Pilgerbericht Bremen-Perl
Verfasst: 2. Jun 2022, 22:18
Moin zusammen,
ich bin den vergangenen Monat seit dem 30.4 zunächst auf dem Via-Baltica ab Bremen und nach Münster auf den - Ich weiß nicht wie er heißt - Weg bis Köln und danach durch die Eifel bis Trier und nun bis Perl unterwegs gewesen. Morgen geht es weiter nach Frankreich. Zeit für einen kleinen Zwischenbericht hier, nachdem mir an verschiedenster Stelle hier Unterstützung zuteil wurde. Ich weiß gar nicht so genau, was ich schreiben soll. Denn eine richtige "Erzählung" gibt es für mich noch nicht, es geht ja noch weiter. Auch, wenn das weitergehen, verschiedentlich in Frage stand, zuletzt heute. Mit ein Grund dafür ist wohl, dass ich es im Gegensatz zu meinen Erfahrungen auf dem Camino Frances, es mir nicht gelungen ist, in gute Routinen zu kommen. Immer wieder gab es Ereignisse, die mich da so ein bisschen rausgebracht haben.
Angefangen hat es in Bremen, wo ich erst mit deutlicher Verspätung um 16h gestartet bin und dann ziemlich gehetzt, ohne Pausen zu meiner ersten Unterkunft mit 4,8 km/h quasi gespurtet bin, um dann um 22h dort anzukommen. Einen Schnitt, den ich bis jetzt nicht erneut erreicht habe und auch nicht so anstrebe. In den Etappen bis Osnabrück habe ich mich zunächst relativ gut eingelaufen (auch die Schuhe waren es wegen später Lieferung nicht ) Hier finde ich es anzumerken, dass der Via-Baltica sehr gut gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zu allen Wegen danach gibt es auch Kennzeichnungen, wenn man falsch geht, was ich als richtigen Vorteil erlebt habe. So bin ich quasi nie falsch abgebogen. Ich konnte die Navigationsstimme von Komoot außerhalb der Orte abschalten.
Die Unterkünfte, die in den Unterkunftslisten des Führers aus dem Caminotogo-Verlags waren aktuell und ich habe bis auf in Vechta, überall über diese Liste, eine Unterkunft gefunden. In Vechta habe ich Couchsurfing genutzt. Das kann ich sehr empfehlen. Den Führer des Verlags eher weniger. Ich finde ihn für die Kürze der Strecke, die er abdeckt (Bremen-OS), sehr "geschwätzig", manchmal etwas zu blumig in der Wortwahl und definitiv zu umfangreich.
Ab Osnabrück habe ich mich auf den Führer aus dem dem Conrad-Stein-Verlag verlassen und außerdem Unterkunftslisten aus dem Netz genutzt. Da ich wegen der Dauer meines Unterfangens eher auf "einfache" nicht, kommerzielle Unterkünfte setzen muss, muss ich sagen, dass es nach Osnabrück schwieriger oder besser gesagt aufwendiger geworden ist, Unterkünfte zu finden. Dennoch ist es mir gelungen bis Köln nur 2 Mal in kommerziellen Unterkünften unterzukommen. Ich muss dabei betonen, dass nicht allein Geld da ein Faktor ist. Ich finde, auch die unterschiedlichen Begegnungen, mit den Gastgeber*innen, interessant und wichtig. Auch, wenn diese nur kurz sind. Irgendwie ersetzen sie die Begegnungen, die ich in Spanien auf dem Camino hatte. Mir sind kurz hinter Köln die ersten beiden anderen Pilger*innen begegnet, kurz vor Trier zwei weitere und gestern kurz vor Perl habe ich Pilgerin Nummer 5 getroffen. Unterkünfte, die ich nicht in Verzeichnissen gefunden habe, habe ich durch direktes Anfragen bei Gemeinden, Couchsurfing und bei Jakobswegfreundeskreisen in Köln und Dortmund gefunden.
