Herbergen und Schlafsack

Von St. Jean Pied de Port auf dem navarrischen oder vom Somportpass auf dem aragonischen Weg nach Santiago
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Igor1961
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Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Igor1961 »

Hallo liebe Pilger, ich habe da eine Frage. Ich bin 2016 alleine von Leon nach Santiago gelaufen und habe in 13 Tagen 4 x in einer Herberge geschlafen. Immer im Einzel- oder Schnarcherzimmer oder allein im Doppelzimmer. In Santiago im Seminario Menor. Sonst in günstigen Hotels oder Pensionen. Schlafsack hatte ich dabei, aber nie benutzt. Trotz aller Vorsicht habe ich mir Krätze eingefangen und ich möchte darum auch künftig nicht unbedingt in Massenschlafsälen unterkommen. Inzwischen pilgere ich mit meiner Frau zusammen und wir sind u.a. 3 x den Camino Portugues gelaufen. Jetzt bin ich in Rente, und nächstes Jahr wollen wir den kompletten Weg ab SJPdP laufen. Das wird aber ohne Herbergen mit Hotel Übernachten viel zu teuer. Wir würden deshalb auch gerne in Pilgerherbergen schlafen, allerdings nicht im Schlafsack und in 30 Mann Schlafsälen, da wir beide u.a. schnarchen und über 60 Jahre alt sind. 4 oder 6 Bett ginge bestimmt auch. Aber nicht die grossen Schlafräume. Frage: Können wir den Schlafsack zu Hause lassen? Gibt es denn Bettwäsche und Kissen und reicht der Juhe Schlafsack auch? Wir wollen überwiegend in Albergues schlafen und haben das aber nie zusammen wirklich ausprobiert. Wir brauchen Eure Erfahrungen, wie das in den echten Pilgerherbergen abläuft und ob wir es schaffen können statt 50-60€ für die Pension mit 20-30€ in der Albergue klar zu kommen. Dankeschön für Tips. Wäre eine grosse Hilfe für uns.
2016 Leon-Santiago
2017 Sarria-Santiago
2019 Irun-Santander
2018, 2022 und 2023 Porto-Santiago
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Pater Norbert
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Pater Norbert »

Hallo Igor,

bei deiner Frage antwote ich mit dem entweder - oder. Entweder ich will nur Hostales oder Hotel, dann kann ich mir den Schlafsack sparen. Oder ich will (auch) Herberge und habe eh den Schlafsack dabei.
Bei den Decken in der Herberge bin ich skeptisch. Ich denke auch, dass die ehrenamtlichen Hospitaler(a/o)s nicht alle Decken waschen können und trocken bekommen.
Also sind sie für mich außen vor.

Die kleineren Schlafzimmer in den Herbergen sind nun auch sehr beliebt und werden sowohl bei Reservierung als erste gebucht als auch beim Windhund Prinzip (wer zuerst kommt, belegt zuerst).
Also musst du da entweder sehr viel früher buchen und dich damit binden oder mit dem vorlieb nehmen, was du bekommst.

Nur als Frage: Du nennst Herbergen oder Hotel. Was ist mit Hostal? Da hast du weniger Komfort, aber auch weniger Preis.
Wer pilgert, wird von einem Virus infiziert, das nicht vergeht.
Gemerkt im März 2022. Avatar stammt aus Juni 2023.
Camping_Camino
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Camping_Camino »

Wenn man in den Herbergen übernachten möchte, braucht es einen Schlafsack, es sei denn man gehört zu den Glücklichen die sehr schwer frieren, dann kommt man in den wärmeren Monaten mit einem Hüttenschlafsack vielleicht hin.

Ich persönlich hätte an manchen Tagen selbst im Juli und August meinen warmen Daunenschlafsack nicht missen wollen. Wenn man müde ist friert man schneller, wenn man tagelang bei 35°C+ gelaufen ist reichen u.U. auch knapp 18°C nach nem plötzlichen Wetterwechsel, um ordentlich zu frieren, und in höheren Lagen wird es auch im Sommer nachts gerne kalt. Im Frühjahr mit einem nur leichten Schlafsack habe ich öfter mal gefroren, und auf späteren Touren selbst im Sommer manchmal den dicken Daunenschlafsack rausgeholt.

Meist gibt es Kissen in den Herbergen, aber normalerweise mit Gummiüberzug, nicht sehr angenehm, dasselbe gilt für den Matratzenbezug. Vorsorge gegen Bettwanzen.

