„Arschengel“ auf dem Camino
Verfasst: 6. Sep 2022, 22:20
Im Juli 2022 bin ich meinen ersten Camino gelaufen, den Camino Primitivo - die für mich beste Wahl bei drei Wochen Zeit und meiner Liebe für Bergwanderungen.
Immer wieder gute Begegnungen hatte ich mit Schweizern auf dem Weg und mit einem Wanderpaar aus Slowenien. Auch an Ines und Katja mag ich mich gern erinnern. Danke Euch allen für die schönen Momente!
Unverzichtbar war ein Wanderduo aus Italien, denn sie waren meine “Arschengel” für Zuversicht und Durchhaltevermögen. Ich hatte sie schon öfter auf dem Camino gesehen, die eine oder andere Herberge mit ihnen geteilt. Persönlich wurde es dann an der Bushaltestelle in Baleira, wo ich mit kaputten Füßen niedergeschlagen und in Badelatschen auf den Bus nach Lugo wartete. So wollte ich die letzte Gelegenheit zum Busfahren nutzen und meinen vielen Blasen etwas mehr Zeit zur Heilung verschaffen.
Besonders der muschelbehalste Lockenschopf und selbsternannte Ausrüstungsprofi wurde nicht müde, auf meine geschundenen Füße und Wanderschuhe zu schauen und mir zu erklären, das mein Camino hier ja wohl beendet wäre. Der Gipfel war ein Foto von mir unterwegs auf seinem Handy, das er mir feixend unter die Nase hielt - so zu sagen als Beweis für mein unpassendes Schuhwerk. Der Kerl hat mich so richtig nieder gemacht, nur um sich im nächsten Moment in Szene zu setzen und seine eigenen Schuhe als die besten anzupreisen. Was ist das für ein Pilger, der so etwas tut?
Ungewollt war der Klugscheisser die beste Medizin, die ich bekommen konnte, und seine Überraschung war schon groß, als wir uns Tage später vor dem Pilgerbüro in Santiago de Compostela wieder trafen. Seine Frage, ob es meinen Füssen gut geht, habe ich mit überkreuzten Fingern überzeugend bejaht, denn eine weitere Genugtuung sollte ihm nicht vergönnt sein.
Tatsächlich ist es doch völlig egal, wie und ob man den Weg schafft. Auch ist Pilgern für mich kein Wandern, denn neben dem Rucksack trage ich zuweilen andere Lasten – wenn ich mit einem Thema gehe. Natürlich wäre ich viel lieber blasen- und schmerzfrei gelaufen, doch meine Füße haben halt eine andere Entscheidung getroffen. Dafür war ich frei von Krämpfen, Muskelkater, Erschöpfung, Sonnenschäden, Rückenschmerzen und Knieproblemen. Das ist doch auch was.
Ein Mysterium waren die Kirchen auf dem Camino Primitivo. Sie waren meist verschlossen oder ihr Besucht kostete Eintritt. Das fand ich sehr seltsam für einen Pilgerweg.
Schwerer als der Camino war für mich überraschender Weise das wieder Ankommen. Das hat noch einmal gute drei Wochen gedauert. Anfangs fehlte mir der Rucksack. Er war ja die Tage auf dem Camino mein Zuhause, mit dem wenigen was ich brauchte. Auch das einfache Leben habe ich vermisst, den Rhythmus, der jeden Tag bestimmte: Gehen, Waschen, Essen, Schlafen. Und die Menschen, die guten, absichtslosen Begegnungen, die schnell persönlich und vertraut wurden.
Eigentlich wollte ich am liebsten gleich wieder los… Das wird 2024 der Fall sein. Und dann gehe ich ihn noch einmal, den Camino Primitivo!
Immer wieder gute Begegnungen hatte ich mit Schweizern auf dem Weg und mit einem Wanderpaar aus Slowenien. Auch an Ines und Katja mag ich mich gern erinnern. Danke Euch allen für die schönen Momente!
Unverzichtbar war ein Wanderduo aus Italien, denn sie waren meine “Arschengel” für Zuversicht und Durchhaltevermögen. Ich hatte sie schon öfter auf dem Camino gesehen, die eine oder andere Herberge mit ihnen geteilt. Persönlich wurde es dann an der Bushaltestelle in Baleira, wo ich mit kaputten Füßen niedergeschlagen und in Badelatschen auf den Bus nach Lugo wartete. So wollte ich die letzte Gelegenheit zum Busfahren nutzen und meinen vielen Blasen etwas mehr Zeit zur Heilung verschaffen.
Besonders der muschelbehalste Lockenschopf und selbsternannte Ausrüstungsprofi wurde nicht müde, auf meine geschundenen Füße und Wanderschuhe zu schauen und mir zu erklären, das mein Camino hier ja wohl beendet wäre. Der Gipfel war ein Foto von mir unterwegs auf seinem Handy, das er mir feixend unter die Nase hielt - so zu sagen als Beweis für mein unpassendes Schuhwerk. Der Kerl hat mich so richtig nieder gemacht, nur um sich im nächsten Moment in Szene zu setzen und seine eigenen Schuhe als die besten anzupreisen. Was ist das für ein Pilger, der so etwas tut?
Ungewollt war der Klugscheisser die beste Medizin, die ich bekommen konnte, und seine Überraschung war schon groß, als wir uns Tage später vor dem Pilgerbüro in Santiago de Compostela wieder trafen. Seine Frage, ob es meinen Füssen gut geht, habe ich mit überkreuzten Fingern überzeugend bejaht, denn eine weitere Genugtuung sollte ihm nicht vergönnt sein.
Tatsächlich ist es doch völlig egal, wie und ob man den Weg schafft. Auch ist Pilgern für mich kein Wandern, denn neben dem Rucksack trage ich zuweilen andere Lasten – wenn ich mit einem Thema gehe. Natürlich wäre ich viel lieber blasen- und schmerzfrei gelaufen, doch meine Füße haben halt eine andere Entscheidung getroffen. Dafür war ich frei von Krämpfen, Muskelkater, Erschöpfung, Sonnenschäden, Rückenschmerzen und Knieproblemen. Das ist doch auch was.
Ein Mysterium waren die Kirchen auf dem Camino Primitivo. Sie waren meist verschlossen oder ihr Besucht kostete Eintritt. Das fand ich sehr seltsam für einen Pilgerweg.
Schwerer als der Camino war für mich überraschender Weise das wieder Ankommen. Das hat noch einmal gute drei Wochen gedauert. Anfangs fehlte mir der Rucksack. Er war ja die Tage auf dem Camino mein Zuhause, mit dem wenigen was ich brauchte. Auch das einfache Leben habe ich vermisst, den Rhythmus, der jeden Tag bestimmte: Gehen, Waschen, Essen, Schlafen. Und die Menschen, die guten, absichtslosen Begegnungen, die schnell persönlich und vertraut wurden.
Eigentlich wollte ich am liebsten gleich wieder los… Das wird 2024 der Fall sein. Und dann gehe ich ihn noch einmal, den Camino Primitivo!