Die Wegführungsqualität ab Osnabrück war nie wieder die gleiche, wie davor. Was nicht heißt, dass sie schlecht war. Mal sehr gut, mal weniger. Auf jeden Fall habe ich mir erlaubt Komoot aktiv zu lassen und zudem an einigen Stellen, die Wegeführung für damit mich angepasst. Insbesondere ab Dortmund, wo ich meinen ersten unfreiwillig verlängerten Aufenthalt hatte. Dort stellte sich heraus, dass ich mir durch falsche Einstellung der Stöcke, ich mir eine Sehnenscheidenentzündung eingefangen habe und fortan musste ich mit Orthese und ohne Stöcke unterwegs sein. Das nächste, größere Problem, erwischte mich kurz vor Köln. Während ich zunächst 2 Stürme, durch geschicktes Studium der Wetterprognosen (Hilfe von außen) einmal in einer Eisdiele und einmal in einer Bäckerei, die Gewitter aussitzen konnte, habe ich den Fehler gemacht, den Stunden später folgenden Regen, auf einem unbefestigten Wanderweg zu gehen. Das ganze war kurz vor der Unterkunft und ehe ich mich's versah, waren meine Schuhe voll mit Wasser und ich musste abbrechen und wohl oder übel, ein Taxi zur Unterkunft nehmen, weil die Unterkunft auf einem befestigten Weg, nur mit sehr großem Umweg zu erreichen gewesen wäre Bitter, bitter und da habe ich mir auch die ersten Blasen eingefangen, die mich seit dem nicht verlassen haben (auch, wenn sie nicht weiter stören).
Das große ? vor dem Loslaufen war die Frage, wie es um den Jakobsweg in der Eifel aussieht, der ja laut Conrad-Stein-Verlag, seit der Flut vom letzten Jahr abschnittsweise nicht begehbar ist. Wie auch jemand im Forum geschrieben hat, ist diese Info obsolet. Man sieht immer noch an einigen Stellen, vor allem in Bad Münstereifel, die Hinterlassenschaften der Flut, aber man kann guten Gewissens und meistens gut ausgeschildert seinen Weg gehen. Problematisch war allerdings die Lage mit den Unterkünften, nicht direkt durch die Flut, aber indirekt. Es gibt es schon wenig nicht-kommerzielle Angebote auf diesem Abschnitt. Aber auch die kommerziellen sind oft belegt durch Menschen, die noch nicht zurück in ihre Häuser können, Handwerker*innen, die dort jetzt arbeiten und Feriengäste. Das führt dazu, dass es in einigen Orten, schwierig war, überhaupt eine Unterkunft zu finden, die, wenn vorhanden, unter Umständen sehr teuer waren. Ich habe an einigen Stellen, meine geplanten Etappen deswegen geändert. Manchmal teuer gezahlt und an einigen Orten, noch nicht bekannte, nicht kommerzielle Unterkünfte in Gemeinden gefunden (schon gemeldet an den Conrad-Stein-Verlag und die Unterkunftsliste Via-Coloniensis). Aufgrund meiner Verletzung, zu der sich in der Eifel noch, ein Umknicken des Sprunggelenks dazugeselte, habe ich mir erlaubt, immer wieder auf die Radrouten auszuweichen, anstatt die deutlich quälerischen Routen der originalen Ausschilderung, zu gehen. Aus dem gleichen Grund habe ich es mir erspart Luxemburg anzusteuern. Ein Umweg, auf dem Weg nach Trier, den ich unter diesen Umständen, nicht gehen wollte. Stattdessen bin ich abschnittsweise Radrouten bzw. entlang der Landstraße gegangen. Zum Glück kaum Verkehr.
Trier liegt nun gar nicht so weit hinter mir. Heute ist mein zweiter Tag in Perl. Gestern bin ich zum zweiten Mal hart umgeknickt. Heute habe ich daher den Tag damit verbracht, einen Arzt zu finden und schließlich eine Sprunggelenksbandage verschrieben zu bekommen. Die Motivation war im Keller und die Überlegungen aufzugeben waren bedingt durch die Verletzung und meine Frankreichbefürchtungen (teuer, keiner versteht mich) so hoch wie noch nie. Jetzt, wo ich die Bandage habe, ist klar: Morgen geht es weiter und ich darf mich freuen, dass ich für ein paar Tage, Begleitung aus dem Freundeskreis bekomme. Wie schon zuvor auch in Teilen der Eifel, wo mich meine beiden Patenkinder und deren Mutter begleiteten. Ich grusel mich immer noch vor Frankreich, aber es ist (noch?) kein Grund aufzugeben.
