand ich als Fügung, das kam von oben…..
Dann kam noch auf dem Weg als wir dann richtig waren, eine Madonna Statute, und ich flennte schon wieder….
Dann in Logrono wusste ich ja, dass da der Stand von Maria Felisa ist / war.. die ja leider gestorben ist, und es hieß, da sitzt niemand mehr…
Aber es saß jemand da, es war wohl die Enkelin mit Baby und ich hab mich wahnsinnig gefreut, dass es in der Generation weitergeht…..Der Stand war da, ich hab was gekauft, war freundlich und sie auch, und das hat mich sehr bewegt…..
Dann hatten wir ein Unwetter…Einen Tag nur Gott sei Dank. Es kündigte sich schon einen Tag vorher an, es war sehr sehr windig vorher. Es wurde irgendwann schwarz am Himmel und es fing dann an zu regnen…leider blitzte es auch, und da hab ich Angst ! Mein Mann wusste das, und wie aus dem Nichts kam rechts ein abgelegenes Haus (was ich gar nicht gesehen hatte) und er bog ab dorthin, wir wollten uns unterstellen und wussten, die Spanier lassen uns rein….Es war eine Finca (Hotel) und wir gingen rein, nasse Klamotten aus, Kaffee getrunken, Taxi gerufen und nur noch 5 km da war dann unsere Unterkunft.
Wir hatten echt Glück!
Ein Pilger, der die Urne seines Opas dabei hatte um sie zu verstreuen. Das hat mich sehr bewegt. Wir hatten ihn immer wieder mal gesehen….
Die gesamten Pilger, mit ihren Geschichten, sie sind der Camino ! Man hilft sich, man kümmert sich, man möchte sie nicht missen, nur sie geben einen die Motivation weiterzumachen. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen, sie alle laufen „unrund“ grins, sie kamen aus aller Welt und das ist das, was ich für mich mitnehme – die vielen Pilger sie sind der Camino ! Und die spanischen Einheimischen dort die immer ein buen camino oder ola riefen.
Und der Weg, der es irgendwie richtet, vertraue ihm und Du wirst beschützt.
Der Spruch „ der Weg gibt dir nicht das was du willst, sondern was du brauchst“ trifft nun auf mich 100% zu, obwohl ich es vorher nicht zuordnen konnte.
Nämlich mein Vorsatz „ich laufe jeden km“ und „ich trage meinen schweren Rucksack ein Pilger macht das so“……Der da oben hat mich eines Besseren belehrt .
Leider konnten wir ja nur die Hälfte des Caminos laufen, aber es ist alles gut so, wie es war ! Mein Bein ruht sich nun aus ( auch wenn noch nicht ok ) und nächstes Jahr kommt dann der Rest nach Santiago/Muxia, denn der Weg er ruft mich weiter.
Was ich aber für nächstes Jahr anders machen werde: noch weniger einpacken. Ich weiß jetzt was ich getrost weglassen kann, und das ich tatsächlich zu viel mit hatte….ich möchte versuchen mit Rucksack, werde mir aber einen leichten Daypack einpacken für den Fall, dass es wieder irgendwann nicht geht.
Highlights – Herbergen als Tip:
Herberge Camino del Perdon in Uterga
( DZ alles sauber und bequem, super Essen, super nette Wirtin und Personal, eine Herberge wo man sich als Pilger wohl fühlt, urig)
Herbere Restaurant Fuente in Rabé de las Calzadas
(DZ alles sauber und bequem, super Essen, hat das Frühstück extra für uns früher gemacht, netter Wirt, tolles Ambiente, urig)
Herberge Los Canarios in Calzadilla de la Cueza
(DZ einfach aber sehr sauber und bequem, super netter Wirt, super Essen, hat das Frühstück für uns früher gemacht – mehr brauchts als Pilger nicht)
Eine Herberge die überhaupt nicht ging:
Herberge Puente Fitero in Itero de la Vega)
(ein steinalter Mann, der seine Angestellten unterdrückt, anschreit, der Service dadurch völlig chaotisch, das Essen unterirdisch und die verstehen nur spanisch)
Wobei es ja tatsächlich so ist : man will nach einer Etappe einfach nur ankommen, sauberes Bett und Bad und was Essen, und man ist glücklich.
