Das sehe ich ein wenig anders, weil ich mich dann als Bedürftige/r outen muss und dann mglw eine unnötige Hürde aufbaue. Einen Aushang zum Verwendungszweck wäre vielleicht hilfreicher?Pilger Franz hat geschrieben: ↑8. Aug 2023, 09:40 Ich vermute, dass beim Gast/Pilger die Unsicherheit eine Rolle spielt. "Steht ja nirgendwo, wieviel."
Auf der Seite der Gastgeber gibt es aus historischen Gründen die Unsicherheit, über Geld für Unterkunft usw. zu reden.
Vorschlag für die hospitaleros/-as: Einen Aushang bzw. eine klare Ansage machen:
"Donativo heißt: Du musst nicht, sondern du darfst (zehn) Euro oder gerne mehr für die Unterkunft geben."
Oder die Ansage gleich beim Empfang/beim Abstempeln des Credencials.
Dann kann der bedürftige Pilger um Erlass bitten und ggf. eine Gegenleistung anbieten.
Das wäre eine Absprache auf Augenhöhe!
Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
Ultreya, euer Pilgerbär
Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
Ich habe vorhin meine drei ältesten Pilgerführer aus den Jahren 2007 bis 2010 durchgeblättert.
In keinem der Bücher fand ich einen Hinweis, dass es irgendwo kostenlose Übernachtungen gibt (Bei der Via Gebennensis werden allerdings bereits Flöhe und Bettwanzen erwähnt ).
Trotzdem kommt hier im Forum das Thema seit Jahren immer mal wieder auf, und wir sind uns einig, dass „freiwillige Spende“ nicht mit „kostenlos“ gleichzusetzen ist.
Ich frage mich, woher eigentlich die scheinbar weit verbreitete Meinung stammt, dass man als Pilger kostenlos essen und schlafen kann/darf.
Wie begründet sich diese Vorstellung, hat jemand eine Idee dazu?
In keinem der Bücher fand ich einen Hinweis, dass es irgendwo kostenlose Übernachtungen gibt (Bei der Via Gebennensis werden allerdings bereits Flöhe und Bettwanzen erwähnt ).
Trotzdem kommt hier im Forum das Thema seit Jahren immer mal wieder auf, und wir sind uns einig, dass „freiwillige Spende“ nicht mit „kostenlos“ gleichzusetzen ist.
Ich frage mich, woher eigentlich die scheinbar weit verbreitete Meinung stammt, dass man als Pilger kostenlos essen und schlafen kann/darf.
Wie begründet sich diese Vorstellung, hat jemand eine Idee dazu?
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Leonard Cohen
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- Matt Merchant
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Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
Eine gute Frage…
Ich möchte spekulieren, dass da jene mittelalterliche Tradition mitschwingt, wo Tauschhandel wichtiger war als Geldwirtschaft…
Und insbesondere Hebräerbrief 13,2 mag für die Interpretation sorgen, dass die Tugend der Gastfreundschaft Schätze im Himmel erwirbt…
Das Prrinzip der Donativo-Herbergen stammt ja meines Wissens aus der Zeit, als Pilgern noch kein Mainstream-Trend war, sondern ein spirituelles Nischenthema… Heute, wo sich die Wege durchkommerzialisiert haben, wirken einige Donativo-Institutionen aus der Zeit gefallen. An manchen Orten scheint‘s zu funktionieren (Grañon…); anderen, wie den Munizipalen in Galicien, kann ich es nicht verübeln, wenn sie mittlerweile einen festen Sockelbetrag verlangen…
Seit einem Jahr befasse ich mich notgedrungen mit Kirchen-Buchführung. Und sehe und lerne, was für ein wichtiger, aber hochsensibler Finanzierungssockel Spendeneinnahmen sind. Wenn der wegbricht, ist Geiz eben nicht mehr geil - sondern bald das Licht aus…
The Short of it: Donativo heißt:
gelebte Solidargemeinschaft; zeitloser christlicher „Liebeskommunismus“ gem. Apg 2,44-46…
Gib, was Du kannst. Und wenn es mal nichts ist (auch das ist mal okay), darf man darauf vertrauen, dass Dich ein Anderer eingeladen hat. Auf dass Du eines besseren Tages dasselbe für einen Befürftigen tun kannst, indem Du mal mehr gibst…
Alles Liebe aus Bozen,
auf meinem Weg von München nach Venedig,
Matteo Mercatore
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich)
Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
Ja... ich hab dem Camino versprochen, wenn ich mal reichlich Geld haben sollte, überall große Scheine in die Spendenboxen zu werfen! Zum Dank für all die wirklich berührende Geduld und Gastfreundschaft in den vergangenen Jahren.
- Frau Holle
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Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
So ähnlich habe ich es 2012 auf meinem ersten Camino als Studentin auch gemacht.