So weit erst Mal
Marcum
ich bin den vergangenen Monat seit dem 30.4 zunächst auf dem Via-Baltica ab Bremen und nach Münster auf den - Ich weiß nicht wie er heißt - Weg bis Köln und danach durch die Eifel bis Trier und nun bis Perl unterwegs gewesen. Morgen geht es weiter nach Frankreich. Zeit für einen kleinen Zwischenbericht hier, nachdem mir an verschiedenster Stelle hier Unterstützung zuteil wurde. Ich weiß gar nicht so genau, was ich schreiben soll. Denn eine richtige "Erzählung" gibt es für mich noch nicht, es geht ja noch weiter. Auch, wenn das weitergehen, verschiedentlich in Frage stand, zuletzt heute. Mit ein Grund dafür ist wohl, dass ich es im Gegensatz zu meinen Erfahrungen auf dem Camino Frances, es mir nicht gelungen ist, in gute Routinen zu kommen. Immer wieder gab es Ereignisse, die mich da so ein bisschen rausgebracht haben.
Angefangen hat es in Bremen, wo ich erst mit deutlicher Verspätung um 16h gestartet bin und dann ziemlich gehetzt, ohne Pausen zu meiner ersten Unterkunft mit 4,8 km/h quasi gespurtet bin, um dann um 22h dort anzukommen. Einen Schnitt, den ich bis jetzt nicht erneut erreicht habe und auch nicht so anstrebe. In den Etappen bis Osnabrück habe ich mich zunächst relativ gut eingelaufen (auch die Schuhe waren es wegen später Lieferung nicht ) Hier finde ich es anzumerken, dass der Via-Baltica sehr gut gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zu allen Wegen danach gibt es auch Kennzeichnungen, wenn man falsch geht, was ich als richtigen Vorteil erlebt habe. So bin ich quasi nie falsch abgebogen. Ich konnte die Navigationsstimme von Komoot außerhalb der Orte abschalten.
Die Unterkünfte, die in den Unterkunftslisten des Führers aus dem Caminotogo-Verlags waren aktuell und ich habe bis auf in Vechta, überall über diese Liste, eine Unterkunft gefunden. In Vechta habe ich Couchsurfing genutzt. Das kann ich sehr empfehlen. Den Führer des Verlags eher weniger. Ich finde ihn für die Kürze der Strecke, die er abdeckt (Bremen-OS), sehr "geschwätzig", manchmal etwas zu blumig in der Wortwahl und definitiv zu umfangreich.
Ab Osnabrück habe ich mich auf den Führer aus dem dem Conrad-Stein-Verlag verlassen und außerdem Unterkunftslisten aus dem Netz genutzt. Da ich wegen der Dauer meines Unterfangens eher auf "einfache" nicht, kommerzielle Unterkünfte setzen muss, muss ich sagen, dass es nach Osnabrück schwieriger oder besser gesagt aufwendiger geworden ist, Unterkünfte zu finden. Dennoch ist es mir gelungen bis Köln nur 2 Mal in kommerziellen Unterkünften unterzukommen. Ich muss dabei betonen, dass nicht allein Geld da ein Faktor ist. Ich finde, auch die unterschiedlichen Begegnungen, mit den Gastgeber*innen, interessant und wichtig. Auch, wenn diese nur kurz sind. Irgendwie ersetzen sie die Begegnungen, die ich in Spanien auf dem Camino hatte. Mir sind kurz hinter Köln die ersten beiden anderen Pilger*innen begegnet, kurz vor Trier zwei weitere und gestern kurz vor Perl habe ich Pilgerin Nummer 5 getroffen. Unterkünfte, die ich nicht in Verzeichnissen gefunden habe, habe ich durch direktes Anfragen bei Gemeinden, Couchsurfing und bei Jakobswegfreundeskreisen in Köln und Dortmund gefunden.