Was mir aber aufgefallen ist, auch wenn es mein erster Camino zu Fuß war ( 2019 mir dem Motorrad) : der Weg verändert sich.
Die Menschen verändern sich, die Zeit ändert sich, der Weg ändert sich.
Aber eines wird immer bleiben: der Weg
Wie ich das meine: ich nehme mal als Beispiel die Fahrradpilger mit Elektrobikes….die sausen ohne Klingeln ! an einem vorbei, und fahren einen fast über den Haufen. Nicht alle…aber wir haben es sehr oft erlebt. Das macht einen traurig denn es ist respektlos. Fahren ja natürlich, aber bitte mit Respekt den laufenden Pilgern gegenüber – eine Klingel hat jeder. Und es waren tatsächlich nicht die normalen Fahrradpilger die nicht klingelten, es waren die mit den Elektrobikes….und vor allem in welchem Tempo…..sorry dafür habe ich kein Verständnis. Auch wenn es jetzt wieder Kritik geben wird jeder so wie er will, ich beziehe mich da ausdrücklich nur auf den Respekt und nicht die Art und Weise wie jeder einzelne pilgert !
Oder die Pilger, die mehr mit dem Handy beschäftigt waren , als mit dem Weg ….Die nahmen nix mehr war, nix links nix rechts…..Es waren Gott sei Dank nur wenige, und ja es gehört zur heutigen Zeit, aber haben die den Sinn des Weges verstanden?
Was ich schlimm empfand, war die Rückreise mit den Zügen ( von Sahagun nach Irun und einen Tag später dann von Irun nach Limburg)…….von 0 auf 100 voll im Alltag…..Da hatte nichts geklappt und es war einfach nur anstrengend. Vielleicht werde ich/wir zurück nächstes Jahr fliegen.
Meine Gedanken sind auf dem Camino, denn hier ist wieder Alltag …das hat man auf dem Camino komplett abschalten können. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es Sorgen dort nicht gibt. Denn teurer ist es dort nicht unbedingt geworden…. Und es war mal gut 3 Wochen keine Nachrichten zu lesen.
Mein Fazit:
Man muss den Weg selber laufen, man kann das nicht erklären, was der Weg mit einem macht.
Glücklich und zufrieden freue ich mich, es geschafft zu haben, bereue keinen km, und den Weg weiter gehen zu können um anzukommen……
LG Claudia
liebe Pilger,
die 3 Wochen Camino sind nun leider vorbei, und wir ( mein Mann und ich) haben es geschafft die Hälfte bis Sahagún zu laufen
Wir sind super happy und ich komme mir zurück im Alltag nur grad vor, als wenn ich in einer Glocke leben würde, von 0 auf 100……
Meine Seele ist noch nicht im Alltag angekommen, mein Körper fährt total runter, ich bin megagechillt, irgendetwas ruht in mir, was aber auch sehr positiv ist, da ich sonst immer alle Dinge schnell erledigen will, nö diesmal nur das Wichtigste, und ich versuche das beizubehalten .
Ich glaube das ist nun mein Weg (meine Aufgabe) nach dem Camino, diese Gelassenheit und Unwichtiges aussortieren, dieses beizubehalten.
Ich kann es in Worte gar ich so erklären, das muss alles noch sacken…….
Es war ein Abenteuer, ein Erlebnis und auf dem Weg selbst lief nicht alles nach Plan
Wir sind in Saint Jean Pied de Port, mit einer Zwischenübernachtung in Biarritz, gestartet. Tags vorher waren es Tage über 40 Grad, dann
gingen die Temperaturen dann runter. In Saint Jean Pied de Port war nichts los, wir waren total erschrocken, da wir von 2019 (als wir mit dem Moped da waren) alles übervoll war. Ok es waren halt 40 Grad daher die Leere. Nach dem Start einen Tag später über die Pyrenäen haben in der Auberge Borda übernachtet und am nächsten Tag dann Nebel und Regen gehabt, so dass wir gar nicht viel sehen konnten. Aber da steckt man halt nicht drin.