Damals musste ich kurz vor meiner Abreise überraschend eine 800€- Nachzahlung an meine Krankenkasse leisten, weil ich im Job einmal zu viel eingesprungen war und aus der Studentenversicherung flog. Damit war vor dem Start mehr als mein geplantes Budget weg und ich musste wirklich über jede Supermarkt-Cola nachdenken und habe äußerst sparsam gelebt.
Damals haben die öffentlichen Herbergen 5€ gekostet und ich habe manchmal auch in einer Donativoherberge nur 5€ gegeben, weil ich einfach nicht mehr hatte. Ich habe mir da aber gesagt, dass ich das "wieder gutmache", wenn ich nach dem Studium mehr Geld habe.
Als ich 2014 nach dem Studium von Siegen aus lief hatte wir einiges an Geld gespart, aber auf 130 Tage gab es auch keine riesige Summe pro Tag, aber da habe ich in den Donativoherbergen so viel gegeben, wie die privaten Herbergen gekostet haben und wenn es Essen gab den Preis vom Pilgermenü.
In Estella habe ich mehr gegeben, weil ich 2012 dort einen so schönen Aufenthalt hatte- Wir wurden so lieb und mit einem kalten Getränk begrüßt und durften uns an allem bedienen, das war so toll und es war eine der Herbergen, denen ich versprochen hatte beim nächsten Mal mehr Geld da zu lassen.
Seit 8 Jahren bin ich Vollzeit im Job und kann endlich so viel geben wie ich möchte und mache das inzwischen auch großzügig. In Bodenaya habe ich bspw. für 2 Personen 70€ dagelassen, für die Übernachtung mit Abendessen, weil ich dort einfach einen so wahnsinnig schönen Tag und Abend hatte und die Arbeit dort gern unterstützen wollte.
Meistens gebe ich für die Übernachtung mit Abendessen (ich frühstücke nie) mindestens 20€, aber ich habe da für mich auch keinen festen Betrag. Es hängt ja auch davon ab, was es gibt, wie man behandelt wird und so. Ich bin definitiv großzügiger, wenn ich von der Herberge begeistert bin.
Ich habe also vor 11 Jahren von den Donativoherbergen profitiert und heute dürfen andere davon profitieren, dass ich sie, wie Matt es so schön geschrieben habe- mit meinem Beitrag einlade. So habe ich damals auch das Donativoprinzip verstanden und hier im Forum gelernt und erlebt
u l t r e i a
Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
Toll Frau Holle! Möge Dein Beispiel inspirieren!
Und....es ist zwar erstaunlich aber wahr: es gibt tatsächlich eine Menge Leute, die wirklich nicht wissen, was es mit "Donativo" auf sich hat und ganz unschuldig annehmen, dass es eine Einladung ist. Ich habe öfters das Prinzip erklärt und mein Gegenüber fiel aus allen Wolken. Es gibt Kulturen, in denen es eine Beleidigung ist, Geld zu geben, wenn man eingeladen wird. Und ja, es gibt Leute, natürlich nicht die Mehrheit, aber es gibt sie, die keine Ahnung haben, wie sich die Herbergen in Spanien finanzieren.
Und....es ist zwar erstaunlich aber wahr: es gibt tatsächlich eine Menge Leute, die wirklich nicht wissen, was es mit "Donativo" auf sich hat und ganz unschuldig annehmen, dass es eine Einladung ist. Ich habe öfters das Prinzip erklärt und mein Gegenüber fiel aus allen Wolken. Es gibt Kulturen, in denen es eine Beleidigung ist, Geld zu geben, wenn man eingeladen wird. Und ja, es gibt Leute, natürlich nicht die Mehrheit, aber es gibt sie, die keine Ahnung haben, wie sich die Herbergen in Spanien finanzieren.
Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
Dee Gedanke des donativos ist ja "gib, was Du Dir leisten kannst", aber auch " gib, was es Dir wert ist". Als Hospitalera weiß ich auch recht genau, wie die Spendenkultur so aussieht, wobei ich, zumindest im letzten Jahr, nicht die gleichen Erfahrungen wie Andrea machen musste.
Ich hatte den Eindruck, dass es ganz gut ankam, wenn ich den Pilgern bei der Registrierung das Prinzip der Spendenherberge erläutert habe, denn Viele waren einfach unwissend.
Also: 1. Spende heißt nicht gratis, sondern der Höhe nach nicht festgelegt, 2. Die Herberge wird von Freiwilligen geführt, die in ihrem Urlaub unentgeltlich die Pilgerbetreuung übernehmen, 3. Die Herberge finanziert sich ausschließlich durch Spenden, 4. um diesen Platz auch für die Zukunft zu erhalten, bitte ich um Deine Kollaboration und Spende.
Und mit den Infos habe ich dann Jeden selber entscheiden lassen, welche Höhe ihm passend erschien.
Und nein, Geiz ist in diesem Fall überhaupt nicht geil!