Die Wegführungsqualität ab Osnabrück war nie wieder die gleiche, wie davor. Was nicht heißt, dass sie schlecht war. Mal sehr gut, mal weniger. Auf jeden Fall habe ich mir erlaubt Komoot aktiv zu lassen und zudem an einigen Stellen, die Wegeführung für damit mich angepasst. Insbesondere ab Dortmund, wo ich meinen ersten unfreiwillig verlängerten Aufenthalt hatte. Dort stellte sich heraus, dass ich mir durch falsche Einstellung der Stöcke, ich mir eine Sehnenscheidenentzündung eingefangen habe und fortan musste ich mit Orthese und ohne Stöcke unterwegs sein. Das nächste, größere Problem, erwischte mich kurz vor Köln. Während ich zunächst 2 Stürme, durch geschicktes Studium der Wetterprognosen (Hilfe von außen) einmal in einer Eisdiele und einmal in einer Bäckerei, die Gewitter aussitzen konnte, habe ich den Fehler gemacht, den Stunden später folgenden Regen, auf einem unbefestigten Wanderweg zu gehen. Das ganze war kurz vor der Unterkunft und ehe ich mich's versah, waren meine Schuhe voll mit Wasser und ich musste abbrechen und wohl oder übel, ein Taxi zur Unterkunft nehmen, weil die Unterkunft auf einem befestigten Weg, nur mit sehr großem Umweg zu erreichen gewesen wäre Bitter, bitter und da habe ich mir auch die ersten Blasen eingefangen, die mich seit dem nicht verlassen haben (auch, wenn sie nicht weiter stören).
Das große ? vor dem Loslaufen war die Frage, wie es um den Jakobsweg in der Eifel aussieht, der ja laut Conrad-Stein-Verlag, seit der Flut vom letzten Jahr abschnittsweise nicht begehbar ist. Wie auch jemand im Forum geschrieben hat, ist diese Info obsolet. Man sieht immer noch an einigen Stellen, vor allem in Bad Münstereifel, die Hinterlassenschaften der Flut, aber man kann guten Gewissens und meistens gut ausgeschildert seinen Weg gehen. Problematisch war allerdings die Lage mit den Unterkünften, nicht direkt durch die Flut, aber indirekt. Es gibt es schon wenig nicht-kommerzielle Angebote auf diesem Abschnitt. Aber auch die kommerziellen sind oft belegt durch Menschen, die noch nicht zurück in ihre Häuser können, Handwerker*innen, die dort jetzt arbeiten und Feriengäste. Das führt dazu, dass es in einigen Orten, schwierig war, überhaupt eine Unterkunft zu finden, die, wenn vorhanden, unter Umständen sehr teuer waren. Ich habe an einigen Stellen, meine geplanten Etappen deswegen geändert. Manchmal teuer gezahlt und an einigen Orten, noch nicht bekannte, nicht kommerzielle Unterkünfte in Gemeinden gefunden (schon gemeldet an den Conrad-Stein-Verlag und die Unterkunftsliste Via-Coloniensis). Aufgrund meiner Verletzung, zu der sich in der Eifel noch, ein Umknicken des Sprunggelenks dazugeselte, habe ich mir erlaubt, immer wieder auf die Radrouten auszuweichen, anstatt die deutlich quälerischen Routen der originalen Ausschilderung, zu gehen. Aus dem gleichen Grund habe ich es mir erspart Luxemburg anzusteuern. Ein Umweg, auf dem Weg nach Trier, den ich unter diesen Umständen, nicht gehen wollte. Stattdessen bin ich abschnittsweise Radrouten bzw. entlang der Landstraße gegangen. Zum Glück kaum Verkehr.
Trier liegt nun gar nicht so weit hinter mir. Heute ist mein zweiter Tag in Perl. Gestern bin ich zum zweiten Mal hart umgeknickt. Heute habe ich daher den Tag damit verbracht, einen Arzt zu finden und schließlich eine Sprunggelenksbandage verschrieben zu bekommen. Die Motivation war im Keller und die Überlegungen aufzugeben waren bedingt durch die Verletzung und meine Frankreichbefürchtungen (teuer, keiner versteht mich) so hoch wie noch nie. Jetzt, wo ich die Bandage habe, ist klar: Morgen geht es weiter und ich darf mich freuen, dass ich für ein paar Tage, Begleitung aus dem Freundeskreis bekomme. Wie schon zuvor auch in Teilen der Eifel, wo mich meine beiden Patenkinder und deren Mutter begleiteten. Ich grusel mich immer noch vor Frankreich, aber es ist (noch?) kein Grund aufzugeben.
So weit erst Mal
Marcum