Als wir dann im Kloster Roncesvalles angekommen sind, hieß es an der Rezeption: morgen dürft ihr nicht pilgern….Pilgerverbot der Polizei, wegen den
Bränden in Pamplona bis Logrono auf dem Jakobsweg….Da waren wir erst mal geschockt, wie viele andere Pilger auch. Aber dieses Thema wurde ja hier anderweitig schon beschrieben, und ich hatte auf dem Weg direkt hier auch was ins Forum dazu geschrieben als update.
Wir hatten aber Glück und wir durften am nächsten Tag weiter pilgern.
Die Etappen bis Najera haben es wirklich in sich…sie verlangen einem sehr viel ab. Die Wege sind teils sehr steinig und geröllig und wir haben uns manchmal gefragt, kann dass Sinn sein, dass die Pilger sich so quälen müssen warum macht man die Steine nicht weg? Die Etappe bis Zubiri ist Hölle…
Wir haben deshalb „unsere“ Etappen“ so gewählt, dass wir es selber entschieden haben wie weit wir am nächsten Tag laufen wollen. Denn es ist unser Weg,
und unser Tempo. Wir sind im Schnitt am Tag 20 km gepilgert, und hatten so auch immer noch freie Kapazitäten der Unterkünfte. Wir haben immer am Abend eine Unterkunft für den nächsten Tag vorreserviert, da wir ein Doppelzimmer haben wollten. Und das hat auch immer geklappt. Wir haben die App Buen Camino genutzt, und die ist einfach nur top !
Wir haben meistens über booking com gebucht, aber auch dort angerufen oder sogar zweimal hat der Herbergswirt bei dem Anderen angerufen, weil nur spanisch. Das hat alles wunderbar geklappt.
Ich hatte immer das Prinzip: ein Pilger muss seinen Rucksack / seine Last auf dem Camino schleppen, er muss „leiden“, seinen Körper spüren…Fand das komisch, dass so Viele nur einen Dayback anhatten…..Und dann hats mich selber erwischt…..der da oben meinte wohl, hey geh von Deinem Prinzip runter, jeder geht seinen Weg und man darf niemanden verurteilen…..So bekam ich nach 2 Wochen plötzlich ein tauben Oberschenkel, mit Leistenschmerzen….Völlige Überanstrengung des Körpers….Ich hatte nun die Wahl: abbrechen oder weiterlaufen ohne Rucksack……Abbrechen kam für mich nicht in Frage, Aber ich fing an, tatsächlich zu hinterfragen, warum ich 10 kg bei 55 kg schleppen muss….Also eigentlich sind es 7 / 8 kg gewesen. Doch durch die Hitze habe ich ca. 2 Liter noch an Wasser mitgeschleppt…Das ist definitiv viel zu viel…..So entschied ich mich, meinen Rucksack die letzte Woche per Rucksacktransport täglich schicken zu lassen…..Und kaufte mir einen ganz kleinen Dayback für wenigstens Wasser, Regenklamotten und Wechselshirt und Socken.
Und wir haben dann 2 Ruhetage gemacht, haben in Santo Domingo de la Calzada ganz entspannt das Kloster angeschaut, und dann einen Tag später den Bus nach Burgos genommen und so halt diese Etappe übersprungen, aber so what, was tatsächlich einige Pilger auch so gemacht haben. In Burgos haben wir dann auch die Kathedrale angeschaut und unser Fazit ist: das war alles zum richtigen Zeitpunkt genau richtig so. Ein schlechtes Gewissen hatte ich komischerweise nicht (obwohl ich das Prinzip hatte jeden km zu pilgern) denn ich wurde ja ausgeknockt und es ist mein Weg.
Mir ging es besser, und ich konnte dann weiterpilgern
Es kam die Meseta………die Gefürchtete…ja tatsächlich die Etappe nach Calzadilla de la Cueza hat mir einiges abverlangt…..30 Grad und so endlos im Nichts…..(warum gibt es da kaum Bäume und kaum Bänke ?) ich habe gedacht: wann kommt endlich die Kirche zum Dorf? Es wollte nicht enden ich wollte abbrechen…aber wir haben es geschafft….und soll ich Euch was sagen? Ich war soooo stolz……..und bin es immer noch.