"Bettwäsche" ist wenn es sie gibt meist Einmalware aus Plaste, damit man nicht direkt auf dem Gummi liegt (Laken+Kissenbezug). Decken sind meist dicke Wolldecken, die vermutlich max. 1x/Jahr gewaschen werden, wenn überhaupt (und wenn es denn überhaupt Decken gibt, nicht jede Herberge bietet das an). Da empfiehlt sich aus hygienischen Gründen wenigstens einen Hüttenschlafsack zwischen sich und der Decke zu haben. Auch im Sinne der nachfolgenden Pilger, die die Decke benutzen werden.

Quintessenz des ganzen: bei ca. 10-15€ Übernachtungsgebühr gibt es halt Abstriche im Komfort. Wenn man wenig Leute im Raum + komplette Bettwäsche möchte, dann kostet es halt extra. Würden die städtischen und kirchlichen Herbergen grundsätzlich solchen Service für alle anbieten, müssten die Preise viel höher sein.

In privaten Herbergen (etwas teurer) hat man vielleicht eher Glück, gegen kleinen Aufpreis echte Bettwäsche ect. zu bekommen.

Es gibt übrigens sehr leichte Schlafsäcke die für die Herbergen in den meisten Fällen völlig ausreichend sind. Mein erster kostete nur ~35€, hatte ein sehr kleines Packmaß, und wog nur 500g. Man muss also nicht unbedingt viel mehr Gewicht mit sich rumschleppen :-) Und mit so einem leichten Schlafsack im Gepäck ist man dann dafür sehr flexibel in der Auswahl der Unterkünfte.

Weiter viel Spaß beim Planen, und Buen Camino!
Gerhard Nikolaus
Beiträge: 164
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Gerhard Nikolaus »

Mein frühester Kenntnisstand der Herbergen auf dem Frances ist der von 2022. Ich muss sagen, die waren allesamt hygienisch einwandfrei. Ich vermute, im Zuge der Corona-Auszeit ist da einiges nachgerüstet worden, denn Matratzen wie auch Kopfkissen waren abwaschbar und man konnte diese mit den ausgehändigten Einmalbezügen abdecken. Darauf habe ich dann in meinem sehr leichten Schlafsack gelegen (Komforttemperatur 14°). Das war oft hygienischer als manche Absteige für 35 oder 40 € mit fleckigen Matratzen (mich schüttelt es jetzt noch). Vorhandene Decken habe ich nie benutzt. Dafür hatte ich den Schlafsack.
Ohne meinen Schlafsack gehe ich nicht los.
Camino Francés April/Mai 2022
Camino Francés April/Mai 2023
Olavsweg (Lillehammer - Trondheim) Juli 2023
Superfrauandrea
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Superfrauandrea »

ich halte den Schlafsack für unverzichtbar. Man weiß ja nie ganz genau wo man unterkommt und ich friere - aufgrund der Anstrengungen des Tages - immer sehr.
Günstige Hostals sind sicher für 40 - 60,-- Euro pro Doppelzimmer zu bekommen. Ich schätze auch schon öfters die Privatsphäre und gehe abwechselnd in Herbergen und Hostals.
Schönen Weg für euch!
Superfrauandrea
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Superfrauandrea »

Superfrauandrea hat geschrieben: 4. Okt 2023, 08:31 ich halte den Schlafsack für unverzichtbar. Man weiß ja nie ganz genau wo man unterkommt und ich friere - aufgrund der Anstrengungen des Tages - immer sehr.
Günstige Hostals sind sicher für 40 - 60,-- Euro pro Doppelzimmer zu bekommen.In den Herbergen kostet das Bett zwischen 10 - 15 Euro, je nach Ausstattung der Herberge.
Ich schätze auch schon öfters die Privatsphäre und gehe abwechselnd in Herbergen und Hostals.
Schönen Weg für euch!
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Pilgerbär
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Pilgerbär »

Die Gefahr sich Krätze in Gemeinschaftsschlafräumen einzufangen halte ich nicht für höher wie im Hotel. Gerade wenn man seinen eigenen Schlafsack hat...

https://www.infektionsschutz.de/erreger ... e-skabies/
Ultreya, euer Pilgerbär
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Gertrudis
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Gertrudis »

Ein weiteres Argument für den Schlafsack: man vermeidet dadurch unnötige Verschwendung.
Diesen Sommer habe ich zeitweise täglich die praktisch noch saubere, nur für wenige Stunden von frisch geduschten Pilgerinnen und Pilgern benutzte Bettwäsche gewaschen.
Ein enormer Aufwand an Bettwäsche ,den wir beim Pilgern ohne Schlafsack verursachen, und entsprechender Verbrauch an Ressourcen - Wasser, Abwasser, Strom, Waschmittel... (und die Arbeit für die Hospitaleros...)
Buen Camino
Gertrudis
Berta71
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Berta71 »

Meine Erfahrungen auf dem francés bis einschließlich Frómista im Sommer 2022 waren bis auf eine Herberge sehr gut
Sauber keine Probleme
Die eine Herberge war in Granon la sonrisa, das war extrem . Bin nicht empfindlich. Aber dort war es schmutzig im ganzen Haus, von 2 Duschen war 1 defekt, Laken nicht gewechselt, die angeblich in der Maschine gewaschene Wäsche war hinterher genauso schmutzig.
Aber gut überlebt eine Nacht zum Glück ohne Bettwanzen.

