Geschafft: den Ironman der Pilgerwege

[PrinzKeksdose]

Erschöpft aber glücklich bin ich zurück von meiner letzten Pilgerreise. Viele Eindrücke, gute Gespräche und spirituelle Erfahrungen prägten den Weg. Jetzt lasse ich die Erlebnisse erst einmal sacken, komme wieder Zuhause an und lebe mich an. Nach direkter Beendigung der Pilgerreise war ich erschöpft, müde und mir war kalt. Mein erster Gedanke war, das brauch ich nicht noch mal. Inzwischen überlege ich nächstes Jahr zurückzukehren. Es hat mich gepackt, das Pilgerfieber. Der Schwerpunkt liegt auf einer tiefen spirituellen Erfahrung, einem gelebten Glauben und das Praktizieren der Religion. Beten, Beichte, Kommunion. Der Geist der an diesem Ort weht ist spürbar. In Johannes 3:8 lautet es: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. “ An diesem Ort wird man ordentlich durchgepustet und es kann passieren, dass man den ein oder anderen Regenschauer abbekommt.

Neben den genannten Faktoren gibt es Weiteren, die ihn besonders machen und in denen er sich von anderen Pilgerwegen unterscheidet. Es wird mehr gekniet als gelaufen, einen Rucksack muss man nicht tragen. Auch die Sorge um einen Schlafplatz ist unbegründet. Zum einen, weil man ein Bett zugewiesen bekommt, zum anderen, weil nicht geschlafen wird. Auf diesem Weg besteht das Pilgermenü aus Tee, trocken Brot und heiß Wasser, dem man wahlweise Salz oder Pfeffer beifügen kann. Das Stichwort heißt Fasten. Handys gehören auf diesem Weg zu einem der Gegenstände die tabu sind. Generell verboten sind: Lebensmittel, Süßigkeiten, Kaugummi, alkoholische und alkoholfreie Getränke, Kameras, Mobiltelefone, Radios, iPods/iPads, elektronische Tablets, Instrumente, Spiele, Artikel und Literatur zum Verkauf oder Vertrieb.

Und jetzt die Fragen aller Fragen: Wo war ich?

[Frau Holle]

Ich habe keine Idee
Weißt oder glaubst du, dass schon jemand aus dem Forum dort war?

[PrinzKeksdose]

Im Forum ist der Ort noch nicht genannt worden. Von daher gehe ich mal davon aus, dass noch niemand dort war.

[Pilgerbär]

Ein Kölner würde wahrscheinlich sagen, es höre sich an wie im Kningelpütz...

[Pater Norbert]

Du warst in Irland auf Station Island in Logh Dergh?

[Gertrudis]

Vielleicht in Altötting

[Matt Merchant]

Mein erster Impus war ja 'Guantanamo'... Aber das reibt sich mit der eucharistischen Dimension...

Es scheint spirituell aufregend gewesen zu sein und das freut mich sehr für Dich.
Allerdings sind Schlafentzug und Mangelernährung nicht jedermanns und -fraus Sache, können sogar für eine schlecht konditionierte Physis ziemlich gefährdend sein. Ich glaube daher offen gestanden nicht, dass ein radikales Heilfasten-Programm, wie Du es skizzierst, uneingeschränkt zur Nachahmung weiteremfohlen werden kann und darf...

Gleichwohl: Ich bin auf die Auflösung gespannt.

[Matt Merchant]

Pater Norbert hatte s.o. wohl mal wieder den richtigen Riecher...
https://www.theguardian.com/world/short ... -purgatory

"St. Patrick's Purgatory"... Uffa.
Mensch, Keksy, was tust Du Dir an!!

[Pater Norbert]

Das spannende ist die Reaktion der Leute, wenn du gefragt wirst, was du machen willst.
Wenn du sagst, ich will dahin oder war da, kommen entweder Kommentare im Sinne des verrückt seins oder die Leute strahlen dich an: "Du gehörst jetzt auch zu uns!"

[Simsim]

Warum nicht (sich so etwas "antun")? Die Erfahrung dauert nur drei Tage und ist intensive Praxis, das ist alles.

Fasten und Beten ist biblisch, und zeitweise strenge Askese ist nicht nur in der christlichen Spiritualität eine uralte Form, um sich geistig und körperlich zu reinigen und tiefer zu öffnen.
In manchen christlichen Klöstern und Gemeinschaften werden regelmäßig solche Intensivtage abgehalten.

Sehr in "Mode" sind heutzutage z.b. auch Vipassana Meditationskurse. Ich habe vor 15 Jahren selbst mal teilgenommen. Da wird 10 Tage kaum geschlafen, bis zu 14 Stunden täglich auf dem Meditationskissen verbracht und einmal täglich gibt es eine Mahlzeit. Diese Kurse haben so viel Zulauf, dass man viele Monate auf einen Platz warten muss.