In Sahagun brach dann alles aus mir raus, als ich durch das „Tor“ bin….habe ich Rotz und Wasser geheult…
Dann gings nach Hause, wir müssen ja noch arbeiten…wobei……wir haben so viele Pilger getroffen, die können bis Santiago pilgern weil sie Zeit haben…beneidenswert…..aber lieber in Etappen als gar nicht
Dinge, die auf dem Weg „passiert“ sind, wo ich ganz sicher bin, dass wir da oben einen Camino Engel hatten, der uns auf dem ganzen Weg beschützt hat:
In Pamplona Stadt war unsere Unterkunft abseits und wir kannten Pamplona schon und wollten mit dem Bus fahren. So standen wir an der Bushaltestelle und blickten null durch…Plötzlich kam ein junges Mädel, und sprach uns auf Englisch an, ob und wie sie helfen kann…..sie hat uns alles erklärt, stieg mit in den Bus ein, und sprach mit dem Busfahrer, dass er Bescheid sagen soll, wenn unsere Station kommt und sie steigt 3 Stationen früher aus….Es hat alles geklappt, und die war so nett…ich weiß nicht, ob das in Deutschland jemand gemacht hätte…..
Als wir am Tag später in Pamplona uns auf den Weg machten, kam urplötzlich auf dem Fahrrad der Hotelangestellter hinter uns her, sprach uns an, dass wir auf dem falschen Weg sind, er fährt nebenher weiter mit uns mit, bis der Camino anfängt…
Woher wusste er, dass wir falsch sind? Der Weg vom Hotel war richtig und später erst dann nicht mehr….das empfand ich als Fügung, das kam von oben…..
Dann kam noch auf dem Weg als wir dann richtig waren, eine Madonna Statute, und ich flennte schon wieder….
Dann in Logrono wusste ich ja, dass da der Stand von Maria Felisa ist / war.. die ja leider gestorben ist, und es hieß, da sitzt niemand mehr…
Aber es saß jemand da, es war wohl die Enkelin mit Baby und ich hab mich wahnsinnig gefreut, dass es in der Generation weitergeht…..Der Stand war da, ich hab was gekauft, war freundlich und sie auch, und das hat mich sehr bewegt…..
Dann hatten wir ein Unwetter…Einen Tag nur Gott sei Dank. Es kündigte sich schon einen Tag vorher an, es war sehr sehr windig vorher. Es wurde irgendwann schwarz am Himmel und es fing dann an zu regnen…leider blitzte es auch, und da hab ich Angst ! Mein Mann wusste das, und wie aus dem Nichts kam rechts ein abgelegenes Haus (was ich gar nicht gesehen hatte) und er bog ab dorthin, wir wollten uns unterstellen und wussten, die Spanier lassen uns rein….Es war eine Finca (Hotel) und wir gingen rein, nasse Klamotten aus, Kaffee getrunken, Taxi gerufen und nur noch 5 km da war dann unsere Unterkunft.
Wir hatten echt Glück!
Ein Pilger, der die Urne seines Opas dabei hatte um sie zu verstreuen. Das hat mich sehr bewegt. Wir hatten ihn immer wieder mal gesehen….
Die gesamten Pilger, mit ihren Geschichten, sie sind der Camino ! Man hilft sich, man kümmert sich, man möchte sie nicht missen, nur sie geben einen die Motivation weiterzumachen. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen, sie alle laufen „unrund“ grins, sie kamen aus aller Welt und das ist das, was ich für mich mitnehme – die vielen Pilger sie sind der Camino ! Und die spanischen Einheimischen dort die immer ein buen camino oder ola riefen.
Und der Weg, der es irgendwie richtet, vertraue ihm und Du wirst beschützt.
Der Spruch „ der Weg gibt dir nicht das was du willst, sondern was du brauchst“ trifft nun auf mich 100% zu, obwohl ich es vorher nicht zuordnen konnte.
Nämlich mein Vorsatz „ich laufe jeden km“ und „ich trage meinen schweren Rucksack ein Pilger macht das so“……Der da oben hat mich eines Besseren belehrt .