Hoffe dass die Herberge wieder besser ist. Sie hatte eigentlich gute Empfehlungen.


Ich hatte in allen Herbergen meinen Schlafsack. Da schließe ich mich den anderen an und denke es ist Ressourcen Schonung diesen statt Bettwäsche zu nutzen. Im Hotel ne andere Sache.

Gute Zeit
Römer 8, 38-39 🙏👑
Cloudbuster
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Cloudbuster »

Hallo zusammen,

stellen die Herbergen eigentlich gewaschene Bettlaken für die Matratzen zur Verfügung oder muss man selber dafür sorgen, dass man nicht direkt in Kontakt mit der Matratze kommt?

Mein Plan sieht derzeit vor, dass ich ab Ende März von Le Puy-en-Velay nach Santiago pilgere. Ich habe vor, überwiegend zu zelten und womöglich hier und da mal in Pilgerherbergen zu übernachten oder ein Angebot mit etwas mehr Komfort in Anspruch zu nehmen. Mitnehmen würde ich deshalb wahrscheinlich ein aufblasbares Kopfkissen sowie ein Quilt, also keinen Schlafsack, den ich komplett schließen könnte. Beides könnte und würde ich in Pilgerherbergen benutzen. Mit dem Quilt hätte ich aber zwangsläufig direkten Kontakt zur Matratze, da der eher mit einer Bettdecke zu vergleichen ist.

Danke und liebe Grüße

Manuel
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Simsim
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Simsim »

Hallo Manuel,

In Frankreich bekommst Du meistens gewaschene Bettlaken und manchmal auch diese weißen Einweg-Laken.
In Spanien oft die Einweg-Laken, in ganz einfachen Herbergen gar nix und selten auch mal frische Baumwoll-Laken.
Ich würde Dir empfehlen, immer so ein Einweg-Laken dabei zu haben (einfach behalten, wenn Du eins bekommst).
Die Dinger halten locker mehrere Nächte. Und sie wiegen nur wenige Gramm.
Im April kann es noch sehr kalt sein zum zelten, besonders auf dem Aubrac. Da sind diese Einweg Bettlaken eine phantastische Zusatz-Isolierung.
Ich habe im Winter immer 5 davon im Rucksack. Zwei lege ich über den Schlafsack und drei befestige ich mit Wäscheklammern außen um das Innenzelt herum, sozusagen als Membran. Erhöht die Temperatur im Zelt um ca. 6-7 Grad!
Cloudbuster
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Cloudbuster »

Hallo Simone,

lieben Dank für deinen Erfahrungsbericht!

Gruß, Manuel
Thüringer
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Registriert: 27. Jul 2019, 06:44

Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Thüringer »

Hallo Manuel

Ich habe mir zwar nie was in einer Herberge geholt....Bettwanzen oder wie du die Krätze...aber bei meinen ersten Camino auch in
ekeligen Betten geschlafen, es gab nicht immer den Einmalbezug. Habe mir danach aus Fallschirmseide einen Bettbezug machen lassen, den
ich über das gesamte Bett gezogen habe, den Schlafsack benutze ich nur zum zudecken. Das Spannbettuch hat einen umlaufenendes Gummi,
verrutscht dadurch nicht, wiegt 300 gr.....eine befreundete Schneiderin hat es genäht.

Thüringer
4 mal den Camino auf Wegen durch die Schweiz, Frankreich und Spanien von der Haustür nach Santiago.
Den de Norte, den Primitivo, der Ingles und Muxia/Finiterre mehrmals. Den Portuguese von Lissabon und von Faro nach Santiago...1500 km in Deuschland
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beliperegrina
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von beliperegrina »

Ich mache es ähnlich wie Thüringer. Ein Microfaser-Spannbetttuch habe ich im dänischen Bettenlager gefunden, ca. 200g. Das ziehe ich über alles, einschließlich Kopfkissen. Wenn ich mal wieder auf Einmalbettwäsche stoße, werde ich Simones Tipp beherzigen.
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Simsim
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Re: Herbergen und Schlafsack

Beitrag von Simsim »

So ein Einmalbettlaken wiegt höchstens 30 g.....
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