Liebe Grüße, Simone
Ich hatte den Eindruck, dass es ganz gut ankam, wenn ich den Pilgern bei der Registrierung das Prinzip der Spendenherberge erläutert habe, denn Viele waren einfach unwissend.
Also: 1. Spende heißt nicht gratis, sondern der Höhe nach nicht festgelegt, 2. Die Herberge wird von Freiwilligen geführt, die in ihrem Urlaub unentgeltlich die Pilgerbetreuung übernehmen, 3. Die Herberge finanziert sich ausschließlich durch Spenden, 4. um diesen Platz auch für die Zukunft zu erhalten, bitte ich um Deine Kollaboration und Spende.
Und mit den Infos habe ich dann Jeden selber entscheiden lassen, welche Höhe ihm passend erschien.
Und nein, Geiz ist in diesem Fall überhaupt nicht geil!
Liebe Grüße, Simone
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- Pilger Franz
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Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
So oder so, der ankommende Pilger sollte auf das Donativo-Prinzip hingewiesen werden.
BC
Franz
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Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
...sag ich doch...Pilger Franz hat geschrieben: ↑9. Aug 2023, 13:26So oder so, der ankommende Pilger sollte auf das Donativo-Prinzip hingewiesen werden.
Ultreya, euer Pilgerbär
- Pooh_der_baer
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Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
In der städtischen Herberge Najera wurde 2010 darauf hingewiesen,
daß als Donativo 5 € erwartet werden.
daß als Donativo 5 € erwartet werden.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
- Pilger Franz
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Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
Also lautet der Beschluss,
dass man* hinterher sein muss!
*gemeint ist der Unterkunftsgeber
dass man* hinterher sein muss!
*gemeint ist der Unterkunftsgeber
BC
Franz
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Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
Ja, und genau das ist eben NICHT das eigentliche Prinzip des Donativo.Pooh_der_baer hat geschrieben: ↑9. Aug 2023, 15:19 In der städtischen Herberge Najera wurde 2010 darauf hingewiesen,
daß als Donativo 5 € erwartet werden.
Zum Glück haben sie in Najera endlich einen festen Tarif von 6 € eingeführt.
Entweder Donativo (freie Spende) oder nicht.
Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
Nicht nut in Spanien gibt es Donativo Unterkünfte. Auch in Deutschland und in der Schweiz bieten kirchl. Gemeinden Betten bzw. Privatpersonen (oft selbst Pilger) Übernachtungen in einem Gästezimmer/ehemaligen Kinderzimmer gegen Spende an. Bei netter Unterhaltung, ggfs. kleinem Abendbrot und Frühstück freuen sie sich immer auf eine Zuwendung in Höhe von 15,00 - 30,00 EUR/Franken, obwohl sie es nicht erwarten! Die Privatleute sind meist nicht auf eine Zahlung angewiesen, aber sehr hilfsbereit und gastfreundlich. Hochachtung für die Hospitalieros!
Unterwegs auf Pilgerwegen in Deutschland, Italien, Portugal, der Schweiz und Spanien
Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
So ist es
Früher habe ich auch ohne "Festpreis" auf mein Spendenkästchen hingewiesen und festgestellt, dass oftmals genau die Leute, die es nicht nötig haben, auf jeden Euro zu schauen, entweder keine Ahnung davon haben, was der Aufwand, den sie verursachen, kostet, oder aber sich freuen, dass sie ein Schnäppchen machen können. Wohingegen die weniger Begüterten sehr genau einschätzen können, wieviel "Spende" angemessen ist.
Jetzt habe ich einen Preisvorschlag, (aber eben nicht zwingend) und denen, die nichts verdienen oder noch 2600 km vor sich haben, sage ich, dass 3 oder 5 Euro bei ihnen voll in Ordnung sind. Trotzdem spenden fast alle genau den Betrag, der da steht, egal ob arm oder reich, ob mit oder ohne Essen...
C.Lebaniego,Reconquista https://gertrudisaltendorfer.wordpress.com/
Aragonés etc.: https://gertrudisaltendorferblog.wordpress.com/
Ruta de la Lana: https://gertrudisaltendorferrutadelalana.wordpress.com/
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Re: Spendenunterkunft Geiz ist Geil ?
"Donativo" heisst in Deutsch "gegen Spende". Jeder gibt soviel er kann, die Reichen geben viel, die Armen etwas weniger. Aber: Null ist keine Spende! Wenn man in einer Herberge eine warme Dusche nehmen kann, in der Küche selber kochen darf, ein sauberes Bett erhält und am Morgen gar noch ein Frühstück, dann sind 5 Euro zu wenig. Die Hospitaleras in den Herbergen arbeiten meist ohne Entschädigung. Sie geben ihren Urlaub oder ihre Freizeit her, um Pilgern (oder jungen Wanderern?) das Erlebnis des Jakobsweges zu ermöglichen. Das auszunützen, ist schäbig. Insbesondere, wenn dann in der Dorfbeiz eine ganze Batterie leerer Bierflaschen steht...