Leider konnten wir ja nur die Hälfte des Caminos laufen, aber es ist alles gut so, wie es war ! Mein Bein ruht sich nun aus ( auch wenn noch nicht ok ) und nächstes Jahr kommt dann der Rest nach Santiago/Muxia, denn der Weg er ruft mich weiter.
Was ich aber für nächstes Jahr anders machen werde: noch weniger einpacken. Ich weiß jetzt was ich getrost weglassen kann, und das ich tatsächlich zu viel mit hatte….ich möchte versuchen mit Rucksack, werde mir aber einen leichten Daypack einpacken für den Fall, dass es wieder irgendwann nicht geht.
Highlights – Herbergen als Tip:
Herberge Camino del Perdon in Uterga
( DZ alles sauber und bequem, super Essen, super nette Wirtin und Personal, eine Herberge wo man sich als Pilger wohl fühlt, urig)
Herbere Restaurant Fuente in Rabé de las Calzadas
(DZ alles sauber und bequem, super Essen, hat das Frühstück extra für uns früher gemacht, netter Wirt, tolles Ambiente, urig)
Herberge Los Canarios in Calzadilla de la Cueza
(DZ einfach aber sehr sauber und bequem, super netter Wirt, super Essen, hat das Frühstück für uns früher gemacht – mehr brauchts als Pilger nicht)
Eine Herberge die überhaupt nicht ging:
Herberge Puente Fitero in Itero de la Vega)
(ein steinalter Mann, der seine Angestellten unterdrückt, anschreit, der Service dadurch völlig chaotisch, das Essen unterirdisch und die verstehen nur spanisch)
Wobei es ja tatsächlich so ist : man will nach einer Etappe einfach nur ankommen, sauberes Bett und Bad und was Essen, und man ist glücklich.
Was mir aber aufgefallen ist, auch wenn es mein erster Camino zu Fuß war ( 2019 mir dem Motorrad) : der Weg verändert sich.
Die Menschen verändern sich, die Zeit ändert sich, der Weg ändert sich.
Aber eines wird immer bleiben: der Weg
Wie ich das meine: ich nehme mal als Beispiel die Fahrradpilger mit Elektrobikes….die sausen ohne Klingeln ! an einem vorbei, und fahren einen fast über den Haufen. Nicht alle…aber wir haben es sehr oft erlebt. Das macht einen traurig denn es ist respektlos. Fahren ja natürlich, aber bitte mit Respekt den laufenden Pilgern gegenüber – eine Klingel hat jeder. Und es waren tatsächlich nicht die normalen Fahrradpilger die nicht klingelten, es waren die mit den Elektrobikes….und vor allem in welchem Tempo…..sorry dafür habe ich kein Verständnis. Auch wenn es jetzt wieder Kritik geben wird jeder so wie er will, ich beziehe mich da ausdrücklich nur auf den Respekt und nicht die Art und Weise wie jeder einzelne pilgert !
Oder die Pilger, die mehr mit dem Handy beschäftigt waren , als mit dem Weg ….Die nahmen nix mehr war, nix links nix rechts…..Es waren Gott sei Dank nur wenige, und ja es gehört zur heutigen Zeit, aber haben die den Sinn des Weges verstanden?
Was ich schlimm empfand, war die Rückreise mit den Zügen ( von Sahagun nach Irun und einen Tag später dann von Irun nach Limburg)…….von 0 auf 100 voll im Alltag…..Da hatte nichts geklappt und es war einfach nur anstrengend. Vielleicht werde ich/wir zurück nächstes Jahr fliegen.
Meine Gedanken sind auf dem Camino, denn hier ist wieder Alltag …das hat man auf dem Camino komplett abschalten können. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es Sorgen dort nicht gibt. Denn teurer ist es dort nicht unbedingt geworden…. Und es war mal gut 3 Wochen keine Nachrichten zu lesen.
Mein Fazit:
Man muss den Weg selber laufen, man kann das nicht erklären, was der Weg mit einem macht.
Glücklich und zufrieden freue ich mich, es geschafft zu haben, bereue keinen km, und den Weg weiter gehen zu können um anzukommen……
LG Claudia