Menschen suchen in Dunkelretreats und in Extremsportarten nach Erfahrungen, die über das normale "Alltagsbewusstsein" hinaus gehen. Ob da nicht irgendwie immer eine ähnliche Sehnsucht zugrunde liegt?

Wie auch immer....manche laufen tausende von Kilometern zu Fuß....und bezeugen hinterher, Gott begegnet zu sein...

Ich finde an Prinz Keksdoses (dieser Nick ) Pilgerweg nichts, aber auch gar nichts anstössiges.
Im Gegenteil, Fasten und Beten täte, meiner Ansicht nach, der Kirche besser, als ein von KI abgehaltener "Gottesdienst".
So geschehen auf dem diesjährigen evangelischen Kirchentag...

[Pilgerbär]

Ich habe hier nicht rausgehört, oder besser gelesen, dass jemand Anstoß genommen hätte...Da halte ich es mit dem alten Friedrich.

Wenn gesundheitlich keine Bedenken bestehen, nur zu.

Mir ist Gott nicht beim pilgern begegnet, ich pilgere weil er mir vorher begegnet ist. Könnte natürlich auch an den verordneten Drogen gelegen haben (langfristig starke Schmerzmittel und zur Schmerztoleranz Psychopharmaka), fühle mich aber seitdem viel gelassener.

[Matt Merchant]

Fasten und Beten täte [...] der Kirche besser, als ein von KI abgehaltener "Gottesdienst". So geschehen auf dem diesjährigen evangelischen Kirchentag...

Da bin ich tatsächlich zu 100% bei Dir, Simone:
Ich saß sehr bewusst während des laufenden Kirchentags in Rocamadour - und glaube an eine Kirche des Pilgerns und der heiteren Reduktion (obwohl ich oft enttäuscht werde).

Und was Heilfasten und spirituelle Reinigung angeht:
Yes - sofern es sich weder gesundheitlich selbstschädigend auswirkt noch einer Werkgerechtigkeit Vorschub leistet, die mir persönlich unter protestantischem Gesichtspunkt mulmig wäre. Immerhin predigen wir in der evangelischen Kirche kein Purgatorium, sondern die Freiheit des Christenmenschen.
Als Selbsterfahrung, Gebets- und Meditationsübung ist dagegen natürlich nichts einzuwenden.
Würde ich auch glatt machen!

Wenn du sagst, ich will dahin oder war da [...]

Lieber Norbert, verstehe ich das richtig, dass Du auch dort warst oder es planst? Wäre ja spanned.
Ich hatte bis heute noch nix von diesem Purgatorium gehört....

[Pater Norbert]

Lieber Norbert, verstehe ich das richtig, dass Du auch dort warst oder es planst? Wäre ja spanned.
90Ich hatte bis heute noch nix von diesem Purgatorium gehört....

In den 90er Jahren haben wir einen Irlandurlaub gemacht. Die Zeit auf Station Island war gebucht und klar.
Davor und danach haben wir den Daumen rausgehalten und haben am Zielort ein B&B gesucht. So entstanden diese Gespräche.

[PrinzKeksdose]

Pater Norbert lag völlig richtig. Mein diesjähriger Pilgerweg führte mich nach Irland zur Station Island, Lough Derg.
Trotz Fasten und Schlafmangel waren die drei Tage für mich eine tolle Erfahrung. By the way, die kompletten drei Tage auf der Insel ist man barfuß unterwegs. Die Frage nach dem richtigen Schuhwerk, die ich mir selber oft genug gestellt habe, ist hinfällig. Das ist der offizielle Link zu Lough Derg. https://www.loughderg.org/three-day-pilgrimage-season/

[donjohannes]

Gewiss ein besonderes Erlebnis!
Hätt mich P. Norbert mit dem Tipp angeschlossen und wäre letztes Jahr gerne auf der Via Columbani dort als Abstecher hin. Aber da war die Saison noch nicht eröffnet. Weil als Priester manches als DIY funktioniert, hab mich dann auf Inis Mac Neasáin aussetzen lassen, weil die Insel unbewohnt, mit monastischer Tradition und Kirchenruine war - und vor allem als Startpunkt sehr günstig gelegen. Was ich nicht wußte ist, dass direkt über Insel eine Einflugschneise für den Flughafen von Dublin ist. Brot und Wasser waren ok. Die Insel hoch-romantisch. Aber das "Purgatorium" das aus den Blechvögeln entstand, war härter als ich wollte.